In Österreich ist nur jede dritte Mutter mit einem Kind unter drei Jahren berufstätig. Fehlende oder zu teure Betreuungsangebote sind dabei selten der Grund, nicht arbeiten zu gehen. Die Mehrheit gibt an, ihr Kind selbst betreuen zu wollen. Das zeigt der Bericht „Familien in Zahlen“ des Österreichischen Instituts für Familienforschung (ÖIF).
Dass Mütter ihr Kind selbst betreuen wollen, ist zugleich das Motiv für die hohe Teilzeitquote bei Frauen mit älteren Kindern. Um Frauen eine bessere Rückkehr in den Beruf zu ermöglichen, mahnen Vertreterinnen und Vertreter der Bundespolitik sowie Sozialpartner seit Jahren mehr Kindergartenplätze vor allem für die Jüngsten ein. Der neue Bericht zeigt aber, dass das Betreuungsangebot selten eine Rolle dabei spielt, ob die Mutter des Kindes arbeiten geht oder nicht. 79 Prozent der Frauen mit einem Kind im ersten Lebensjahr gehen keinem Job nach, weil sie selbst die Betreuung übernehmen wollen.
Manchen ist Betreuung zu teuer
Nur 4,3 Prozent nennen als Grund, dass das Angebot zu teuer wäre. Weitere 2,9 Prozent sagen, dass es kein passendes Kinderbetreuungsangebot gebe. Diese Gründe geben vor allem Mütter von Zweijährigen an (14 Prozent sehen hier zu wenig Verfügbarkeit).
„In Österreich gilt eine Frau als Rabenmutter, wenn sie ein Kleinkind außerhäuslich betreuen lässt und in Frankreich ist sie eine Rabenmutter, wenn sie es zu Hause betreut, weil es dann keine sozialen Kontakte mit anderen Kindern hat“, sagt Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demographie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW).
In Österreich gilt eine Frau als Rabenmutter, wenn sie ein Kleinkind außerhäuslich betreuen lässt.
Isabella Buber-Ennser vom Institut für Demographie der Akademie der Wissenschaften (ÖAW)
Eine weitere Erklärung für das zentrale Ergebnis sei, dass das Bild von gestressten berufstätigen Müttern abschreckend wirken könne. Hier würden positive Vorbilder fehlen. Gleichzeitig werde die Vereinbarkeit des Berufs mit dem Privatleben immer wichtiger, was ebenfalls längere Karenzzeiten begünstigen könne.
Auch bei der Teilzeit würden Geschlechterrollen stärker wirken als das Betreuungsangebot. Hier sagen acht von zehn Frauen, dass sie ihr Kind selbst betreuen wollen. Laut dem ÖIF-Band „Frauen in der Arbeitswelt“ gelte Vollzeit bei Frauen mit Kindern unter 15 Jahren in der Gesellschaft nur dann als legitim, wenn es finanziell unbedingt notwendig sei, etwa bei Alleinerzieherinnen.
Ausbau der Betreuung trotzdem wichtig
Trotz dieser Ergebnisse ist der Ausbau der Kindergartenplätze für die Jüngsten laut Buber-Ennser wichtig. Ist das jüngste Kind zwei Jahre alt, sind wieder zwei Drittel der Frauen berufstätig. Zudem würden auch Kinder von nicht erwerbstätigen Müttern in den Kindergarten gehen.
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