Verfahrene Situation

Kampf dem Hochwasser scheinbar überflüssig

Tirol
04.05.2023 14:03

Seit über zehn Jahren tritt im Bereich der Tarrenzer Knappenwelt der Gurglbach an „normalen“ Regentagen über das kaum noch vorhandene Ufer. Ursache ist die Metamorphose eines Stausees zum Biotop. Die Beteiligten bemühen sich durchaus, das Problem zu lösen, doch man dreht sich im Kreis.

Es ist wahrlich eine Groteske, die sich bereits seit über zehn Jahren in Tarrenz im Tiroler Oberland abspielt. Genauer gesagt am Areal der Knappenwelt. Nach einem Regentag tritt regelmäßig der Gurglbach über die Ufer – erst kürzlich – und überschwemmt Felder, Radweg und die Weide des Gastro-Betriebes „Happis Hütte“.

Der Ursprung des Übels ist die Verlandung des Stausees unterhalb der Knappenweltbrücke, welcher in den frühen 1960er-Jahren von den Imster Stadtwerken zur Stromgewinnung errichtet wurde. Die Stadtwerke als Kraftwerksbetreiber sind per Wasserrechtsbescheid von 1963 verpflichtet, Geschiebeablagerungen zu entfernen. Weil dies nicht geschehen ist, ist der Stausee mittlerweile zum Biotop mutiert. Und weil sich das vom Bach mitgebrachte Geschiebe dort nicht mehr ablagern kann, wurde der Bachpegel sukzessive höher und höher. Verkehrt proportional mit dem Steigen des Wasserpegels sinkt der Pegel der Leidensfähigkeit der Betroffenen.

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Wir haben bis hin zu einem Schreiben an den Innenminister schon alles probiert.

Alexander Happacher, Wirt von „Happis Hütte“

Naturschutz gegen Inhalt des eigenen Bescheides
Die sind schon jahrelang bemüht, das Problem zu lösen. Die im Bescheid der BH Imst von 1963 vorgeschriebene Maßnahme, nämlich das Becken auszubaggern, geht allerdings nicht, weil die eigene (!) Naturschutzabteilung mittlerweile dagegen ist. „Wir haben bis hin zu einem Schreiben an den Innenminister schon alles probiert“, ist der Wirt von „Happis Hütte“, Alexander Happacher, der Resignation nahe, „wir kämpfen seit 2011, die Aktenordner sind fast ein Meter hoch.“ Eine Groteske deswegen, weil offensichtlich alle das Problem lösen wollen. Doch Faktum nach zwölf Jahren ist, dass das Bachwasser immer noch auf dem asphaltierten Weg und in die Felder fließt.

60.000 Euro Kosten, die letztlich nichts brachten
Mit enormem Einsatz versuchte schon der frühere BM Rudolf Köll der Situation Herr zu werden und erlebte auch ein Behörden-Hickhack um die Zuständigkeit. Die Stadtwerke als Eigentümer streben ebenfalls schon viele Jahre nach einer Lösung. 2016 kämpften sie gemeinsam mit der Gemeinde um die Entnahme von Geschiebe in der Gegend der Brücke, um den Pegel abzusenken. Nach Monaten „erlaubte“ die BH das Ausbaggern von höchstens 2000 Kubikmeter Geschiebematerial in einem 20-seitigen Bescheid mit unzähligen Auflagen. Kostenpunkt 60.000 Euro, die „für die Fisch“ waren, weil sich der Bach das Material wieder besorgte.

Nun verschärft auch noch der Biber die Situation
„Jetzt wird der Gurglbach wohl dauernd durch meine Weiden fließen“, orakelt Happacher beim „Krone“-Besuch. Dafür gibt es einen relativ neuen Grund: die Biber. Neun der fleißigen Nagetiere, die in der Nähe „wohnen“, habe er einmal gesehen. Die würden den Bach zusätzlich mit Ästen verklausen. „Anscheinend darf man die auch nicht entfernen“, sagt er.

Indes starteten die Stadtwerke einen weiteren Versuch. Vor rund eineinhalb Jahren wurde ein Projekt zur Errichtung einer Geschiebefalle samt Fischtreppe und Sanierung der Staumauer eingereicht. „Der positive wasserrechtliche Bescheid ist kürzlich eingelangt“, berichtet Stadtwerke-Chef Thomas Huber, „das heißt aber gar nichts, denn die Einspruchsfrist ist noch nicht vorbei.“ Der naturschutzrechtliche Bescheid fehle ohnedies noch. Auch dem Tarrenzer Dorfchef Stefan Rueland reicht es: „Ich bin in Gesprächen mit dem Land bezüglich einer ganz anderen Lösung.“ Was würde die Situation besser beschreiben als der berühmte Ausdruck panta rhei – alles fließt!

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