„Verdächtig verhalten“

Griechen beschossen türkisches Frachtschiff

Ausland
11.09.2022 17:31

Territorialstreitigkeiten, Luftraumverletzungen und Streit um Bohrrechte im Mittelmeer - die Liste der Konflikte zwischen der Türkei und Griechenland ist lang. Beobachter warnen, dass es sogar zu bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen den beiden NATO-Partnern kommen könnte. Am Samstag ist die Situation im Ägäischen Meer eskaliert, die griechische Küstenwache hat einen türkischen Frachter beschossen.

Das Schiff „Anatolian“ habe sich innerhalb der griechischen Hoheitsgewässer vor der Insel Lesbos verdächtig bewegt, sein Kapitän eine Kontrolle verweigert, hieß es aus Athen. Laut der Türkei geriet das Schiff in internationalen Gewässern elf Seemeilen vor der türkischen Insel Bozcada unter Beschuss. Die beiden beteiligten griechischen Schiffe hätten damit internationales Recht missachtet, hieß es vom türkischen Staatssender TRT unter Berufung auf ein Mitglied der Küstenwache. Die griechischen Schiffe seien weggefahren, als die türkische Küstenwache den Ort des Vorfalls erreichte. Der Sender veröffentlichte Aufnahmen, die den Beschuss zeigen sollen. Sie konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Laut der griechischen Küstenwache fuhr das Schiff nach der Verweigerung der Kontrolle in nahe gelegene türkische Gewässer ein. Die türkische Küstenwache sei über den Zwischenfall informiert worden, der sich am Samstag gegen Mittag ereignet habe.

Die „Anatolian“ war unter der Flagge der Komoren unterwegs. Sie wurde nach dem Vorfall von der türkischen Küstenwache eskortiert. Die Staatsanwaltschaft leitete eine Untersuchung des Vorfalls ein, so die Nachrichtenagentur Anadolu. An Bord des Schiffes befanden sich 18 Besatzungsmitglieder, unter anderem aus der Türkei, Ägypten, Somalia und Aserbaidschan.

Griechischer Minister warnt in Brief vor Situation in der Ukraine
Erst vor wenigen Tagen hatte die griechische Regierung einen Brief an das NATO-Hauptquartier, an die EU und die Vereinten Nationen geschrieben, in dem man vor einer zunehmend kriegerischen Rhetorik der Türkei warnt und die internationale Gemeinschaft aufruft, die türkische Regierung mit diplomatischen Mitteln zur Räson zu bewegen. „Indem das nicht rechtzeitig getan wird, oder der Ernst der Angelegenheit unterschätzt wird, riskieren wir, wieder Zeuge einer Situation zu sein, die der ähnelt, die sich derzeit in einem anderen Teil unseres Kontinents abspielt“, spielte Außenminister Nikos Denidas auf den Ukraine-Krieg an.

Ankara kritisiert „militärische Aufrüstung“ in Ägäis
Ankara fühlt sich wiederum durch die „militärische Aufrüstung“ auf den griechischen Inseln in der Ägäis bedroht, wie zuletzt betont wurde. Während seiner Balkan-Reise drohte Präsident Recep Tayyip Erdogan indirekt mit einem Einmarsch und tönte: „Wir können plötzlich eines Nachts kommen.“

Dass es angesichts der aggressiven Rhetorik seitens der Türkei zu einem Krieg kommen könnte, glaubt Griechenlands Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis dennoch nicht. „Nein, denn ich kann mir einen Krieg zwischen Griechenland und der Türkei nicht vorstellen“, sagte er am Sonntag während einer Pressekonferenz auf eine entsprechende Frage. Er glaube, die Türkei wisse sehr gut um die Effektivität der griechischen Streitkräfte Bescheid.

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