Serbe (21) vor Gericht

4,5 Jahre Haft nach Überfall auf Wohltäter

Gericht
16.03.2023 12:41

In Salzburg stand am Donnerstag ein Serbe (21) vor Gericht, weil er einen Wohltäter überfallen, verletzt und um 2350 Euro erleichtert haben soll. Das 74-jährige Opfer betrieb seit Jahren einen Spenden-Container in der Innenstadt. Dort erhielten Bedürftige Geldspenden. Aus Angst stellte der Theologe nach dem brutalen Überfall den Betrieb des Containers ein.

Um 9.30 Uhr nahm der 21-jährige Serbe im Saal 401 des Salzburger Landesgerichts Platz. Die Vorwürfe in der Anklageschrift wiegen schwer. Vor allem in Hinblick auf die acht Vorstrafen des jungen Mannes. Am 15. Dezember, so die Anklage, soll er in den „fair share“-Spendencontainer von Max Luger am Salzburger Mirabellplatz gegangen sein. Der Wohltäter erkannte den Serben sofort wieder, schließlich hatte er nur zwei Wochen zuvor bereits die Kasse des Sozialprojekts geplündert.

„Ich konnte nicht fassen, dass er wiederkommt“
„Ich war ziemlich aufgebracht, vielleicht auch zornig. Ich konnte nicht fassen, dass er wiederkommt“, erinnerte sich Max Luger, der stadtbekannte Wohltäter in seiner Vernehmung zurück. Als er den Mann erkannt hatte, habe er nach draußen gehen wollen, um die Polizei zu verständigen. Doch der Serbe baute sich vor dem Theologen auf, versperrte ihm den Weg nach draußen. „Ich habe dann versucht, ihm einen Kinnhaken zu geben, damit er zu Boden geht und ich raus kann. Doch ich habe nicht richtig getroffen“, schilderte Luger das Geschehen ruhig und sachlich. Dann geschah das Folgende: „Er schlug mit der Faust mehrmals auf mein Gesicht ein. Ich blutete stark aus der Nase und habe laut um Hilfe gerufen. Er hat gesehen, dass ich das Geld in meine Jacke geschoben habe, damit er nicht wieder in die Lade greift.“ Der Täter schnappte sich die Brieftasche mit den Spendengeldern und suchte das Weite. Am 21. Dezember konnte er nach einer Öffentlichkeitsfahndung ausgeforscht werden.

Angeklagter versuchte, das Opfer als Täter hinzustellen
Der Angeklagte versuchte die Geschichte diametral anders darzustellen. „Es tut mir herzlich leid. Es war nicht meine Absicht, hinzugehen und ihm das Geld wegzunehmen. Ich wollte nur eine Spende haben“, beteuerte er. Das Geld habe er gebraucht, um seine Heroinsucht zu finanzieren. Im Dezember sagte der 21-Jährige aber noch aus, dass er damit einer mittellosen Freundin helfen wollte, der eine Kindesabnahme und der Verlust ihrer Wohnung drohte. Nach der Schilderung des Mannes sei der 74-jährige Theologe aggressiv gewesen, habe lauthals geschrien und ihn körperlich attackiert. „Mit dem Diebstahl hatte ich nichts zu tun. Ich habe nie gestohlen bei ihm“, so der mutmaßliche Räuber. Die schweren Gesichtsverletzungen habe er Luger unabsichtlich verpasst. Im Zuge des Gerangels sei Lugers Geldtasche zu Boden gefallen. Er habe sie lediglich aufgehoben und sei mit ihr weggelaufen. „Ich wollte an diesem Tag nur eine Spende von 100 Euro haben. Als ich im Fernsehen dann gesehen habe, dass ich einen Raub begangen habe, war ich sprachlos. Das war sehr erschreckend“, verkündete der Angeklagte.

Viereinhalb Jahre Haft für achtfach Vorbestraften
Gegen 11:30 Uhr verkündete der Schöffensenat einen Schuldspruch. Der Serbe muss nun für vier Jahre und sechs Monate ins Gefängnis. „Wir haben keinen Zweifel daran, dass das, was uns Herr Mag. Luger berichtet hat, der Wahrheit entspricht. Er hat von Anfang an seine eigenen Verfehlungen. also vor allem den Kinnhaken, zugegeben“, begründete die vorsitzende Richterin das Urteil. Bei der Strafbemessung nahm das Gericht auf das Vorleben des Mannes bedacht. Zuletzt erhielt er im Dezember sechs Monate Haft wegen eines Drogendelikts. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Spendenprojekt eingestellt
Die Tat hat auch Folgen, die über die Verletzungen des Opfers, den finanziellen Schaden und die Zukunft des Täters hinausgehen. Max Luger hat sich nach dem Überfall entschlossen, sein Spendenprojekt sofort zu beenden. „Ich habe den Container sofort geschlossen. Ich hatte nie Angst, die ganzen Jahre nie. Erst ab diesem Augenblick hatte ich Angst“, begründete der Wohltäter seine Entscheidung, nach 20 Jahren aufzuhören. Für sein Engagement, mit dem er rund 600.000 Euro an Bedürftige weitergab, wurde Luger in der Vorwoche mit dem silbernen Stadtsiegel der Stadt Salzburg ausgezeichnet.

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