Mittelmeer-Wettrüsten
Nordzypern: Türkei schickt mehr Waffen und Truppen
Vor wenigen Wochen erst hatte die griechische Regierung einen Brief an das NATO-Hauptquartier, an die EU und die Vereinten Nationen geschrieben, in dem man vor einer zunehmend kriegerischen Rhetorik der Türkei warnt und die internationale Gemeinschaft aufruft, die türkische Regierung mit diplomatischen Mitteln zur Räson zu bewegen. Es wurden auch Vergleiche zur Situation an der ukrainisch-russischen Grenze vor dem Einmarsch der Russen gezogen. Nun hat die Regierung in Ankara verkündet, dass man mehr Truppen und Waffen in den türkischen Norden der geteilten Mittelmeerinsel Zypern schicken werde.
Damit reagierte man auf die Aufhebung eines US-Waffenembargos für die griechische Republik Zypern, wie der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu am Donnerstag erklärte. Man wolle „die türkischen Zyprioten schützen“ und liefern, was immer sie bräuchten.
Zypern ist nach einem griechischen Putsch und einer türkischen Militärinvasion im Jahr 1974 in einen größeren griechisch-zypriotischen Teil im Süden und einen türkisch-zypriotischen Teil im Norden geteilt. Die „Türkischen Republik Nordzypern“ wird weltweit nur von der Türkei anerkannt.
Bringt Aufhebung des US-Embargos Ende der Diplomatie?
Die USA hatten Mitte September mitgeteilt, die Republik Zypern könne künftig erstmals seit 1987 wieder unbeschränkt Waffen aus den Vereinigten Staaten beziehen. Das US-Embargo war eingeführt worden, um die Streitparteien auf der geteilten Insel und die involvierten Garantiemächte Griechenland und Türkei zu einer diplomatischen Lösung zu bewegen. Der Präsident der Republik Zypern, Nikos Anastasiades, hatte die Entscheidung als „Meilenstein“ begrüßt, ähnlich die griechische Regierung. Das Außenministerium in Ankara hingegen hatte gewarnt, die Entscheidung könne zu einem Wettrüsten auf der Insel führen. Bereits jetzt befinden sich und 40.000 türkische Soldaten im Norden der Mittelmeer-Insel.
Militär auf griechischen Inseln
Die Beziehungen zwischen Athen und Ankara sind auf einem Tiefpunkt. Neben Streitigkeiten um Erdgasvorkommen in der Ägäis ist der Türkei aktuell die Militarisierung griechischer Inseln wie Lesbos und Samos ein Dorn im Auge. Internationale Verträge von 1923 und 1947 legen fest, dass die Inseln demilitarisiert sein sollen. Griechenland hat dort allerdings bereits seit Beginn des Zypernkonflikts im Jahr 1974 Militär stationiert - zur Selbstverteidigung, wie Athen betont, weil die Türkei an ihrer Westküste die größte Landungsflotte Europas unterhalte.
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