Dass Tirol nicht auf dem Trockenen sitzt, dafür sorgen die Bierführer der BrauUnion mit Muskelkraft und Herz. „Krone“-Redakteurin Nicole Greiderer hat zwei von ihnen begleitet.
Ich gehöre ja eigentlich zu den Leuten, die ein Mass Bier heldenhaft mit zwei Händen „stemmen“. Und jetzt soll ich die 30-fache Menge bewegen? Ich bekomme das 30-Liter-Fass gerade so aus dem Transporter auf den „Sackkarren“ – und da muss ich leider zugeben, dass das mehr an der Schwerkraft als an meinen Muskeln liegt. Bierführer Martin hingegen verzieht keine Miene. „Als ich angefangen habe, habe ich mich auch noch schwerer getan“, gibt er zu. Auf manche Dinge müsse man draufkommen. Ein paar Kniffe sind aber ganz einfach: „In die Knie gehen!“, ermahnt mich Martin, als ich mich nach einer Kiste Limonade bücke.
Mittlerweile ist der 48-Jährige seit 13 Jahren als Bierführer für den BrauUnion-Standort in Kundl unterwegs. Kollege und Tourpartner Bruno Sohler (53), der mit dem Lkw fährt und mit dem wir uns kurz darauf treffen, um die Tour gemeinsam fortzusetzen, blickt sogar auf 23 Jahre bei der BrauUnion zurück. Dass die beiden ein eingespieltes Team sind, beweisen die Männer, als wir in Kirchberg vor dem Kellerschacht eines Gasthauses stehen. Eine steile Holzrampe führt von der Straße in den unterirdischen Lagerraum des Hotels. Über diese schiebt Martin die leeren Bierfässer nach oben, bis Bruno mit einem Metallhaken nach ihnen fischen und sie nach oben ziehen kann. Das war der angenehme Teil. Denn die vollen Behälter müssen von einer Palette auf den Boden und dann über die Rampe nach unten. Zwölf Mal 60 Liter Bier – ich bin raus. Stattdessen stapele ich die leeren Fässer auf eine zweite Palette – das geht.
Seiterl gibt’s schon lange nicht mehr – dafür Kaffee
Bei den Stammkunden funktionieren Anlieferung und Abholung des Leerguts meist auf Vertrauensbasis – kaum einer überwacht die Arbeiten. Zum Schluss prüfen Bruno und Martin die Mengen ein letztes Mal durch. Dann gibt’s vom Wirt eine Unterschrift – und für uns eine Pause. „Was früher das Seiterl war, ist heute der Kaffee“, erklären Martin und Bruno, während wir auf der Hotelterrasse sitzen.
Wenn du mit dem Zipfer-Lkw in die Wildschönau fährst, grüßt dich jeder. Da bist du nach dem Bürgermeister der Nächste.
Bierführer Martin Hartl von der BrauUnion
Die Zeiten, in denen die Bierführer während der Arbeit auch Biertrinker waren, sind längst vorbei. Stattdessen gibt es oft Kaffee, hin und wieder eine Jause. Zeit für einen kurzen Plausch muss sowieso drin sein. Ich merke schnell, wie beliebt die Überbringer der wertvollen Fracht sind. „‚Die Rettung ist da!‘ oder ‚Mei, das Einsatzfahrzeug‘ hören wir öfter“, schmunzelt Martin.
Nach dem Bürgermeister kommt gleich der Bierführer
In den Städten begegnet den Bierführern weniger Verständnis. „Es kann auch mal sein, dass dich einer einfach einparkt“, meint Bruno. Der Verkehr ist mit ein Grund, warum die Lkw so früh starten – heute sind wir um 6.30 Uhr losgefahren. „In manche Zentren darfst du später nicht mehr hinein. Und je später es wird, desto mehr ist dann auch los.“
Ihr Liefergebiet kennen Bruno und Martin genau. Sie wissen, wann wo welches Fest steigt und sind bestens informiert über die aktuellen Trends am Getränkemarkt. So ist laut Martin Radler nicht mehr so beliebt wie früher. Und jede Region hat ihr Lieblingsbier.
„Wenn du mit dem Zipfer-Lkw in die Wildschönau fährst, grüßt dich jeder. Da bist du nach dem Bürgermeister der Nächste“, grinst der 48-Jährige. Im Raum Kitzbühel/Brixental ist dagegen Kaiserbier der Favorit. Deshalb hat sich Bruno auch für diesen Schriftzug auf dem Laster entschieden: Den Leuten gefällt’s.
Aber kann man Bier noch sehen, wenn man es den ganzen Tag durch die Gegend fährt? „Ja“, lacht Bruno, „nach dem Fahren schon.“ Da haben sich die Bierführer dann auch wirklich eine Halbe verdient.
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