Interview mit Expertin

„Den Ärger der Autofahrer kann ich verstehen“

Steiermark
08.11.2022 18:00

Am Montag blockierten drei junge Klima-Aktivisten den Grazer Verkehr. Wie die Soziologin Ilona Otto die Aktion beurteilt.

„Krone“:Frau Otto, bringt uns eine umstrittene Aktion wie jene am Montag in Graz in Sachen Klimakrise weiter?
Ilona Otto:
Am besten wäre es natürlich, die Klimapolitik wäre schon weiter, dann könnten sich die jungen Menschen entspannen. Doch Entscheidungsträger haben derzeit andere Prioritäten. Mit solchen Aktionen soll Druck aufgebaut werden.

Straßen werden blockiert, dadurch Termine versäumt, Autofahrer sind genervt. Ist das denn zu rechtfertigen?
Ich verstehe die jungen Menschen sehr wohl, die das machen. Sie selbst besetzen keine einflussreichen Positionen, mit denen sie etwas bewegen können. Sie fühlen sich hilflos, sehen keine anderen Optionen mehr, weil einfach nichts weitergeht.

Bewirken sie damit aber nicht genau das Gegenteil?
Das ist schwer zu sagen, weil ich auch den Ärger der Autofahrer verstehen kann, die im Stau stehen. Aber die Straßen könnten auch durch Hochwasser blockiert sein – und das wird künftig wegen des Klimawandels auch so kommen, wenn wir nicht handeln. Was es auf jeden Fall bewirkt: noch mehr Aufmerksamkeit. Durch soziale Medien wird so etwas weit verbreitet. Und dadurch kommt es zum Diskurs. Vergangene Aktionen haben das schon gezeigt.

Wieso bleiben sie nicht bei harmloseren Aktionen?
Durch Fridays for Future haben junge Menschen zwar schon viel Aufmerksamkeit erhalten, wir sind aber noch nicht so weit gekommen, um entscheidende Schritte in der Klimapolitik zu bewirken. Und es bleibt nur noch wenig Zeit zu handeln!

Was wäre aus Ihrer Sicht eine Lösung?
Aktivisten müssten Entscheidungsträger und Wohlhabendere wahrscheinlich noch gezielter treffen. Diese Aufmerksamkeit ist notwendig, damit jene die Priorität endlich erkennen.

Gezielter?
Ich will nicht zu Aktionismus aufrufen, aber da müsste man schon Ölkonzerne und andere Unternehmen, die Umweltschäden verursachen, belagern. So etwas ist aber schwierig, weil Polizei oder Sicherheitsdienst meist gleich einschreiten.

Wo liegen denn Ihrer Meinung nach die Grenzen?
Niemand sollte zu Schaden kommen. Wie das Beispiel Berlin zeigt, sollte die Jugend darauf achten, dass Rettungswege natürlich stets frei bleiben. Harmlosere Aktionen bewirken leider nicht mehr besonders viel – obwohl es natürlich besser wäre, wenn das nicht notwendig wäre.

Tritt dann nicht eine gefährliche Spaltung der Gesellschaft ein?
Sie ist schon gespalten. Wichtig ist aber: Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkel, für die sonst ja auch alles getan wird: Sie werden etwa zur Schule oder zum Sport gebracht. Durch die Umweltbedingungen ist es künftig vielleicht sogar zu gefährlich, dass sie draußen spielen, oder schlimmer, wegen Klimakatastrophen Hunger leiden müssen. Hier geht es nicht für oder gegen Autofahrer, es geht um unsere Existenz!

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