Am zweiten Tag des Kreuzverhörs von Prinz Harry im Bespitzelungsprozess gegen den „Mirror“-Verlag (MGN) hat der Ton deutlich an Schärfe zugenommen. Der Royal - das Video oben zeigt den etwas müde wirkenden Prinzen bei seiner Ankunft vor dem Gerichtsgebäude - musste sich am Mittwoch in London erneut den Fragen von MGN-Anwalt Andrew Green stellen.
Der 38-Jährige hatte sich bereits am Dienstag einem stundenlangen Kreuzverhör von MGN-Anwalt Andrew Green gestellt, das am Mittwoch fortgesetzt wurde. Der Anwalt stellte neben der Beweisführung des Prinzen bei seiner Klage wegen angeblich illegaler Informationsbeschaffung auch die Motivation des 38-Jährigen infrage.
Scharfer Ton im Gerichtssaal
„Wenn das Gericht feststellen würde, dass Ihr Handy niemals von einem MGN-Journalisten gehackt wurde, wären sie dann erleichtert oder enttäuscht?“, fragte Green. Als Harry andeutete, einen solchen Ausgang als ungerecht zu empfinden, veranlasste das Green zu der Feststellung: „Also wollen Sie, dass Ihr Handy gehackt wurde!“. Der Sohn von König Charles III. entgegnete, niemand wolle, dass sein Handy gehackt werde.
Das erste Kreuzverhör eines britischen Royals seit mehr als 130 Jahren sollte noch am Mittwoch beendet werden. Der Prozess, der als Sammelklage auf Schadenersatz stellvertretend von Harry und drei anderen Prominenten geführt wird, soll bis Ende Juni dauern. Ein Urteil wird erst später im Jahr erwartet.
Anhand von 33 Presseartikeln der MGN-Blätter „Daily Mirror“, „Sunday Mirror“ und „People“ aus den Jahren 1996 bis 2009 will Prinz Harry zeigen, dass illegal beschaffte Informationen bei der Berichterstattung über ihn verwendet wurden. Beispielsweise durch das Abhören von Mailbox-Nachrichten seines Handys, wie er vermutet. Die mutmaßliche Bespitzelung habe ihm schweres seelisches Leid zugefügt, Freundschaften und Beziehungen belastet, klagt Harry.
Freundschaften zerbrochen
Seine Beziehungen und Freundschaften seien daran zerbrochen und Misstrauen gegen Verwandte und Familienmitglieder gesät worden, sagte Harry. Der Verlag weist die Anschuldigungen zurück.
Dass bei den Blättern des „Mirror“-Verlags illegale Informationsbeschaffung gang und gäbe war, ist unumstritten. Doch ob Harry das im Einzelfall belegen kann, blieb zunächst offen.
Schwere Missstände
Anwalt Green stellte die Glaubwürdigkeit des Prinzen infrage und säte Zweifel an Harrys Aussagen, indem er aufzeigte, dass andere Medien teils früher über dieselben Sachverhalte berichtet hatten. Konservative Medien kommentierten am Mittwoch, der Königssohn habe sich in Widersprüche verwickelt.
Hingegen betonten liberale Analysten, der Fünfte der britischen Thronfolge habe mit seiner Kritik an einer unheilvollen Allianz von Regierung, Boulevardpresse und Königshaus zu Recht schwere Missstände angesprochen.
In dem Prozess gegen MGN („Daily Mirror“, „Sunday Mirror“, „People“), werden exemplarisch die Fälle von mehreren Prominenten verhandelt. Sie werfen MGN-Reportern vor, sie mit illegalen Methoden bespitzelt zu haben. Im Vordergrund steht dabei, wie sehr die Führungsebene in die Praktiken verwickelt war.
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