Ein vermeintlicher Millionengewinn endet mit einem Kokainschmuggel: Seit neun Monaten sitzt der 62-jährige Roman Garber in Kolumbien hinter Gittern und erlebt einen Albtraum. Angehörige versuchen verzweifelt, ihm zu helfen.
„Ich habe mir gedacht, ich mache ein paar Tage Urlaub, und wenn nichts ist, ist nichts. Was habe ich zu verlieren?“ Mit diesen Gedanken fliegt der Südsteirer Roman Garber im November 2021 blauäugig nach Quito, Ecuador, und kehrt nie wieder zurück. Die Reise endet für den Steirer im Gefängnis im kolumbianischen Cartagena.
Die ersten Tage haust er in einer Massenzelle ohne Matratze, es gibt keine Medizin, dafür Ungeziefer. Garber verliert 17 Kilogramm, wie er im Gespräch mit der „Am Schauplatz“-Redaktion des ORF sagt. Ihm drohen eine jahrzehntelange Haft und Hunderttausende Euro Geldstrafe.
„Britisches Finanzministerium“ versprach ihm Millionen-Gewinn
Wie kam es zu diesem Albtraum? Alles begann im Sommer 2021 mit einer E-Mail, wie wir sie alle kennen: Eine Kate Thompson, angeblich vom britischen Finanzministerium, verspricht eine Gewinnausschüttung von 10,5 Millionen Dollar aus einem Fonds. Zunächst ist der Pensionist noch skeptisch, doch „Kate“ schafft es, sein Vertrauen zu gewinnen - auch mit einer Überweisung von 500 Euro Taschengeld. In Südamerika soll er dann die Originaldokumente unterzeichnen, Flug und Hotel bekommt er bezahlt.
Die ersten Male lässt Garber die Flüge verfallen, auch um die Seriosität seines Gegenübers zu testen, wie er später seiner Anwältin erzählt. Doch am 10. November 2021 fliegt er doch.
Ich habe mir gedacht, ich mache ein paar Tage Urlaub, und wenn nichts ist, ist nichts. Was habe ich zu verlieren?
Roman Garber
Beatmungsgerät birgt weiße Überraschung
Im Hotel in Quito wartet ein „Mister Paul“ auf den Steirer. Er unterzeichnet die Urkunde, nun soll er wieder nach Hause fliegen - über Kolumbien und mit der Bitte, ein Beatmungsgerät bis in die Schweiz mitzunehmen. Garber nimmt das in Folie eingewickelte Paket mit.
Am Flughafen in Cartagena in Kolumbien nimmt ihm die Polizei beiseite. In einer Metallkassette im Gerät finden sie „Sackerl mit weißem Pulver drinnen“ - insgesamt 8,5 kg Kokain im Wert von 1,6 Millionen Euro!
Trotz Falle rechtlich kein Missverständnis
Seither versuchen Angehörige verzweifelt, Roman Garber zu helfen. Alle sind sich einig: Der lebens- und abenteuerlustige Lebringer, der zuletzt in Wagna wohnte, ist kein Krimineller, er ist in die Falle eines international agierenden Drogenkartells getappt.
„Aus rechtlicher Sicht ist es aber kein Missverständnis“, weiß seine in Kolumbien tätige steirische Anwältin Yvonne Rieser, die mit der Staatsanwaltschaft einen Deal über sieben Jahren Gefängnis für den Steirer heraushandeln konnte - falls er sich schuldig bekennt. Noch ist unklar, ob sich Garber darauf einlässt und ob er dann nach Österreich überstellt werden kann.
Die österreichische Botschaft in Bogota unterstützt den Steirer seit seiner Festnahme, teilte das Außenministerium auf „Steirerkrone“-Anfrage mit. Aus Datenschutzgründen geben sie keine Auskunft zum Verfahrensstand des Falles.
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