GUTEN MORGEN

Letzter Dienst | Ungeliebtes Rampenlicht

Nein, die öffentliche Debatte um „ihren“ ORF-Landesdirektor Robert Ziegler hat Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner bei der niederösterreichischen Landtagswahl am vergangenen Sonntag ganz sicher nicht geholfen. Geholfen hatte er in seiner früheren Funktion als Chefredakteur des ORF Niederösterreich offensichtlich jahrelang - und das in einem weit über das sonstwo gewohnte Ausmaß hinaus. Eine ganze Reihe von Vorwürfen rund um die Hofberichterstattung wurden zum Thema im Wahlkampf, während das Verhalten Zieglers von einer ORF-internen Kommission geprüft wurde. Nun ist der Kommissionsbericht fertig, am Montag soll er ORF-Generaldirektor Roland Weißmann übergeben werden. Weißmann, selbst im Landesstudio Niederösterreich groß geworden, müsste über die Abberufung Zieglers entscheiden. Diese Entscheidung hat ihm der schwerst angepatzte Landesdirektor nun abgenommen: Ziegler stellt seine Funktion „zum Wohle des ORF“ zur Verfügung. Ein richtiger Schritt - freilich zu spät, wie viele meinen. Bereits früher die Konsequenzen aus den Vorwürfen zu ziehen, so glauben die Beobachter, hätte die ÖVP im Wahlkampf entlastet. Ein Rückzug zur rechten Zeit wäre vor allem auch „zum Wohle der ÖVP“ gewesen - ein  letzter, aber wichtiger Dienst an Mikl-Leitner gewesen.

Ungeliebtes Rampenlicht. Muss man wissen, wer österreichischer Landwirtschaftsminister ist? Mehr als zwei Drittel wissen es nicht, wie die aktuelle „Frage des Tages“ via krone.at ergab. Ein Ergebnis freilich, das nicht ganz repräsentativ ist. Weder wissen wir, wer abgestimmt hat - viele Bauern, viele Stadtbewohner? Und vor allem war es bloß eine Ja/Nein-Frage. Man darf unterstellen, dass das Ergebnis noch deutlich schlechter ausfallen würde, wenn die Befragten selbst den Namen nennen müssten. Also: Er heißt Norbert Totschnig, ist 48 Jahre alt, stammt aus Osttirol und wurde im Mai des Vorjahres von Bundespräsident Alexander Van der Bellen als Nachfolger von Elisabeth Köstinger angelobt. Er bekleidet das Amt des „Bundesministers für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft“. In dieser Woche fehlte der Minister bei der Behandlung des Volksbegehrens „Stoppt Lebendtier-Transportqual“, das 427.000 Österreicher unterzeichnet hatten, im Parlament. Anwesend war er dafür beim Jägerball am Montag in der Hofburg. Warum er die Volksbegehren-Behandlung im Parlament geschwänzt hat? Weil er für diesen Bereich nicht zuständig sei, sagt er gegenüber der „Krone“. Doch das ist nur die halbe Wahrheit: Bei allem, was Tierschutz in Kombination mit Landwirtschaft betrifft, ist der Agrarminister nämlich am Verhandlungstisch mit von der Partie. Und beim Volksbegehren geht es um Transporte etwa von Kälbern oder Schweinen - von den Bauern, für die er zuständig ist. Doch auch bei seinem Klientel selbst scheint der Minister wenig anzukommen. Oder besser gesagt: Scheinen der Bauernbund und die ÖVP-Politik für die Bauern nicht mehr sonderlich gut anzukommen. Denn die Analysen der Landtagswahl vom vergangenen Sonntag in Niederösterreich zeigen, dass die Bauern im Bauernland zunehmend „ihrer“ ÖVP den Rücken kehren. Dafür ist natürlich nicht Minister Totschnig allein verantwortlich. Doch dem vormalige Bauernbunddirektor, der von jenen, die ihn kennen oder zumindest kennengelernt haben als sympathisch und klug beschrieben wird, fehlt schlicht das Politik-Gen. Er scheint das Rampenlicht nicht wirklich zu lieben. Man hat ihm wohl nichts Gutes getan, indem man ihn in die erste Reihe stellte, in der er sich sichtlich und spürbar unwohl fühlt.

Kommen Sie gut durch den Freitag!

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