Drogen-Überdosis

Jugendliche kämpfte in Klinik ums nackte Überleben

Tirol
18.09.2022 07:00

Einen bunten Mix aus Drogenersatzmittel konsumierten Anfang der Woche zwei Freundinnen in Innsbruck - einen (!) Tag vor Therapiebeginn. Eine der beiden Tirolerinnen kämpfte daraufhin in der Klinik um ihr Leben - sie schaffte es. 

Bereits mit 13 Jahren schlitterte Anna (Name von der Redaktion geändert) in den Drogensumpf, wurde an einem Straßenrand im Zillertal gefunden und wäre fast an Benzodiazepinen gestorben - die „Krone“ berichtete.

„Man gibt noch einmal so richtig Gas“
„Meine Tochter bekam am vergangenen Montag Besuch von einer Freundin, die ebenfalls Drogen nimmt und am Tag darauf eine Therapie auf freiwilliger Basis in der Kinder- und Jugendpsychiatrie in Hall beginnen hätte sollen“, schildert die Mutter von Anna und führt weiter aus: „Wie es in der Szene so üblich ist, gibt man einen Tag vor Therapiestart noch einmal so richtig Gas. Das machten auch meine Tochter und ihre Freundin. Die beiden besorgten sich in Innsbruck viele unterschiedliche Drogenersatzmittel - darunter befanden sich zum Beispiel Benzodiazepine, Subutex und Lyrica. Vor allem rund um die Mentlvilla (Anmerkung: Einrichtung der Caritas Tirol für Menschen mit Suchterkrankung) werden diese gefährlichen Tabletten gerne und regelmäßig an Kinder und Jugendliche verkauft. Ein ganzer Streifen Benzodiazepine kostet zwischen 5 und 10 Euro.“

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Die Freundin lag regungslos im Bett, sie atmete nicht mehr.

Die Tiroler Mutter

„Zuerst wiederbelebt, dann in Klinik gekommen“
Doch die Menge, die sich Anna und ihre Freundin eingeworfen haben, war zu viel. „Die Freundin lag regungslos im Bett, sie atmete nicht mehr. Ich verständigte auf der Stelle die Rettungskräfte und habe das Mädchen wiederbelebt. Schließlich begann es zum Glück, zu röcheln. Die Einsatzkräfte stabilisierten die Jugendliche und brachten sie in die Klinik Innsbruck. Dort lag sie auf der Intensivstation mit einem akuten Nierenversagen und einer Lunge, die nicht mehr selbstständig arbeitete. Sie kämpfte um ihr Leben“, sagt die Tirolerin. Das Mädchen habe überlebt, es befinde sich mittlerweile auf der Normalstation.

„Plötzlich tauchte sie zwei Tage nicht mehr auf“
Auch Anna sollte vor rund einer Woche ihre Therapie auf freiwilliger Basis in Hall beginnen. „Doch plötzlich tauchte sie zwei Tage nicht mehr auf. Ich ließ sie von der Polizei suchen und einweisen. Aber laut österreichischem Gesetz darf sie mit 15 Jahren selbst entscheiden, ob sie therapiert werden möchte oder nicht. Die Eltern haben somit keinerlei Entscheidungskraft über ihre eigenen Kinder. Was machte meine Tochter? Genau das, was fast alle betroffenen Kinder und Jugendlichen in dieser Situation tun: Sie verließ die Klinik selbstständig und sagte ihre Therapie wieder ab.“

„Subastanzen machen aus Kindern andere Persönlichkeiten“
Ob der kritische Vorfall mit ihrer Freundin Anna zur Vernunft gebracht hätte, sei laut ihrer Mutter schwer zu sagen: „Denn nach dem ganzen Konsum am Montag war sie tagelang nicht nüchtern. Hinzu kommt, dass all diese gefährlichen Substanzen aus unseren Kindern völlig andere Persönlichkeiten machen. Sie sind wahrlich nicht wiederzuerkennen. “

Mutter von Anna fordert rasche Gesetzesänderung
Immerhin befinde sich Anna derzeit freiwillig in der offenen Therapie in Hall. Sie sehe ein, dass sie Hilfe benötige. „Ich hoffe sehr, dass sie bleibt und die gesamten Therapieeinheiten durchzieht“, betont die Tirolerin, die nach wie vor eine rasche Gesetzesänderung in Österreich fordert: „So kann es nicht mehr weitergehen. Die Eltern müssen endlich die Macht erhalten, ihren Kindern mittels Zwangseinweisungen das Leben retten zu können.“

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