Behördenprobleme

Grazer Vater kämpft um seine Babys und Freundin

Steiermark
16.10.2022 09:00

Mit aller Macht kämpft ein junger Steirer dafür, dass seine in Vietnam - zu früh - geborenen Zwillinge und seine Freundin nach Graz kommen dürfen. Immer wieder gibt es neue Hürden.

Die kleine Wohnung in Graz ist auf Vordermann gebracht, liebevoll arrangiertes Spielzeug wartet darin, alles sieht heimelig aus, einladend - doch die Kinderbettchen sind immer noch leer. Denn seit fast einem Jahr (!) kämpft ein Grazer dafür, dass seine im Dezember in Vietnam geborenen Zwillingssöhne und seine Freundin endlich zu ihm kommen dürfen. Ein undurchdringlicher Behördendschungel wirft dem Paar, wie es scheint, immer wieder neue Stolpersteine in den Weg.

Eines vorweg: Die Geschichte, die Christoph R. uns schildert, klingt einfach unglaublich - und unmenschlich. Wir kennen nur seine Seite - denn die österreichische Botschaft im vietnamesischen Hanoi gibt dazu, trotz Anfrage, keine Stellungnahme ab.

Aber der Reihe nach. Im Jahr 2020 lernten sich der Grazer Maschinenbauingenieur und die Vietnamesin Thu, die ebenfalls in Graz studierte, kennen. Und lieben. „Im Juli letzten Jahres musste meine Freundin dann zurück nach Hanoi reisen, weil ihr Visum abgelaufen war“, schildert R. Nach der Abreise kam die Nachricht, die beide zu den glücklichsten Menschen machte: „Wir haben von der Schwangerschaft erfahren, waren außer uns vor Freude!“

Der Freude folgten dann laut dem Grazer nur noch herbe Rückschläge, und ein Kampf, der „mich unendlich viel Energie, Nerven, Geld und Tränen gekostet hat“. Durch die Pandemie hätte die Schwangere kein neues Visum für Österreich bekommen, „da es keine Flüge zurück gegeben hätte - und ohne gesicherte Rückreise wird kein Visum ausgestellt“. Als diese wieder angeboten wurden, musste die 31-Jährige persönlich zur Botschaft, um ein Visum zu beantragen. „Die österreichische Botschaft hat mir mitgeteilt, dass dies abgelehnt wird, da man nicht für eine Geburt nach Österreich fliegen dürfe. Ich konnte das gar nicht glauben, ich bin ja der Vater, wir sind eine Familie!“

Im Dezember der Schock: Die Zwillinge kamen viel zu früh in der 24. Schwangerschaftswoche zur Welt; Leon mit 1200 Gramm, Lucas gar nur mit 900. Christoph R.: „Niemand kann sich unsere Ängste vorstellen, zumal die medizinischen Verhältnisse in Hanoi nicht so sind wie hier bei uns. Lucas hatte Infektionen der Lunge, die Verdauung funktionierte nicht - der Höhepunkt war ein Coronaausbruch auf der Intensivstation. Eine Schwester musste sich allein um 20 Frühgeborene kümmern.“

Die junge Mutter kämpfte vier Monate lang um das Leben ihrer Babys - komplett auf sich allein gestellt und oft völlig am Ende ihrer Kräfte. Der Vater ebenso, hilflos - eine halbe Welt entfernt; denn auch er bekam kein Visum. „Es war ein Horror.“ Eine Hürde sei nach der anderen gefolgt und immer wieder Skurrilitäten: „Zwischendurch hatte ich, so kurios das klingt, einen Sohn, der Vietnamese war - und seinen Zwilling, der Österreicher ist.“

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Wir werden uns beim Außenministerium erkundigen, warum so entschieden wurde – in der Hoffnung auf ein Happy End für die Familie.

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Zwei Monate lang war der Grazer heuer in Asien und konnte seine Kinder mit vier Monaten zum ersten Mal in den Armen halten. Letzter Stand laut R.: „Die Babys dürften zwar einreisen - aber nur ohne Mutter. Ihr Visum wurde abgelehnt.“

Selbst wenn das alles nun den Buchstaben des Gesetzes entspräche - wo bliebe in so einem Fall die Menschlichkeit? Eine Frage, die sich wohl nicht nur Christoph R. stellt.

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