Präsident im Interview

Tiroler Adler Runde: Blick hinter Kulissen

Tirol
27.02.2023 09:00

20 Jahre ist die Tiroler Adler Runde jung. Eine Gruppe, um die sich allerlei Mythen ranken. Präsident Klaus Mark räumt nun im Gespräch mit der „Krone“ damit auf.

„Krone“: Was war die Motivation zur Gründung der Adler Runde?
Klaus Mark:
 Gretl Patscheider, Ingeborg Freudenthaler und Karl Handl waren damals mit der Politik bzw. gewissen Entscheidungen unzufrieden. Aus diesem Grund haben sie sich zusammengeschlossen. Heute sind wir zu einer Diskussionsplattform mutiert. Wir vernetzen uns untereinander und nach außen, und wir führen einen Dialog mit den Politikern.

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Wir schalten keine Inserate und richten auch keine Forderungen an die Politik über die Medien aus. Der Dialog ist wichtig.

Präsident Klaus Mark

Was hat die Gründer damals an der Politik gestört?
Ich bin selber erst seit zehn Jahren Mitglied. Was das Team damals gestört hat, kann ich daher leider nicht beurteilen.

Auf welche Erfolge blickt man heute zurück?
Wenn man sich das Ziel der Adler Runde – das gegenseitige Vernetzen – anschaut, ist der Erfolg, dass wir zu einer Plattform wurden. Wir tauschen uns mit Ökonomen, Ökologen und den unterschiedlichsten Persönlichkeiten aus. Jedes Mitglied profitiert auch davon, voneinander lernen zu können. Von Kleinbetrieben über Mittelbetriebe bis zu größeren Betrieben sind sehr viele Branchen vertreten. Bei Problemen hat man immer jemanden, den man ansprechen kann. Das wird rege genützt. Es gibt aber auch viel soziales Engagement für den Standort Tirol.

Klaus Mark (rechts) sprach zum 20. Geburtstag der Adler Runde mit der „Krone“. (Bild: Birbaumer Johanna)
Klaus Mark (rechts) sprach zum 20. Geburtstag der Adler Runde mit der „Krone“.

Zum Beispiel sprechen wir uns auch dafür aus, dass der Arbeitsmarkt für Asylwerberinnen und Asylwerber aufgemacht werden soll. Jeden, der arbeiten will, soll man auch arbeiten lassen. Das betrifft auch Pensionisten, für die es sich aber lohnen muss. Ein weiteres Anliegen ist es, Frauen wieder vermehrt zur Vollzeitarbeit zu bringen. Das sind ein paar Wünsche an die Politik. Und wir wollen den nachhaltigen und digitalen Wandel unterstützen. Der Wunsch geht auch dahin, nicht mit der Gießkanne, sondern wieder gezielt zu fördern.

Wie darf man sich ein Treffen ungefähr vorstellen?
Wir treffen uns zehnmal im Jahr. Es werden fast immer Vortragende eingeladen. Pro Jahr treffen wir uns auch mit zwei Politikern und mit dem Landeshauptmann. Mitte März kommt Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) zu Besuch. Kürzlich haben wir uns mit Bundesministerin Leonore Gewessler (Grüne) ausgetauscht. Wir gehen auch hinaus in die Betriebe. Dort lernt man natürlich am meisten. Ein Thema, das wir hatten, waren Start-ups. Welche Bedeutung haben sie, welche Institutionen gibt es? Dafür waren wir vor Ort, um zu verstehen, wie die Kultur funktioniert und wie auch wir davon profitieren können. Ziel ist es, die Start-up-Szene und die dazugehörigen Plattformen mehr zusammenzubringen, zu fördern und zu begleiten.

Mit dem amtierenden Landeshauptmann trifft sich die Adler Runde einmal im Jahr. Der Politik gibt man Anregungen mit. (Bild: Birbaumer Christof)
Mit dem amtierenden Landeshauptmann trifft sich die Adler Runde einmal im Jahr. Der Politik gibt man Anregungen mit.

Letztlich geht es darum, den Standort Tirol weiterzubringen. Wir haben uns auch die israelische Kultusgemeinde näher angeschaut. Wie lebt die jüdische Gesellschaft in Österreich und was passiert bei ihr? Da kann man viel dazulernen. Auch mit der Gruppe Young Entrepreneurs in Wien haben wir uns vernetzt, um zu sehen, wie die „Generation Z“ tickt. Eine Vernetzung gab es zudem mit dem Klub Tirol in Wien. Im Juni haben wir eine gemeinsame Veranstaltung in Alpbach.

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Ich bin kein Fan von Verboten und Geboten. Mit dem Dialog, der Aufklärung und Bildung kommen wir weiter.

Präsident Klaus Mark

Wie wird man ein Mitglied bei der Adler Runde?
Man muss von einem Mitglied empfohlen werden. Dann erfolgt im Vorstand ein Erstgespräch. Für die Aufnahme braucht es hundert Prozent Zustimmung. Es wurden auch schon welche abgelehnt. Derzeit sind wir rund 50 Mitglieder, mehr als 60 sollen es aber nicht werden. Der große Mix und die gemeinsam gelebten Werte machen es aus. Wir möchten uns klar von der Industriellenvereinigung (IV) oder der Wirtschaftskammer (WK) unterscheiden. Wir sind keine politischen Interessenvertreter.

Breiter an die Öffentlichkeit tritt die Adler Runde nicht. Warum eigentlich?
Wir schalten keine Inserate und richten auch keine Forderungen an die Politik über die Medien aus. Für mich ist der direkte Dialog wichtig. Wobei wir aber schon relativ häufig in der Presse vertreten sind.

Klaus Mark (Bild: Birbaumer Johanna)
Klaus Mark

Pflegt die Adler Runde auch Kontakte zu ähnlichen Gruppen im Ausland?
Nein. Es ist ein Tiroler Netzwerk und soll auch eines bleiben. Wir wollen auch keine Super-Manager haben, die bei uns Mitglied sind. Sie werden zwar zu Gesprächen eingeladen, aber wir wollen ein echter Tiroler Verein bleiben.

„Geld ist Macht“, heißt es im Volksmund. Wie viel Macht – also Einfluss auf die Politik – hat die Adler Runde?
Ich würde es nicht auf das Geld reduzieren. Es sind über 75.000 Angestellte, die in der Adler Runde sind. Wir bringen eine hohe Leistung für den Wirtschaftsstandort und setzen uns für diesen ein. Wir führen einen offenen Dialog. Erlaubt sein muss aber, dass man Wünsche und Anregungen an Entscheidungsträger richtet. Wie viel Macht wir haben, müssen andere beurteilen.

Daten und Fakten

Ende 2002 wurde die Adler Runde von den Unternehmern Gretl Patscheider, Ingeborg Freudenthaler und Karl Handl gegründet. 20 weitere stellten sich hinter die Pläne der Gründer: Eine Ideenschmiede für das Land zu sein und die Tiroler für die Bedeutung der Wirtschaft zu sensibilisieren. Überparteilich und unabhängig möchte sich die Adler Runde verstanden wissen. Rund 50 Mitglieder gibt es aktuell Die selbstgesetzte Grenze liegt bei 60. Der Präsident wird alle zwei Jahre gewählt. Ein neues Mitglied muss vorgeschlagen werden und benötigt 100 % Zustimmung.

Wo will die Adler Runde in 20 Jahren stehen?
Die Zeit ist wesentlich schnelllebiger geworden. Was wichtig ist, ist, dass man in dem vernetzten Dialog bleibt, um zu verstehen, was bei all dem Wandel passiert. Am Ende ist am wichtigsten, dass der Mensch im Vordergrund bleibt. Ich bin kein Fan von den Verbots- und Gebots-Geschichten. Mit dem Dialog, der Aufklärung und der Bildung kommen wir weiter. Und wir müssen schauen, dass die Standorte Tirol, Österreich und Europa wettbewerbsfähig bleiben.

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