Gewalt und sexuelle Übergriffe im Sport sind immer noch ein Tabuthema. Nun hat Innenminister Gerhard Karner eine Kampagne für mehr Schutz im Sport initiiert. Ein Startschuss für höhere Sicherheit in unseren Vereinen.
„Gewalt im Sport geht gegenüber Kindern und Jugendlichen am häufigsten von Teamkollegen aus. Das gilt auch für sexualisierte Gewalt, egal, ob mit oder ohne Körpergewalt“, so Rosa Diketmüller vom Institut der Sportwissenschaften an der Wiener Uni. Die Doktorin präsentierte beim Forum „Sicherheit im Sport“ eine aufrüttelnde Studie: 70 Prozent der 1472 Befragten zwischen 18 und 30 Jahren gaben an, schon zumindest eine Form von Gewalt im Sport erlebt zu haben.
„Übergriffe im Team am häufigsten“
Wobei Männer zwei bis dreimal so oft als Täter in Erscheinung treten. Allerdings: Es sind nicht nur männliche Coaches, die Gewalt an einer Athletin ausüben. „Am häufigsten wurden Übergriffe von Teamkollegen oder -kolleginnen genannt“, so Diketmüller, „diesem Thema wurde viel zu lange keine Aufmerksamkeit gewidmet.“
Deshalb will jetzt Innenminister Karner (ÖVP) dem Tabuthema innerhalb der Exekutive mehr Raum widmen: „Mehr als zwei Millionen Österreicher sind Mitglieder in einem Sportverein. Mit dem neuen Forum wollen wir einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, dass Sportvereine ein Ort der Sicherheit und Sportler vor jeder Art der Gewalt geschützt werden.“ Fachbeiträge von Andreas Holzer und Manuel Scherscher, Bundeskriminalamts-Direktor und -Stellvertreter, zeigten, dass die Botschaft des Ministers bereits angekommen ist.
Judo-Trainer brauchen Leumundszeugnis
Auf dem richtigen Weg zur Verbesserung der Situation ist auch Martin Poiger, Generalsekretär der Europäischen Judo-Union. Denn nach den bedauerlichen sexuellen Übergriffen des zweifachen Judo-Olympiasiegers und verurteilten Vereinspräsidenten Peter Seisenbacher (62) – er soll noch im November nach fünf Jahren aus der Haft entlassen werden – gibt es ein neues Regelwerk: Judo-Trainer Österreichs müssen jetzt ein Leumundszeugnis vorweisen.
Als Tagungsteilnehmer gab es auch eine bemerkenswerte Antwort von unserem Fußballteamchef Ralf Rangnick auf die Frage, ob er sich bei Heimspielen sicher fühle: „Ich habe den Spielern gesagt, konzentriert euch auf euren Job am Platz. Wir müssen bei allem anderen auf die Polizei vertrauen.“
Auch Wettbetrug und Manipulation Thema
Neben dem Dauerbrenner Gewalt im Sport standen bei der Tagung im niederösterreichischen Stift Göttweig auch die brisanten Themen Spielmanipulation, Wettbetrug und Cyber-Sicherheit auf dem Programm. Kurzum: Sicherheit im Sport auf allen Ebenen.
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