Sie sind derzeit in aller Munde: Windräder. Sind sie die Trendwende in der Klimakatastrophe? Sind sie in Tirol überhaupt möglich? Oder ist es am Ende doch nur ein Kampf gegen Windmühlen?
Na servas, wenn in Tirol der Wind bläst, dann aber ordentlich. Der Föhn, dieser warme Fallwind, wirbelt nicht nur Blätter, Wäsche und alles, was nicht niet- und nagelfest ist, durcheinander, sondern bringt allzu oft auch ein „verwehtes“ Volk. Daraus resultiert oft Chaos im Verkehr und der ein oder andere leidet unter Kopfschmerzen. Nur Energie, das bringt der Föhn uns nicht.
Tirol hat zwar viel Wind, aber kein Windrad. Dabei könnte man mit der Leistung von nur einer Stunde eines Windrades zwei Jahre lang durchgehend Playstation spielen. Bitte nicht als Empfehlung verstehen, nur als Beispiel. Während Windräder den Osten des Landes erobern (siehe Grafik unten), gehört Tirol bisher noch zur Anti-Windrad-Fraktion.
„Auf die Tiroler Berge gehören nur Gipfelkreuze“
Dem Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) kommt bekanntlich kein Windrad in die Tiroler Berge - diese gehören ganz allein den Gipfelkreuzen und Seilbahnen. Sein Nachfolger Anton Mattle zeigte sich im Interview mit der „Tiroler Krone“ nicht ganz so abgeneigt, er könnte sich den einen oder anderen Windpark durchaus vorstellen. Gleichzeitig betont er aber auch, dass der Fokus derzeit auf Wasserkraft liege. Mattle sitzt im Aufsichtsrat der Tiwag, die derzeit ordentliche Gewinne einfährt, wie die „Krone“ berichtete.
Die Windkraft kann damit grundsätzlich auch im alpinen Tiroler Raum einen nennenswerten Beitrag zur Stromaufbringung leisten.
Studie aus dem Jahr 2014
LH-Stv. Geisler erachtete im Morgenjournal am 9. Mai 2022 Windräder als wenig sinnvoll in Tirol: „In Tirol müssen wir massive Eingriffe sozusagen im Hochgebirge machen, sehr kostenaufwendig und deshalb ist die Windkraft zwar möglich umzusetzen, aber wirtschaftlich wenig sinnvoll.“ Dem widersprechen zahlreiche Experten und sogar eine Studie, die vom Land selbst in Auftrag gegeben wurde, wie das „profil“ schreibt.
Windkraft als Teil des Regierungsprogramms
Das Wort „Solidarität“ ist zwar während Corona etwas überstrapaziert worden, und doch geht es auch hier um Solidarität. Denn es ist nicht Tirols alleinige Sache, sondern ein österreichweites Projekt. Auch wenn man als Tiroler Wien generell skeptisch entgegen blickt. Doch im Regierungsprogramm der „Drei-Kanzler-Regierung“ ist festgelegt, dass unser Stromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent aus heimischen erneuerbaren Energieträgern zu decken ist. Dazu brauche es die vereinigten Kräfte der Bundesländer. In Tirol sieht die Agentur ein Ausbaupotenzial von 0,2 Terawattstunden. Auch eine Studie aus dem Jahr 2014 kommt zu dem Ergebnis, dass 3,5 bis 5,5 Prozent der Stromabgabe an Endkunden möglich ist. „Die Windkraft kann damit grundsätzlich auch im alpinen Tiroler Raum einen nennenswerten Beitrag zur Stromaufbringung leisten“, heißt es dort.
Ein klares Ja seitens der Tiroler Volkspartei zu Fotovoltaik und Wasserkraft. Allerdings sind Windkraftanlagen unserer Meinung nach in Tirol wirklich fehl am Platz – sorry Neos.
Social Media-Beitrag der Tiroler ÖVP
Brisantes Thema auch in der Tiroler Politik
Das Thema ist in Tirol jedenfalls derzeit politisch sehr gefragt. LA Andreas Leitgeb von den Neos erklärte wie berichtet, „dass Landeshauptmann Günther Platter lieber Gipfelkreuze statt Windräder sehen will, eine Sache ist, dass die Grünen aber stillschweigend zusehen und hier nichts weitergeht, ein andere Sache und weiterer Kniefall ist!“ Er fordert ein klares Bekenntnis zu der Nutzung von Windkraft, wo es möglich ist. Die VP reagiert auf Social Media amüsant: „Ein klares Ja seitens der Tiroler Volkspartei zu Fotovoltaik und Wasserkraft. Allerdings sind Windkraftanlagen unserer Meinung nach in Tirol wirklich fehl am Platz – sorry Neos. Da eignet sich die Nord- und Ostsee dafür - Tirols Täler und Gipfel eher weniger!“ Abgerundet wird die Botschaft durch ein „Zwinkersmiley“.
Wesentlich effizienter wäre eine Fotovoltaikoffensive auf Berg- und Talstationen, auf Liftstützen und auch Gondeln, da würde umweltschonend ins Landschaftsbild eingegriffen, und es wäre wohl auch billiger.
FPÖ Parteichef Markus Abwerzger
Neos wollen Windräder in den Skigebieten sehen
Seither ist ein Jahr vergangen, die Neos fordern erneut Windräder in Tirol. Neos-Klubobmann Dominik Oberhofer will nun Windräder bei Skiliftanlagen, so würde der Strom für die Seilbahnen gleich an Ort und Stelle produziert werden. Klubobmann Gebi Mair (Grüne) hat sich im August letzten Jahres positiv gegenüber Windräder geäußert. Und der Klubobmann der FPÖ, Markus Abwerzger, sah das ganz anders: „Windräderanlagen sind ein massiver Eingriff in das Landschaftsbild.“
FPÖ will Fotovoltaik in Gondeln und Stützen
„Wesentlich effizienter wäre eine Fotovoltaikoffensive auf Berg- und Talstationen, auf Liftstützen und auch Gondeln, da würde umweltschonend ins Landschaftsbild eingegriffen, und es wäre wohl auch billiger“, ist sich Abwerzger sicher. Und auch er bedient sich des gleichen Sinnbildes wie LH Platter: „Auf die Tiroler Bergspitzen gehören Gipfelkreuze und keine Windräder.“ In der Fragestunde des am Mittwoch startenden Juli-Landtags wird die Windkraft erneut zum Thema. Gebi Mair bringt dazu eine Anfrage an zuständigen Landesrat der ÖVP, Josef Geisler, ein. Der Wortlaut: „Kriterien für Windenergie - eine Chance für die Energiewende“. „Die Politik der fossilen Energien hat uns in Teuerung und Abhängigkeit geführt, wie wir derzeit dramatisch sehen. Windräder sind ein kleiner Teil der Lösung und unsere Freiheitsstatuen gegen die Putins und Scheichs“, äußert sich Mair.
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