Monacos Hütter Vorbild

„Angriffsfußball, Pressing“: Ex-Legionär nun Coach

Fußball National
19.07.2023 08:55

Auf den Tag genau vor drei Wochen beendete der ehemalige ÖFB-Legionär Philipp Zulechner seine aktive Fußball-Karriere. Sportkrone.at nahm dies zum Anlass, blickte mit dem 33-Jährigen zurück auf dessen Laufbahn und sinnierte über sein Leben in der Pension, seinen neuen Job und wie er zum „Würstlbuddy“ wurde ...

Sportkrone.at: Wie geht’s dir als frischgebackener Fußball-Pensionist? Hast du dich schon daran gewöhnt?
Philipp Zulechner:
Es ist schon eine Umstellung, aber das gehört dazu und ich freu mich auch darauf. Ich habe den Entschluss eigentlich schon im Jänner gefasst - nur noch nicht öffentlich gemacht. Weil wenn noch etwas gekommen wäre, das mich gereizt hätte, würde ich das machen. Ich bin im Dezember aus Norwegen zurückgekommen und deswegen hab ich ein halbes Jahr Zeit gehabt, mich darauf einzulassen und damit zurechtzukommen. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge schaut man schon darauf, aber ich bereue es auf keinen Fall.

Nachdem dein Vertrag 2018 bei Sturm Graz ausgelaufen war, warst du immer wieder mal vereinslos. Zuletzt auch nach deinem Aus bei Odds in Norwegen. Wie geht’s einem Stürmer damit, der bewiesen hat Tore machen zu können? Vielleicht kannst du einen Einblick in deine Gefühlswelt geben …
Bei Sturm ist es damals relativ blöd gelaufen, weil ich verletzt war. Wenn man ein halbes Jahr einen Keim hat und niemand weiß, wie lange so etwas dauert, bis man wieder fit ist, war’s psychisch nicht so einfach. Dann hätte ich in Luxemburg unterschreiben sollen und einen Tag davor hat mein Berater angerufen, dass ich nach Aue gehen könne. Das hat dann perfekt gepasst, der Trainer hat mich gekannt. Der hat aber leider nach einem Dreivierteljahr gehen müssen, da hatte ich schon verlängert. Ich hätte mit ihm zu Braunschweig gehen können - da ist mit aber von Aue ein Riegel vorgesetzt worden.

Warum hast du nicht wechseln dürfen?
Braunschweig ist, wie wir, ein Abstiegsaspirant gewesen. Sie waren ein direkter Konkurrent, dann war natürlich noch mein vorheriger Trainer dort. Ich glaube, dass da viele Punkte zusammengespielt haben, aber das ist im Fußball legitim. Ich habe für Aue immer alles gegeben, sofern ich gespielt habe. Mir ist es in Aue nicht schlecht gegangen, habe mich total wohlgefühlt, da kann ich nichts Schlechtes sagen. Aber die Chance mit Braunschweig wäre nochmal eine coole für mich gewesen.

Hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, abgesehen von einem Karriereende?
Es hätte schon drei, vier Sachen - allesamt im Ausland - gegeben. Ich wollte aber nicht wieder für ein halbes Jahr wo unterschreiben, weil das bin ich dann ein bisschen Leid gewesen. Entweder ist es an der Laufzeit oder dem Finanziellen gescheitert. Das war dann vielleicht auch ein Zeichen.

Zitat Icon

Es hätte genauso sein können, dass ich bei Grödig bleibe und mir das Kreuzband reiße und im Sommer dann gar nichts mehr habe.

(Bild: GEPA pictures)

Ehemaliger ÖFB-Legionär Philipp ZULECHNER

Strebst du eine Unterhaus-Karriere a la Martin Hinteregger an?
Es hat ein paar Gespräche gegeben. Theoretisch ist es möglich, aber ich forciere es jetzt nicht an - aber sag niemals nie. Wenn, dann eher mit einer gekoppelten Funktion, sodass ich im Verein vielleicht auch schon irgendetwas machen kann.

Jetzt wechselst du ins Trainergeschäft - konkret zu AFW (Ausbildungszentrum Fußball Wirtschaft) Waidhofen in die neue Jugendregionalliga. Was kann man sich darunter vorstellen?
Das ist wie eine zweite Liga im Nachwuchsfußball. Die ganzen großen Akademien sind ein LAZ (Landesverbandsausbildungszentrum). Ich glaube, dass das für den Fußballnachwuchs in Österreich eine ganz coole Sache ist. Davor haben sie nur in der Landesliga in Niederösterreich gespielt und jetzt fahren sie trotzdem nach Salzburg und in die Steiermark. Es ist für jeden Jugend-Fußballer auch etwas Cooles, einfach die Busreisen zu erleben.

Wie kam’s zu diesem Engagement?
Der U17-Trainer hat gesundheitliche Probleme gehabt. Manuel Engleder, der sportliche Leiter, hat mich angerufen und gefragt, ob ich’s mir vorstellen könne bis zum Sommer als Co-Trainer zu arbeiten. Es hat mir so getaugt, dass ich das auch gern mit einer eigenen Mannschaft machen wollte. Sie haben diese Saison eine Mannschaft mehr - das ist die U15. Ich habe auch einen erfahrenen Co-Trainer dabei, der schon länger im Jugendfußball unterwegs ist. Ich kann ich mir schon vorstellen, dass es irgendwann einmal auch in Richtung Männerfußball geht.

Was für einen Spielstil darf man sich unter Trainer Zulechner erwarten? Du warst ja auch eine Zeit lang bei Red Bull …
Ich habe meine erfolgreichste Zeit unter dem Herrn Hütter gehabt. Also ich glaube schon, dass ich für gepflegten Angriffsfußball mit hohem Pressing stehen werde. Ich bin ein Mensch, der es nicht mag, wenn man egoistisch spielt. Ich war nie einer, der nur auf sich geschaut hat. Ich war immer einer, der abgespielt hat, wenn einer besser gestanden hat und das ist mir auch wichtig.

Wenn wir jetzt ein wenig auf deine Karriere zurückblicken - was war dein absolutes Karrierehighlight?
Mein Startelf-Einsatz gegen Dortmund mit Freiburg, oder mein Tor in Freiburg gegen Hannover, aber auch das Cupfinale mit der Austria oder Sturm Graz, wo ich dann leider nicht mehr im Kader sein habe können wegen der Verletzung. Auch das Spiel gegen Fenerbahce mit Sturm Graz in der Europa-League-Quali war ganz cool.

Du hast in deiner Karriere auch viele Stationen hinter dir. Wo hast du dich am allerwohlsten gefühlt?
Ich habe mich wirklich bei den meisten Stationen wohl gefühlt, aber so richtig „daheim“ gefühlt, habe ich mich bei Sturm Graz und in Grödig. Im Ausland würde ich Freiburg und Norwegen sagen.

Du bist mit 15 Toren aus 20 Spielen und als Nationalspieler von Grödig nach Freiburg gewechselt. Dort hat’s dann nicht so geklappt - ein Karriereknick?
Ich bin zu Freiburg gegangen, da waren sie stockletzter. Es war dann ein sehr ergebnisorientierter Fußball. Mit Grödig haben wir eigentlich totalen „Horuck-Fußball“ mit höchstem Risiko gespielt, was mir natürlich sehr gelegen ist. Dann spielt natürlich auch so ein bisschen der Kopf mit, wo man denkt: „Scheiße, warum treffe ich nicht?“ Ich würde das jetzt nicht Knick nennen, aber ich habe dann einfach nicht mehr so rausgefunden und bin dann in eine Spirale gekommen. Ich habe das Privileg gehabt dort zu spielen, da muss ich auch einfach dankbar sein - und das bin ich.

Wenn der Spielstil in Freiburg nicht zu dir gepasst hat, warum dann der Wechsel?
Die Chance, vom kleinen Verein Grödig in die deutsche Bundesliga zu wechseln hätten nicht viele Leute abgelehnt, wären geblieben und gewartet, ob man im Sommer woandershin wechseln kann. Ich habe die Chance gehabt und die wollte ich nutzen. Es hätte genauso sein können, dass ich bei Grödig bleibe und mir das Kreuzband reiße und im Sommer dann gar nichts mehr habe. Ich habe auch an meine Qualitäten geglaubt und ich habe sie auch in Grödig gezeigt.

Bei deinem Abschieds-Posting hast du geschrieben: „Ich bin stolz auf das Erreichte.“ Doch gibt es etwas, dass dir in deiner Karriere verwehrt blieb?
Ja, auf jeden Fall! Ich habe als Junger immer von England geträumt. Und ein Tor im Nationalteam wäre natürlich schon ein Highlight gewesen, aber genauso einmal eine Saison als (zumindest erweiterter) Stammspieler in der deutschen Bundesliga zu absolvieren - das hätte mir schon viel gegeben.

Zum Schluss musst du mich aber noch einmal aufklären: Was hat es mit dem Spitznamen „Würstlbuddy“ auf sich?
Das war, wie ich zu Sturm Graz gegangen bin. Das erste Spiel, bei dem ich mitgefahren bin, bei dem ich als 20. Mann im erweiterten Kader war - der Trainer hat gemeint ich soll das einmal miterleben, den Ablauf kennenlernen, bis ich fit bin. Der Marko Stankovic und ich sind - weil’s so gut gerochen hat - während dem Spiel gegen die Admira auf die Tribüne gegangen und haben uns einen Hot Dog und eine Käsekrainer geholt. Und das hat die Kamera eingefangen. Wir haben aus dem Fehler gelernt, dass wir zumindest nicht mehr auf der Tribüne essen.

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(Bild: KMM)



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