Im Herbst live in Wien

Milow: „Egal wie, wir können alles schaffen“

Wien ist leiwand
25.05.2022 16:00

Mit „Nice To Meet You“, seinem mittlerweile siebenten Studioalbum, hat der belgische Popstar Milow ein Album voller Fröhlichkeit, Hoffnung und positiver Zukunftsperspektiven geschrieben. Ein bisschen trickst er damit freilich die Realität aus und für die ernsten und schlimmen Seiten des Lebens bleibt leider auch genug Platz. Im „Krone“-Talk sprach der 40-Jährige über die Schwierigkeiten während der Pandemie, wie er an Songs herangeht und warum Pink Floyd seine All-Time-Helden sind.

Donauinselfest, Afrika-Tage, Wiener Arena oder intim im Wohnzimmer - wie kaum ein zweiter Musiker lässt sich der Belgier Milow so gut wie überall hinstellen, wo es Platz für eine Gitarre und/oder einen Verstärker gibt. Der Vielspieler mit musikalischem Fanatismus gehört seit rund 15 Jahren zum guten Ton bei Events aller Art und ist auch Stammgast im Formatradio.

Nach dem flächendeckenden Durchbruch mit seinem 2011 erschienenen dritten Album „North And South“ hat der Antwerpener Amerika entdeckt und alle drei weiteren Werke im künstlerischen Schmelztiegel von Los Angeles aufgenommen. Genau das war für sein neuestes Werk „Nice To Meet You“ pandemiebedingt nicht mehr möglich, wie er uns im Interview verrät. „Als ich nach Kalifornien ging, habe ich ursprünglich meine Komfortzone verlassen. Seither bin ich hin- und hergependelt, aber das ging wegen der Pandemie nicht mehr.“

Alles wird gut
Der Startschuss für das siebente Album fiel strenggenommen schon davor. Seine erste Single „Whatever It Takes“ schrieb er im Februar 2020, als das Coronavirus zwar schon global lauerte, aber in hiesigen Breitengraden noch nicht für Verunsicherung sorgte. „Der Grundtenor des Songs war: egal, was nötig ist - wir können alles schaffen. Durch die Pandemie hat der Track natürlich eine neue Färbung bekommen, das war fast schon eine glückliche Fügung. Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt, aber wir glauben fest daran, dass alles gut wird.“

Diesen unerschütterlichen Optimismus mögen ihm Zweifler als Naivität auslegen, doch gerade in prekären Zeiten wie diesen war es dem 40-Jährigen wichtig, ein Zeichen zu setzen. „,Whatever It Takes‘ war der Startschuss. Ich brauche immer einen Song, der mich weiterleitet und hier wusste ich schnell: Das ist er!“ 2020 hat Milow rund 70 Konzerte absagen oder verschieben müssen, 2021 spielte er in den Sommermonaten alles, was möglich war.

Letzten zwei Jahre waren nicht leicht
Für einen umtriebigen, permanent auf der Bühne stehenden Musiker waren die beiden letzten Jahre auch mental nicht leicht zu verarbeiten. Hinzu kam auch in Belgien und Westeuropa das auch hier bekannte Problem, dass die jeweiligen Regierungen und Politapparate den Wert von Kunst und Kultur nicht erkannten und die Schaffenden förmlich verhungern ließen. Nicht einfach für all jene, die sich dort verpflichtet haben und teilweise vor den Trümmern ihrer Existenz standen.

„Mit der Pause musste ich selbst erst einmal klarkommen, aber umso wichtiger war mir, ein lebensfrohes und temporeiches Album zu schreiben. Meine Musik ist immer eine Reflexion der Weltlage und wenn es gerade gar nicht gut läuft, dann will ich die Menschen ermuntern, sie für ein paar Minuten aus dem tristen Alltag holen. Es klingt immer wie ein großes Klischee, dass Songschreiben eine Art von Therapie ist, aber es ist nun einmal die Wahrheit.“

Düstere Facetten
Milow fand in den letzten zwei Jahren die richtige Balance zwischen Physis und Psyche. Erstmals in seiner Karriere war er aufgrund der erzwungenen Untätigkeit mental ausgelaugt, körperlich aber topfit. „Jetzt, wo es auch wieder Konzerte gibt, bin ich zum Glück auch wieder physisch am Ende“, lacht er und erfreut sich des Lebens. „Nice To Meet You“ war anfangs gar nicht als Albumtitel gedacht, hat sich dann aufgrund der Lage aber perfekt ergeben. Einerseits geht es darum, dass man sich nach Jahren der Isolation eben endlich wieder trifft und auf sich freut, andererseits ist der Titelsong ein sehr persönlicher, der sich um seine Vaterrolle und seine zwei Kinder dreht. Eine für den privat so verschlossenen Milow ziemlich große Überraschung.

Das abschließende „Oscar“ ist seinem im April 2021 an Bauchspeicheldrüsenkrebs verstorbenen Drummer Oscar Kraal gewidmet, der nur 50 Jahre jung wurde. Ein Grund, warum er seine ruhige und melancholische Seite doch nicht ganz zur Seite packen konnte.

Nicht zuletzt dem Spannungsbogen tut die bunte Ausrichtung gut, außerdem findet Milow zumindest konzeptionell wieder an seine Anfänge als Singer/Songwriter zurück und verpackt seine in Belgien, Berlin und - ja - Wien geschriebenen und aufgenommenen Tracks in einem sehr zeitgemäßen Soundkleid. Vergisst dabei aber nicht, seine Stimme und die Emotionen der Texte zu zentrieren.

Song braucht den richtigen Zeitpunkt
Milow hat laut eigenem Bekunden in den letzten Jahren viele Songs geschrieben, die gar nie das Licht der Öffentlichkeit erblickten. So mancher soll gar mit einem Motown-Touch aufwarten, doch der jeweilige Song braucht den richtigen Zeitpunkt. Für den Belgier ging es dieses Mal um aufbauende, gut gelaunte und hoffnungsfrohe Tracks. „Mir war vor allem wichtig, dass die Leute das Album live hören wollen. Das war mein wichtigstes Ziel. Wenn du ,Nice To Meet You´ hörst, dann sollst du die Songs auf der Bühne erleben wollen. Wenn mir das gelungen ist, dann bin ich mehr als glücklich.“

Es begann mit Rock
Wer Milow und seine poppige Karriere seit Jahren verfolgt, der kann sich kaum vorstellen, dass einst alles mit den großen Pink Floyd begann. „Auf der Tour zu ihrem Album ,Division Bell‘ habe ich sie 1993 in Werchter gesehen, vor rund 50.000 Fans. Das war mein allererstes Konzert. Mein Vater war dort mit Freunden von ihm und nahm mich quasi in letzter Minute mit. Damals gab es noch gar keine großen Videoscreens, da hat einfach die Musik dominiert.“

2007 schloss sich für Milow ein Kreis, denn 14 Jahre nach diesem prägenden Erlebnis trat er selbst das erste Mal ebendort in Werchter auf. „Das kann man natürlich nicht vergleichen, aber es war ein unvergessliches Erlebnis. Pink Floyd hatte ich schon als Poster im Kinderzimmer.“ Milow wird auch mit „Nice To Meet You“ nicht vor 50.000 Menschen spielen, dafür wieder querbeet auf allen möglichen Bühnen der Welt zu sehen sein.

Mehrmals live bei uns
Hier bei uns heuer sogar noch dreimal. Am 21. Juli spielt im malerischen Ambiente der Burgarena Finkenstein in Kärnten, am 20. November tritt er im Dornbirner Conrad Sohm auf und am 21. November beehrt er die Simm City in Wien. Karten und alle weiteren Infos für die Live-Highlights mit dem Belgier gibt es unter www.oeticket.com.

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