„Sehr mutige Frau“

Notwehr: Messerstiche für Vergewaltiger

Der Täter lieferte eine "sehr abenteuerliche Verantwortung" im Wiener Landesgericht. Das Gericht schenkt ihm aber keinen Glauben.

(Bild: P. Huber)

Mitten in der Nacht wurde eine junge Frau verfolgt und bedrängt. Doch sie reagierte und stach in Notwehr auf den Mann ein. Der wollte „nur Freundschaft schließen“.

„Eine sehr abenteuerliche Verantwortung!“, sagt die Staatsanwältin zur Version des Angeklagten. Im Wiener Landesgericht muss sich ein syrischer Asylwerber wegen versuchter Vergewaltigung verantworten. Was für das 22-jährige Opfer eine traumatische Erfahrung war, versucht er als Missverständnis abzutun.

Opfer stach zu
Er will sie vor ihrer Haustür weder von hinten gepackt noch sie zu Boden gerungen haben und schon gar nicht versucht haben, sie zu vergewaltigen. „Ich war betrunken und brauchte eine Wegbeschreibung. Sie war jung und hübsch. Da wollte ich mit ihr Freundschaft schließen. Ich war ein bisschen grob, weil ich Alkohol getrunken habe.“ Als er sie umarmen wollte, soll sie dann ohne Grund auf ihn eingestochen haben. Denn das Opfer blieb bei dem Angriff nicht untätig: Ein Klappmesser, das sie immer zum Schutz in ihrer Tasche hatte, rettete sie.

Vergewaltiger nahm iPad mit
„Sie ist eine sehr mutige Frau!“, beschreibt die Anklägerin die 22-Jährige. Doch auch Stiche in den Oberschenkel und Arm konnten den 24-jährigen Angreifer nicht vertreiben. Das schafften erst die Rufe eines Nachbarn. Doch damit nicht genug: Der Täter schnappte sich ihre Handtasche und lief davon. Die fand man zwar wieder - jedoch ohne iPad.

Das nennt sich Notwehr! Das Opfer hätte Sie auch töten dürfen.

Richter Stefan Apostol

„Sie hat mich fast umgebracht!"
Stehlen wollte er es aber nicht: „Ich wollte nur etwas mitnehmen, damit ich weiß, wer sie ist, um sie anzuzeigen. Sie hat mich fast umgebracht!“ Richter Stefan Apostol weist ihn zurecht: „Das nennt sich Notwehr! Das Opfer hätte Sie auch töten dürfen.“ Die Verteidigerin konnte nur noch um ein nachsichtiges Urteil bitten. Ohne Erfolg: Fünf Jahre Haft. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.