Teilzeit-Debatte

Kocher betont: „Mütter und Frauen sind tabu“

Politik
15.02.2023 11:34

Groß war der Aufschrei, nachdem Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) seine Pläne vorgestellt hatte, Teilzeitarbeitskräften weniger Sozialleistungen gewähren zu wollen. Von „familien- und frauenfeindlichen“ Maßnahmen war da mitunter die Rede. Kocher selbst fühlt sich falsch verstanden. Vor dem Ministerrat am Mittwoch stellte er klar: Es gehe um die freiwillige Teilzeit. „Mütter und Frauen sind Tabu.“

Es sei immer davon die Rede gewesen, dass es um eine Attraktivierung der Vollzeit gehe. Um den Wohlstand in Österreich zu erhalten, müssten eben an Lösungen für das Fehlen von Fachkräften gearbeitet werden. Der Minister meinte allerdings, er sei froh über die Debatte. Diese sollte aber „faktenbasiert und ohne Emotionen“ geführt werden. Dass vorwiegend Frauen von Teilzeitarbeit betroffen sind, dessen sei er sich bewusst. Personen, die sich um Kinder oder andere Familienangehörige pflegerisch kümmern müssen, sollen seinen Worten zufolge nicht von Kürzungen betroffen sein.

Allerdings sei ein Trend zu beobachten, dass sich „immer mehr junge Menschen freiwillig für Teilzeitarbeit entscheiden“. „Es gibt gar nicht so wenige, auch Männer, die weniger arbeiten wollen“, so Kocher.

„Volle“ Unterstützung des Kanzlers
Bereits zuvor hatte Parteikollege und Bundeskanzler Karl Nehammer festgehalten, dass Menschen, die Betreuungspflichten haben, „damit nicht gemeint“ seien, dies sei „tabu“. Man müsse aber Anreize für längeres Arbeiten setzen, Leistung müsse sich lohnen, bekräftigte Nehammer. So solle es sich etwa auszahlen, Überstunden zu machen. Er unterstütze Kocher „voll“ dabei, das Thema nun rasch anzugehen.

Die nun losgetretene Diskussion um Änderungen bei der Teilzeit wird vom wirtschaftsliberalen Forschungsinstitut Eco Austria und AMS-Chef Johannes Kopf ebenfalls begrüßt. „Ziel einer solchen Diskussion sollte die Erhöhung der Frauenerwerbsbeteiligung und gleichmäßigere Arbeitszeitverteilung sein. Zusätzlich braucht es österreichweites ganztägiges Kinderbetreuungsangebot“, twitterte Kopf am Dienstag.

Eco-Direktorin Monika Köppl-Turyna meinte am Mittwoch im Ö1-„Morgenjournal“ ebenfalls, es gebe durchaus Stellschrauben, an denen gedreht werden könnte - wenn gleichzeitig auch die Kinderbetreuung ausgebaut wird. Und sie gab zu bedenken, dass die hohe Teilzeitquote es schwieriger mache, das Sozialsystem zu finanzieren. „Demografisch bedingt haben wir immer weniger Arbeitskräfte. Wenn jetzt noch jeder Einzelne weniger arbeitet, wird das Arbeitsvolumen sinken. Das wird ein Problem für alle staatlichen Leistungen werden“, sagte die Ökonomin.

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