Jubiläum am Lendplatz

Lebensretter von Graz: Feuerwehr ist 170 Jahre alt

Steiermark
06.09.2023 08:27

In einer Sitzung des Grazer Gemeinderates am 18. Jänner 1853 wurde der Beschluss gefasst, eine Feuerwehr, die sogenannten Pompiers, zu gründen - der Gründungstag der Berufsfeuerwehr Graz. Somit sind die Florianis seit 170 Jahren Tag für Tag, Nacht für Nacht für alle Grazer im Einsatz. Wir haben die stillen Helden besucht.

Imposant sind die Einsatzzahlen der Berufsfeuerwehr Graz von 2022: Insgesamt 6082, darunter 2183 Brandeinsätze, 3899 technische Einsätze, 323 bei Unwettern, 1314 bei Tierrettungen und -transporten. Gerettete Sachwerte: 2.185.000 Euro, 677 Menschen wurden im Vorjahr in Sicherheit gebracht.

Die Alarmierungszentrale der Berufsfeuerwehr Graz (Bild: Jauschowetz Christian)
Die Alarmierungszentrale der Berufsfeuerwehr Graz

Vom Großbrand bis zu Rettungs- und Bergemaßnahmen, vom Brandmeldereinsatz bis zur Hilfe für ein Tier in Not, vom Hochwassereinsatz bis zur Befreiung von Personen aus Aufzügen – die Einsatzpalette ist überaus groß. Von 0 bis 24 Uhr, 365 Tage im Jahr, stehen auf insgesamt drei Feuerwachen Männer und Gerät bereit, um binnen weniger Minuten im gesamten Grazer Stadtgebiet zum Einsatz gelangen zu können. „30 Sekunden nach der Alarmierung müssen wir bei den Fahrzeugen sein“, schildert Inspektionsbrandmeister Ernst Zechner, „nach 60 Sekunden sind wir abfahrbereit.“

Inspektionsbrandmeister Ernst Zechner von der Grazer Berufsfeuerwehr (Bild: Jauschowetz Christian)
Inspektionsbrandmeister Ernst Zechner von der Grazer Berufsfeuerwehr

Fakten

170 Jahre gehören gefeiert! Am Samstag, 9. September, lädt die Berufsfeuerwehr Graz (Leiter: Klaus Baumgartner) zum Tag der offenen Tür am Lendplatz. Von 12 bis 18 Uhr gibt es Programm, danach Konzerte von Oliver Haidt und Hannah.

„Es gibt auch sehr emotionale Momente“
Natürlich geht auch beim erfahrenen Feuerwehr-Mann bei Einsätzen der Puls in die Höhe: „Vor allem, wenn Menschen in Gefahr sind.“ Aber die Florianis sind Vollprofis, trainieren ständig, absolvieren Weiterbildungen. „Klar bringen die ständig neuen Techniken auch neue Herausforderungen für uns, wie etwa die Feuerbekämpfung bei den E-Autos.“

Kein Einsatz ist planbar, aber gerade die immer neuen Herausforderungen sind es, die Zechner und seine Kollegen an ihrem Beruf so schätzen. „Wir sind von niemandem das Feindbild, oft genug gibt es auch sehr emotionale Momente. Ich wurde etwa erst kürzlich nach einem Brandeinsatz von einer Frau mit den Worten ,Ihr habt’s unser Leben gerettet‘ umarmt.“

Bei Alarmierung müssen die Männer in 30 Sekunden bei den Fahrzeugen sein. (Bild: Christian Jauschowetz)
Bei Alarmierung müssen die Männer in 30 Sekunden bei den Fahrzeugen sein.

Igel-Einsatz sorgte international für Schlagzeilen
Natürlich gibt es auch extrem belastende Einsätze. „Vor allem für die Psyche. Da sind Gespräche untereinander ganz wichtig“, sagt Zechner. Aber auch zum Schmunzeln haben die Männer oft, vor allem als Tierrettung: „Da gibt es schon kuriose Einsätze. Wenn der Papagei etwa aus der Wohnung geflogen ist.“ Ein eingeklemmter Igel schaffte es sogar in britische Medien.

Allein im Vorjahr gab es 6082 Einsätze für die Feuerwehr (Bild: Berufsfeuerwehr Graz)
Allein im Vorjahr gab es 6082 Einsätze für die Feuerwehr

Zechner betont zum Schluss: „Der Notruf 122 ist für alle und immer da. Wir können in jeder Notsituation helfen, sind binnen ein paar Minuten vor Ort.“

Meilensteine in der Grazer Feuerwehr
In der Gemeinderatssitzung am 18. 1. 1853 wurde unter dem Vorsitz von Bürgermeister Johann Ulm der Beschluss gefasst, eine Feuerwehr zu gründen. Wegbereiter August Augustin selbst übernahm dabei die Leitung der 24-köpfigen Löschtruppe, die in Schichten den Dienst versah.

  • Am 15. Juni 1853 hielt das Löschkorps seine erste Übung ab.
  • Am 10. Dezember 1861 beschloss der Gemeinderat, den Mannschaftsstand auf 36 Mann zu erhöhen. 1
  • 1862 wurde das Feuer-Signalwesen elektrifiziert. Auf dem Schloßberg, im Rathaus und im Feuerwehrdepot (Ökonomiehaus am Mariahilferplatz) wurden „Bainsche Glockenapparate“ aufgestellt, die auf elektrischem Wege einen Brandort anzeigen konnten.
  • 1877 übersiedelte die Feuerwehr zum Lendplatz.
  • 1897 ist der Radfahrdienst eingeführt worden. Dieser sehr mobile Melder hatte die Aufgabe, vorauszufahren und seine Wahrnehmungen dem Löschzugkommandanten mitzuteilen.
  • 1897 wurde auch die erste dreiteilige fahrbare Schiebeleiter angeschafft.
  • Nach Beendigung des Ersten Weltkrieges musste die Automobilisierung in Angriff genommen werden, da infolge Futtermangels die Leistungsfähigkeit der Pferdebespannung dramatisch absank.
  • 1921 gab es die Jungfernfahrt des ersten Automobils „Gräf & Stift“ durch die Innenstadt - die Bevölkerung protestierte heftig wegen der Lärmbelästigung und wegen der hohen Geschwindigkeit.
  • 1923 wurde die erste Kraftdrehleiter mit einer Steighöhe von 30 Metern, genannt Lore, angeschafft.
  • Im 2. Weltkrieg verlor die Feuerwehr allein 34 Fahrzeuge.
  • 1950 erhielt die Feuerwehr Graz als erste Österreichs eine Sprechanlage zur Alarmierung.
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