Primärversorgung

ÖGK und Land Tirol holen nun zum Gegenschlag aus

Tirol
07.10.2022 10:39

Die Realisierung von Primärversorgungseinheiten (PVE) stockt in Tirol, die Verhandlungen zwischen Ärztekammer Tirol, Land Tirol und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) laufen bereits seit 2017. Die Ärztekammer übte kürzlich massive Kritik - die „Krone“ berichtete. Nun holen ÖGK und Land Tirol zum Gegenschlag aus. 

Derartige Primärversorgungseinheiten sollen Ärzte sowie auch andere Gesundheits- und Sozialberufe umfassen. „Es wurde immer kolportiert, dass wir als Ärztekammer gegen die Umsetzung dieser Primärversorgungseinheiten sind. Das ist aber definitiv nicht wahr, wir sind sehr wohl dafür - unter den entsprechenden Voraussetzungen, die momentan nicht gegeben sind“, betonte Momen Radi, Kurienobmann der niedergelassenen Ärzte in Tirol.

Obwohl die Verhandlungen mit Land Tirol und ÖGK seit fünf Jahren laufen, „liegt noch immer kein annehmbares, attraktives Angebot vor. Es gibt rechtliche Unklarheiten, die immer noch nicht beseitigt wurden - und auch die konkreten Vertragsunterlagen lassen auf sich warten, um beurteilen zu können, ob die Vorstellungen der Gesundheitspolitik für die Ärzte auch umsetzbar sind“, ergänzte Tirols Ärztekammer-Präsident Stefan Kastner. Der Appell von Radi und Kastner an die künftige Landesregierung lautet: „Klare Vorgaben für eine rasche Umsetzung von PVE zu schaffen!“

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Es gibt rechtliche Unklarheiten, die immer noch nicht beseitigt wurden.

Stefan Kastner, Präsident der Tiroler Ärztekammer

„Honorierungsmodell für Tirol ist attraktiv“
Auf diese Kritik kontert nun die ÖGK. In ganz Österreich werden laufend neue Primärversorgungseinrichtungen in Vertrag genommen. Insgesamt sind bereits 37 PVE erfolgreich in Betrieb, mindestens 45 weitere sollen bis Mitte 2023 entstehen. In Tirol gibt es bis dato noch keines. Landesstellenausschussvorsitzender Bernhard Achatz zeige sich erfreut, dass nun „offenbar Gesprächsbereitschaft“ seitens der Ärztekammer Tirol herrsche: „Das von der Sozialversicherung entwickelte Honorierungsmodell für Tirol ist außerordentlich attraktiv. Es besteht aus einer Grundpauschale von 40.000 Euro, einer Fallpauschale und vielen Einzelleistungen. Damit wird ein rund 20 Prozent höheres Honorar ermöglicht.“

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Es besteht aus einer Grundpauschale von 40.000 Euro, einer Fallpauschale und vielen Einzelleistungen. Damit wird ein rund 20 Prozent höheres Honorar ermöglicht.

ÖGK-Landesstellenausschussvorsitzender Bernhard Achatz

Das Paket für potenzielle PVE-Interessenten sei umso attraktiver, weil darüber hinaus auch die Lohnkosten von den diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegern sowie den weiteren Gesundheits- und Sozialberufen wie Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden, Heilmasseure, Hebammen, Psychotherapeuten, klinische Psychologen gemeinsam von Land und Sozialversicherung „vollumfänglich“ finanziert werden - so wie auch ein PVE-Manager. Für sechs Primärversorgungseinheiten werden in Tirol übrigens mehr als 9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.

Interessenten in Osttirol, Innsbruck und Oberperfuss
Aktuell gebe es Gespräche mit Interessenten an den Standorten Matrei/Osttirol, Innsbruck-O-Dorf und Reichenau sowie Oberperfuss, um dort die Errichtung von Primärversorgungseinrichtungen auszuloten. Die vergleichbaren Lösungen in andern Bundesländern werden gut angenommen. Die Wiener Ärztekammer hat für die Etablierung und Gründung von PVE sogar eine eigene Stelle eingerichtet, die selbst die Zusammenführung der Ärztinnen und Ärzte koordiniert.

„Land hat die nötigen Schritte gesetzt“
ÖGK-Obmann Andreas Huss räumt jedoch ein, dass in der Vergangenheit in Tirol der „konkrete politische Wille“ gefehlt habe, „diese Lösungen auf den Boden zu bringen“, heißt es in der „TT“. Es gebe jedoch eine Anschubfinanzierung, die man mit dem Land erarbeitet habe. Gesundheitslandesrätin Annette Leja (ÖVP) meldet sich ebenfalls zu Wort. Sie verweist auf 2,2 Millionen Euro für 2022/2023, die zur Verfügung stünden. „Das Land hat die nötigen Schritte gesetzt“, meinte sie und spielte den Ball an die „Systempartner“ weiter.

In die Debatte klinkt sich auch NEOS-Klubchef Dominik Oberhofer ein. Er forderte von den derzeit um eine Regierung verhandelnden Parteien ÖVP und SPÖ: „In einem Jahr muss es endlich zur Umsetzung kommen“.

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