Granateneinschlag

Erstmals westlicher Reporter bei Syrien-Aufstand getötet

Ausland
11.01.2012 16:41
Erstmals seit dem Beginn des Aufstands vor zehn Monaten ist in Syrien ein ausländischer Journalist getötet worden. Wie ein Fotograf der Nachrichtenagentur AFP berichtete, kam der französische Reporter am Mittwoch in der Protesthochburg Homs ums Leben, als eine Granate nahe einer Gruppe von Journalisten einschlug. Nach Angaben von Aktivisten wurden dabei auch sechs Syrer getötet.

Die in London ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte, mehrere Granaten seien zwischen den beiden Stadtvierteln Akrama und Al-Nouzha eingeschlagen, als sich die Journalisten-Gruppe dort aufgehalten habe.

Nach Angaben des Fernsehsenders France 2 handelte es sich bei dem Getöteten um seinen erfahrenen Kriegsreporter Gilles Jacquier, der unter anderem im Irak, in Afghanistan und im Kosovo im Einsatz war. Dem AFP-Fotografen zufolge wurden bei dem Vorfall auch mehrere Journalisten verletzt, darunter ein Reporter aus Belgien.

Die Journalisten-Gruppe befand sich im Rahmen einer von den Behörden genehmigten Reise in Homs. Das Informationsministerium in Damaskus bestätigte zunächst lediglich, dass es einen Vorfall um ausländische Journalisten in Homs gegeben habe. Es nannte aber keine Einzelheiten.

Mitglied von Beobachter-Team reiste entsetzt ab
Unterdessen hat ein Mitglied des Beobachter-Teams der Arabischen Liga aus Protest gegen die Gewalt das Land verlassen. Er sei Zeuge fürchterlicher Szenen geworden und habe diese nicht verhindern können, sagte der aus Algerien stammende Anwar Malek am Mittwoch im Fernsehsender Al Jazeera. Durch seine Tätigkeit habe er es dem Assad-Regime erleichtert, mit dem Töten weiterzumachen. "Ich war mehr als 15 Tage im Homs. Ich habe Horrorszenen gesehen, verbrannte Körper. Ich kann mein Mitgefühl in dieser Lage nicht zurückstellen", sagte Malek.

Später erklärte dann noch ein zweiter Beobachter, auch er wolle aus Frustration über den Verlauf des Einsatzes das Land verlassen. Die Arabische Liga kündigte daraufhin an, vorerst keine Beobachter mehr nach Syrien zu schicken.

60 Tonnen Munition aus Russland für Verbündeten Assad?
Wie ebenfalls am Mittwoch bekannt wurde, wurde vor der Küste von Zypern ein Schiff gestoppt, das Munition aus Russland nach Syrien bringen sollte. Das Schiff habe nach einer gründlichen Prüfung die Erlaubnis zur Weiterfahrt erhalten, teilte Regierungssprecher Stefanos Stefanou am Mittwoch im zypriotischen Rundfunk mit. Allerdings werde der Kapitän nun nicht Syrien ansteuern, sondern ein anderes Ziel.

Zuvor hatte der libanesische Radiosender Radio Free Libanon berichtet, das Schiff, das aus St. Petersburg gekommen sei, habe 60 Tonnen Munition an Bord gehabt und sei auf dem Weg zum syrischen Hafen Latakia gewesen. Im Außenministerium in Nikosia hieß es inoffiziell, Zypern sei nicht mehr bereit, legale oder illegale Munitionstransporte aufzunehmen.

Russland ist neben dem Iran der wichtigste Verbündete des Assad-Regimes, das seit März mit Gewalt gegen Demonstranten vorgeht. Die Provinz Latakia gilt als Hochburg der Assad-Anhänger, so dass nicht davon auszugehen ist, dass es sich bei der Munition für eine Lieferung an die Deserteure der "Freien Syrischen Armee" handelt.

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