„Krone Vorarlberg“-Autor Harald Petermichl blickt in seiner neuesten Kolumne „Ach, übrigens...“ in die Handgreiflichkeiten-Historie des FC Hollywood, auch bekannt als FC Bayern München. Und rasch wird klar: Die Auseinandersetzung zwischen Mane und Sane, war keine Premiere.
Dass nicht mal Hollywood als ohrfeigenfreie Zone betrachtet werden kann, ist bekannt, seit der Schauspieler Will Smith vor gut einem Jahr dem Moderator der Oscar-Verleihung, Chris Rock, eine gescheuert hat. Es gab aber durchaus historisch bedeutsamere Backpfeifen, etwa die von Beate Klarsfeld gegen den damaligen BRD-Kanzler Kurt-Georg Kiesinger, die „Ohrfeige unserer Generation gegen die Nazi-Generation“, wie die engagierte Journalistin ihre Aktion damals benannt hat und Winfried Speitkamp, ehemaliger Präsident der Bauhaus-Universität Weimar, hat 2010 mit seiner Arbeit „Ohrfeige, Duell und Ehrenmord - Eine Geschichte der Ehre“ sogar eine kleine Kulturgeschichte der Ohrfeige verfasst.
Aber zurück zum FC Hollywood: Auch an der Säbener Straße in Giesing ist grad der Watschenbaum umgefallen, wie man jüngst über den Kabinenfunk mitbekommen hat. So genau möchte man zwar gar nicht wissen, was dort so los ist, aber nachdem man in München gerade einen begabten Trainer in die Wüste geschickt hat, weil die Vereinsbosse nicht mehr daran geglaubt haben, mit ihm drei quasi obligatorische Titel einfahren zu können, ist die Geschichte nicht ganz uninteressant. Offenbar hat also Sadio Mané den Kollegen Leroy Sané nach dem Match gegen Manchester City zunächst wüst beschimpft und dann ins Gesicht geschlagen, was ihm eine zeitweilige Suspendierung und so etwas wie eine Organstrafverfügung in unbekannter Höhe eingebracht hat.
Kennern der FC Bayern-Historie wird dies allenfalls ein Achselzucken entlocken, denn sie wissen natürlich, dass es an der Säbener Straße schon mehrfach derartige, wenn auch historisch eher unbedeutsame Raufhändel gegeben hat: Bixente Lizarazu gegen Lothar Matthäus (1999), Sammy Kuffour gegen Thorsten Fink (2002), Lizarazu gegen Niko Kovac (2002), Franck Ribéry gegen Arjen Robben (2012), Kingsley Coman gegen Robert Lewandowski (2019) oder Jérôme Boateng gegen Leon Goretzka (2020), um nur ein paar davon in Erinnerung zu rufen. Daher wird man in München mit dieser Gossip-Story, sobald die Schwellung an Sanés Lippe abgeklungen ist, deutlich lockerer umgehen als mit der tatsächlich saudummen Erkenntnis, dass nach dem Nacht und Nebel-Trainerwechsel einer der drei Titel definitiv nicht mehr und ein weiterer nur durch ein mittleres Wunder ergattert werden kann. Es wird wohl eine ordentliche Portion „Mia san mia“-Gefühl in Kombination mit den fabelhaften rhetorischen Fähigkeiten eines Oliver Kahn brauchen, um aus der Nummer noch irgendwie rauszukommen. Aber schaumamal.
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