Nachhaltig

Mit Öffis in die Berge? Abenteuerlicher Selbsttest

Bergkrone
05.06.2022 06:00

Das Lesachtal gilt als naturbelassenstes Tal Österreichs und bietet Bergsteigern unvergessliche Touren in den mächtigen Karnischen Alpen, den gemütlichen Gailtaler Alpen oder den schroffen Lienzer Dolomiten. Doch die meisten Wanderer reisen mit dem eigenen Auto an. Wir bei der „Bergkrone“ stellten uns die Frage, ob man überhaupt öffentlich in dieses wunderschöne, jedoch entlegene Bergtal reisen kann.

Ausgangspunkt unserer Tour ist Villach, der größte Verkehrsknotenpunkt im Süden Österreichs. Vom Hauptbahnhof geht es zuerst einmal mit der ÖBB stressfrei nach Hermagor. Kein Problem. Die Strecke ist mittlerweile elektrifiziert und dementsprechend leise fährt der Zug durch das mächtige Bergsturzgebiet der Schütt unterhalb des Naturpark Dobratsch. Ab Hermagor wird es spannend, denn die Zugstrecke ins Obere Gailtal nach Kötschach-Mauthen wurde stillgelegt. Dafür befindet sich direkt neben dem Bahnhof die Bushaltestelle. Sieben Minuten zum Umsteigen reichen.

Mit dem Bus geht es dann richtig gemütlich durch das Obere Gailtal nach Kötschach-Mauthen. Durch die großen Fenster hat man einen perfekten Ausblick zu den vorerst meist noch tiefgrünen Bergen der Karnischen Alpen. Mit jedem Meter nach Westen gesellen sich aber mehr Felsformationen dazu. Knapp vor Kötschach- Mauthen öffnet sich beim Blick nach Süden das Kellerwandmassiv, wo man für einen kurzen Moment auch den südlichsten Gletscher Österreichs, das Eiskar, sieht.

Am alten Bahnhof von Kötschach- Mauthen heißt es dann wieder umsteigen. Je nach Verbindung hat man hier zwischen fünf bis fünfzehn Minuten Zeit um in den kleinen Anschlussbus ins Lesachtal zu wechseln.

Die Fahrt hinauf ins Lesachtal ist dann richtig rasant. Im 20-Sitzer geht es die kurvige Bergstraße nach St. Jakob und weiter nach Birnbaum. Dort heißt es wieder umsteigen. Denn die Straße zwischen Birnbaum und Maria Luggau ist deutlich breiter und besser ausgebaut, als die Kärntner Einfahrt ins Lesachtal. Deshalb raus aus dem Mini-Bus und mit der ganzen Bergausrüstung wieder rein in einen großen Omnibus.

Nach gut drei Stunden Fahrzeit habe ich endlich St. Lorenzen im Lesachtal erreicht. Doch mein geplantes Bergziel für heute, die 2507 Meter hohe Raudenspitze in den Karnischen Alpen auf der gegenüberliegenden Talseite ist für mich gefühlt noch meilenweit entfernt. Ohne Taxishuttle nach Obergail ist dieser Gipfel nicht in mehr vernünftiger Zeit erreichbar.

Und nun?

Bleiben aber noch die Gailtaler Alpen auf der Sonnseite. Zum Beispiel lädt der Riebenkofel zu einer lohnenden Wanderung ein. Mit rund 1250 Höhenmeter handelt es sich dabei aber durchaus um eine zünftige Tour. Wer es gemütlich will, wird sich mit der Lackenalm zufriedengeben.

Bei dieser langen Anreise ist das für manchen aber dann vielleicht doch etwas wenig.

Wer noch am selben Tag zurück Richtung Villach fahren möchte, hat überraschend lange Zeit. Der letzte Bus verlässt St. Lorenzen um 18:45. Dieser fährt dann aber über Obertilliach hinunter nach Tassenbach im Pustertal. Dort heißt es umsteigen in die Bahn nach Lienz. In der Hauptstadt Osttirols gilt es nochmals den Zug zu wechseln um gegen 22 Uhr zurück in Villach zu sein.

Unser „Bergkrone“-Selbsttest zeigt, dass es durchaus möglich ist, mit den Öffis für eine Tageswanderung ins Lesachtal zu fahren. Pro Richtung gilt es rund drei Stunden Fahrzeit einzuplanen. Sinnvoller ist es natürlich, länger im naturbelassensten Tal Österreichs zu bleiben, dann ist die Anreise mit Bus und Bahn tatsächlich eine Option.

„Bergkrone“-Autor Gerhard Hohenwarter ist Meteorologe, Gletschermesser und Bergwanderführer, der seine Freizeit am liebsten in den Bergen verbringt und dabei immer versucht, zu seinen Touren mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Österreichweit hält Gerhard Vorträge rund ums Thema Bergwetter. 

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