Vier Jahre in Syrien

Terror finanziert: Wiener Mama (28) verurteilt

Wien
14.02.2023 11:30

Eine Wienerin rutschte nach dem Verlust der Eltern in radikal-islamistische Kreise ab. Mit 15 konvertierte die mittlerweile dreifache Mutter zum Islam. 2017 reiste sie nach Syrien, wo sich ihr Lebensgefährte der Al-Nusrah Front anschloss. Laut Anklage finanzierte die 28-Jährige die Terrororganisation Al-Nusra-Front mit, indem sie sich zu Unrecht bezogene Sozialleistungen aus Österreich schicken ließ. Jetzt stand die Frau in Wien vor Gericht.

Ein Mädchen aus einer katholisch/evangelischen Wiener Familie, das in der Kindheit großes Leid erfuhr. Als sie sechs Jahre alt war, starb ihre Mutter auf tragische Weise vor ihren Augen, der Vater erlitt wenig später einen Herzinfarkt. Die Angeklagte wuchs in einer Wohngemeinschaft auf: „Ich hatte viele türkische Freunde und ein Zeichen von Gott bekommen. Mit 15 bin ich zum Islam konvertiert“, berichtet die 28-Jährige am Wiener Landesgericht in leisen Worten. 

Mit Kleinkind in umkämpfte Region gezogen
Der Staatsanwalt wirft ihr vor, Mitglied einer terroristischen Vereinigung zu sein und Terrorismus finanziert zu haben, indem sie betrügerisch verschaffte Mittel an Mitglieder einer Terrororganisation weitergab. 2017 reiste sie samt Kleinkind und ihrem Freund zur Al-Nusra-Front nach Syrien aus und zog dort mit ihrem Mann, den sie nach islamischen Recht geheiratet hatte, in ein Dorf. Dort bekam sie ein Haus zugewiesen.

Doch bald gab es Konflikte. Die Ex-Freundin des Mannes reiste ebenfalls aus Österreich nach Syrien. Wenig später ging ihr Partner mit seiner „Ex“ zurück nach Österreich, doch die Angeklagte blieb dort. Sie heiratete erneut und bekam zwei weitere Kinder.

Alter Freund schickte Familienbeihilfe nach Syrien
Drei Jahre lebte sie dort, führte den Haushalt, verpflegte die Kinder. „Sie hat diesen Haushalt auch finanziert“, führte der Staatsanwalt aus. „Weil sie den Behörden die Ausreise nach Syrien nicht bekannt gab, kassierte sie zu Unrecht weiter Sozialleistungen, wie Familienbeihilfe, Mindestsicherung oder den Kinderabsetzbetrag.“ Ein alter Freund hob das Geld in Wien ab und schickte es ihr nach Syrien. Der in Wien geborene Türke war am Dienstag mitangeklagt.

2020 flog der Betrug auf, nachdem sich die Angeklagte ihrer Schwester anvertraut hatte. Als die Kämpfe im Dorf stärker wurden, wollte die Frau zurück in ihre österreichische Heimat. Vor dem Richter zeigte sich die Frau, die vor ihrer Rückkehr sechs Monate mit den Kindern in der Türkei in Schubhaft saß, geständig. Immer wieder brach die dreifache Mutter in Tränen aus.

Nach islamischem Recht war sie mittlerweile viermal verheiratet. An Kampfhandlungen nahm sie nicht teil. Weshalb ihr Verteidiger Harald Schuster in seinem Plädoyer an den Richter appellierte, zu „unterscheiden, wie weit der Tatbeitrag wirklich geht“.

Das Schöffengericht verurteilte die Erstangeklagte zu zwei Jahren Haft, davon 16 Monate bedingt. Der „Geldbote“ kam mit einem Jahr bedingt davon - nicht rechtskräftig.

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