Habsburg-Tod

Reaktionen zu Tod: “Eine historische Persönlichkeit”

Österreich
04.07.2011 21:59
In- und ausländische Politiker haben sich am Montag betroffen über den Tod von Otto Habsburg gezeigt. Bundeskanzler Werner Faymann etwa bezeichnete den Verstorbenen als "historische Persönlichkeit, deren Leben mit der österreichischen Geschichte vielfältig verbunden war".

Bundespräsident Heinz Fischer kondolierte am Montag der Familie Otto Habsburgs. Er äußerte in einer Aussendung seine "aufrichtige Anteilnahme zum Tode ihres langjährigen Familienoberhauptes". Mit Habsburgs Tod sei "eine Persönlichkeit von uns gegangen, deren Name in vielfältiger Weise mit der Geschichte unseres Landes verknüpft ist", sagte Fischer. Er erinnerte daran, dass Habsburg vor genau 50 Jahren die "zunächst umstrittene Verzichtserklärung auf alle Herrschaftsansprüche" abgab und sich "als getreuer Staatsbürger der Republik Österreich" bekannte. Fischer betonte, "dass sich das Verhältnis zwischen der Republik Österreich und Dr. Otto Habsburg in den letzten Jahrzehnten in vernünftiger und positiver Weise entwickelt hat".

Bundeskanzler Werner Faymann zeigte sich "sehr betroffen". Faymann würdigte den langjährigen Europapolitiker als "historische Persönlichkeit, deren Leben mit der österreichischen Geschichte vielfältig verbunden war". Besonders hob der Kanzler Habsburgs "entschiedene Gegnerschaft zu Nationalsozialismus und Faschismus" hervor und "sein beherztes Auftreten für ein friedliches und vereintes Europa und für den Fall des Eisernen Vorhangs" nach dem Zweiten Weltkrieg.

Der SPÖ-Europaabgeordnete Hannes Swoboda sagte, er habe Habsburg als sehr engagierten Kämpfer für Menschenrechte erlebt, "er war wirklich unabhängig und ein sehr korrekter Kollege". Swoboda betonte, er habe mit Habsburg im Europaparlament gut zusammenarbeiten können. Habsburg, Alterspräsident des EU-Parlaments, sei sehr aktiv gewesen, unabhängig von Land und Partei. Auf der anderen Seite habe er als CSU-Abgeordneter doch auch "ein bißl in der Vergangenheit gelebt".

Betroffen über den Tod von Otto Habsburg zeigte sich Vizekanzler Michael Spindelegger: "Mit Otto Habsburg verlieren wir einen glühenden Europäer. Er hat sich während und nach dem Zweiten Weltkrieg mit allen Kräften für den Weiterbestand eines freien und unabhängigen Österreichs eingesetzt. Dafür und für sein unablässiges Wirken für ein freies und ungeteiltes Europa sind wir ihm dankbar. Als Vorreiter der paneuropäischen Bewegung hat er zudem maßgeblich an einer friedlichen Öffnung des Eisernen Vorhanges mitgewirkt", ehrte Spindelegger den Verstorbenen. Dieser sei vom friedlichen Zusammenwachsen Europas zutiefst überzeugt gewesen und habe für dieses Ziel seine gesamte politische Kraft eingesetzt. Auch Habsburgs "stetes Eintreten gegen Nationalismus und Kommunismus", würdigte der Vizekanzler.

Der ÖVP-Delegationsleiter im EU-Parlament, Othmar Karas, würdigte das Wirken des verstorbenen Kaisersohns Otto Habsburg um Versöhnung. "Ganz Europa weint", erklärte Karas. Es sei "eine Persönlichkeit von uns gegangen, die in seiner Größe keinen Ersatz finden kann". Habsburgs Verständnis von Europa sei Versöhnung und das grenzüberschreitende Wirken gewesen, unter Rücksichtnahme auf Minderheiten.

Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ist der Kaisersohn "immer - auch in den dunkelsten Zeiten - kompromisslos für Österreich eingetreten" und habe sich stets für sein Land eingesetzt. Auch wenn die Republik - "namentlich die SPÖ" - nicht immer anständig mit der Familie Habsburg umgegangen sei, so habe sich Habsburg "doch stets seine Liebe für das Land bewahrt und sich politisch vorbildlich für Österreich engagiert".

BZÖ-Obmann Josef Bucher sprach von einer beeindruckenden Persönlichkeit, die im Rahmen der Paneuropa-Union eine große Anzahl an Jugendlichen für das Friedensprojekt Europa begeistern habe können. "Dr. Otto Habsburg war aber auch ein Mensch und Politiker, der sich kein Blatt vor den Mund genommen und viele Missstände richtigerweise angesprochen hat." Bucher würdigte ebenfalls den Kampf Habsburgs gegen das Nazi-Regime.

Kardinal Christoph Schönborn würdigte Habsburg als "großen Europäer von katholischer Weite". Schönborn hat es "immer geschmerzt", dass es in Österreich "so lange gedauert hat, bis es zu einer angemessenen Dankbarkeit gegenüber dem Haus Habsburg gekommen ist". Es werde dem Land gut tun, beim Requiem und der Beisetzung in der Kapuzinergruft "im Gebet und in Dankbarkeit an diesen großen Habsburger zu denken". Denn der Verstorbene sei "zweifellos einer der ganz großen Europäer", der "gemeinsam mit Robert Schuman, Konrad Adenauer und Alcide De Gasperi in die Reihe der 'Architekten des Europagedankens und der europäischen Integration' gestellt werden" könne, betonte Schönborn - der als Ordenskaplan des Habsburger Haus-Ordens der Ritter vom Goldenen Vlies zugleich eine Art Hausseelsorger für das Haus Habsburg ist.

Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer bezeichnete den langjährigen CSU-Politiker Otto Habsburg als charismatische Persönlichkeit. Habsburg sei ein aufrechter Demokrat und überzeugter Europäer der allerersten Stunde gewesen. "Der Tod Otto von Habsburgs erfüllt uns alle mit tiefer Trauer." Mit Habsburg verliere die Politik eine Persönlichkeit, die über Jahrzehnte die Vereinigung Europas vorangetrieben habe. "Er war maßgeblich beteiligt, als der Eiserne Vorhang, der Europa getrennt hatte, zwischen Österreich und Ungarn niedergerissen wurde." Er werde unvergessen bleiben als Anwalt Europas und Verteidiger der Freiheit. "Konsequent und unbeugsam, wenn es um seine Überzeugungen ging, prägten ihn persönlich Bescheidenheit und Charme", beschrieb Seehofer den Kaisersohn.

Der tschechische Außenminister Karel Schwarzenberg bezeichnete Habsburg als einen Mann, der von Anfang an erkannt habe, was Hitler sei. "Schon als Jugendlicher hat er sich gegen ihn gestellt", sagte Schwarzenberg am Montag der Nachrichtenagentur CTK. Schwarzenberg erinnerte daran, dass die Wehrmacht ihre Operation, mit der Österreich 1938 besetzt wurde, die Code-Bezeichnung "Operation Otto" hatte, sodass es auf die Person von Otto von Habsburg hinweisen könnte. "Die Nazis wussten, dass er ihr Erzfeind war", so Schwarzenberg. Der Minister verwies auch darauf, dass Otto von Habsburg "wirklich auf eine tapfere Weise für alle unsere Völker und Leute kämpfte, die damals hinter dem Eisernen Vorhang eingeschlossen waren".

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso würdigte Otto Habsburg als "einen großen Europäer", der "dem europäischen Einigungswerk Zeit seines reichen Lebens wichtige Impulse verliehen hat". Als langjähriger Abgeordneter und zuletzt Alterspräsident des EU-Parlaments habe Habsburg die europäische Erfolgsgeschichte mitgeprägt. Als Präsident der Internationalen Paneuropa-Union habe Habsburg einen zentralen Beitrag zur Öffnung des Eisernen Vorhangs und "zur friedlichen Wiedervereinigung unseres viel zu lange geteilten Kontinents" geleistet. "Sein klares Eintreten gegen jede Form des Totalitarismus und für Europas Grundwerte wird mir besonders in Erinnerung bleiben. Gerade in schwierigen Zeiten sollte Otto von Habsburgs Einsatz für Europa uns allen politisches Vorbild sein", so Barroso am Montag in Brüssel.

Der Präsident des Europäischen Parlaments, Jerzy Buzek, würdigte den Verstobenen als eines der "herausragendsten Mitglieder" des Europaparlaments. "An diesem Morgen ist ein europäischer Gigant verschieden", erklärte Buzek in einer Stellungnahme vor Beginn der Plenarsitzung am Montagnachmittag in Straßburg.

Auch der ehemalige Präsident des Europäischen Parlaments und Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Hans-Gert Pöttering, würdigte die Arbeit des Verstorbenen. "Otto von Habsburg gehörte zu den außergewöhnlichsten Personen unserer Zeit. Sein unerschütterlicher Glaube an die Notwendigkeit der europäischen Einigung bleibt uns gerade heute, bei den großen Herausforderungen, vor denen die Europäische Union steht, Mahnung und Verpflichtung", erklärte er.

Der Vorsitzende der Europäischen Volkspartei im EU-Parlament, Joseph Daul, betonte, Habsburg habe "wie kein Zweiter die Geschichte der europäischen Einigung verkörpert. Der Sohn des letzten österreichisch-ungarischen Kaisers hat zeitleem Ende des Zweiten Weltkriegs bis zum mittlerweile berühmten Paneuropäischen Picknick an der österreichisch-ungarischen Grenze 1989 hat er es geschafft, Grenzen zu überwinden und den Europäern den Weg in eine gemeinsame Zukunft aufzuzeigen", sagte Daul.

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