Spektakuläres Projekt

Kunst wider böse Geister: Botschaft auf Nordkette

Tirol
17.04.2022 20:00

Eine Friedensbotschaft mit 40 Meter großen Lettern auf der Nordkette hoch über Innsbruck: Mit dieser spektakulären Installation wollte eine Innsbrucker Künstlerin einen aktuellen Bezug zur Gegenwart herstellen und böse Geister aus der Vergangenheit vertreiben. Denn die Nazis hatten 1938 das grandiose Bergpanorama unterhalb der Sattelspitzen für ihre Zwecke missbraucht.

„Top secret“: So hieß das „Geheimprojekt“, das die Innsbrucker Künstlerin Katharina Cibulka bereits 2019 bei „stadt_potenziale“ Innsbruck eingereicht hat. „Abwarten? Zuschauen? Hoffen? Reicht das aus, um den sozialen Frieden in Österreich zu wahren? Oder sollen wir unsere Stimme erheben und aktiv werden?“, lauteten damals ihre Überlegungen. Im Jahre 2019 konnte sie freilich nicht ahnen, dass ihr Schriftzug für die Nordkette einen viel dramatischeren, aktuellen Bezug erhalten sollte: den Ukraine-Krieg.

Unheilbringende Parole 1938
Krieg: Das war auch damals im Jahr 1938 eine reale Gefahr, als die Nazis im Frühjahr die weiße große Fläche unterhalb der Sattelspitzen für ihre Zwecke missbrauchten. „Genius loci – seit damals ist dieser Platz für alle, die dieses Bild 1938 gesehen haben, mit einer unheilbringenden Parole assoziiert“, erklärte dazu die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin, die 2021 unter anderem den Landespreis für Bildende Kunst erhielt.

Friedliche Parole statt Propaganda
Ihr eigener Vater im Alter von 94 Jahren machte sie bei einem Streifzug durch Innsbruck auf diesen weniger bekannten Aspekt in der Innsbrucker Geschichte aufmerksam. „Noch immer kann er den Schriftzug vor seinem inneren Auge sehen. Meine Intention ist es, dieses – ihm und mir heute noch unangenehm unter die Haut gehende – Bild durch ein neues, positiv wirkendes zu ersetzen: Die große weiße Fläche soll befriedet und für die Zukunft mit einer positiven Botschaft assoziiert werden.“ Diese hätte gelautet: Peace above all, also Friede über alles bzw. über allem.

Kunstinstallation nur für einen Tag im April oder Mai
Mit einem zehnköpfigen Team, dem Bergführer und Wissenschaftler der Uni Innsbruck angehören, wäre die Botschaft mit Buchstaben aus Gerüstschutznetz in knapp 2000 Metern Seehöhe auch mit Einsatz eines Hubschraubers realisiert worden – für einen einzigen Tag im April oder Mai 2022.

Projekt zurückgezogen
Warum wäre? Weil die Künstlerin ihren Antrag auf Verwirklichung nun zurückgezogen hat, obwohl die Stadt als Grundeigentümerin bereits grünes Licht signalisierte, mit einigen strengen Auflagen allerdings. Doch die Landesumweltanwaltschaft zeigte sich mit Verweis auf das dortige Landschaftsschutz- und Natura-2000-Gebiet Naturpark Karwendel skeptisch.

Umweltanwalt verweist auf das Natura-2000-Gebiet
„Die Inszenierung der Alpen bzw. der hochalpinen Zonen in einem Landschaftsschutzgebiet ist nicht vertretbar“, sagt Vize-Landesumweltanwalt Walter Tschon. „Nachahmungen“ seien vorweg zu unterbinden. Den notwendigen Hubschrauberflügen im Schutzgebiet könne nicht zugestimmt werden, zudem seien alternative Standorte nicht geprüft worden. Die Antragsunterlagen müssten die aus naturkundlicher Sicht notwendigen Erhebungen erhalten, „um das Ausmaß der Beeinträchtigung schlüssig und nachvollziehbar abschätzen zu können“.

Ist das das Ende der Geschichte? Vielleicht, vielleicht aber auch nicht. Denn die Künstlerin hat kritisch auf die Einwände repliziert. Die „Krone“ wird weiter berichten.

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