Krieg und Inflation

Steirische Banken rüsten sich für stürmische Zeit

Steiermark
06.04.2022 17:30

Die Inflation steigt immer weiter, der Krieg in der Ukraine sorgt für viele Unsicherheiten in der Wirtschaft: Das erwarten die weiß-grünen Geldinstitute für die kommenden Monate.

Noch scheint weitgehend die Sonne über der steirischen Wirtschaftslandschaft. „Die Finanzierung von Unternehmen ist im ersten Quartal um weitere 2,1 Prozent gestiegen“, berichtete Steiermärkische-Sparkasse-Vorstand Oliver Kröpfl bei der Bilanz-Präsentation am Mittwoch.

Aber am Horizont sind die dunklen Wolken nicht zu übersehen: Krieg, Lieferengpässe, dazu die sehr hohe Inflation, die wohl nicht bald verschwinden wird. Kröpfl: „Ich befürchte einen konjunkturellen Dämpfer in der zweiten Jahreshälfte.“

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In den vergangenen Monaten haben viele Kundne auch Investitionen vorgezogen, um die staatliche Investitionsprämie zu erhalten.

Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzender der BKS Bank

Bereits Zurückhaltung bei Investitionsbereitschaft
Ähnliches ist aus anderen steirischen Banken-Chefetagen zu hören: Bisher sei die Nachfrage nach Krediten weiter hoch, die Auftragsbücher der Kunden seien gut gefüllt. Doch groß sind auch die Unsicherheiten. „Aktuell merken wir, dass die Investitionsbereitschaft etwas zurückhaltender wird“, sagt Herta Stockbauer, Vorstandsvorsitzende der BKS Bank. Sie geht davon aus, „dass die Inflation in den kommenden Monaten noch ansteigen wird.“

Gleicher Ansicht ist Regina Ovesny-Straka, die Generaldirektorin der Volksbank Steiermark: „Die Entwicklung der Inflation belastet Unternehmer stark und führt zu Planungsunsicherheiten. Wir nehmen auch an, dass sich die Inflation noch heuer negativ auf das Konsumverhalten der privaten Haushalte auswirken wird.“

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Unserer Meinung nach ist eine Leitzins-Erhöhung notwendig und eine angemessene Reaktion auf die aktuellen Entwicklungen.

Regina Ovesny-Straka, Generaldirektorin der Volksbank Steiermark

Ein differenziertes Bild zeichnet Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen-Landesbank: Die Firmenkunden seien teils stark von instabilen Lieferketten und steigenden Energiepreisen betroffen - gleichzeitig seien die Geschäftskonten vieler Unternehmen „so gut wie gar nicht tangiert, da sie die Teuerung weiterverrechnen können“. Wie bei der Steiermärkischen würden aber auch Raiffeisen Kunden derzeit verstärkt kurzfristige Liquidität brauchen, um rasch Lagervorräte aufzubauen und wichtige (und knappe) Rohstoffe am Markt zu sichern.

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Je länger die aktuellen hohen Inflationsraten anhalten, desto wahrscheinlicher werden sogenannte Zweitrundeneffekte - beispielsweise bei den Lohnverhandlungen.

Martin Schaller, Generaldirektor der Raiffeisen Landesbank Steiermark

Anstieg der Leitzinsen kommt wohl zu spät
Geeint sind die von der „Krone“ befragten steirischen Bank-Chefs in ihrem Wunsch, dass die Europäische Zentralbank (EZB) endlich die seit Jahren quasi bei Null liegenden Leitzinsen anhebt. „Ein solcher Zinsanstieg wäre für Kreditnehmer durchaus verkraftbar, und für Sparer würde sich der Realzinsverlust zumindest etwas reduzieren“, betont Stockbauer.

Ein großer Wurf ist aber ohnehin nicht in Aussicht. Die Steiermärkische Sparkasse rechnet heuer mit zwei kleinen Zinsanstiegen von je 0,25 Prozent. Und aufgrund der hohen Inflation „würde eine Zinsanhebung der EZB leider nur mehr teilweise helfen“, ist Martin Schaller bereits ernüchtert.

Fakten

Der Immobilienmarkt brummt seit Jahren. „Zu locker“ würden dabei Kredite an Private vergeben, kritisiert die Finanzmarktaufsicht - und verschärft ab 1. Juli die Regeln.

  • Was ändert sich bei den Wohnkrediten?
    Die Kreditnehmer müssen ab 1. 7. mindestens 20 Prozent des Kaufpreises an Eigenkapital aufbringen. Die Kreditrate darf maximal 40 Prozent des monatlichen Haushalts-Nettoeinkommens betragen. Und die maximale Kreditlaufzeit beträgt 35 Jahre.
  • Welche Auswirkungen wird das haben?
    Sowohl Steiermärkische, Volksbank als auch Raiffeisen erwarten, dass es aufgrund der geforderten 20 Prozent Eigenkapital vor allem für junge Familien schwieriger wird, einen Wohnkredit aufzunehmen. Sie brauchen wohl mehr finanzielle Unterstützung ihrer Familien.
  • Ist derzeit wegen der bald in Kraft tretenden Regeln die Kreditnachfrage besonders hoch?
    Es ist kein Effekt zu bemerken. Herta Stockbauer (BKS) rechnet aber auch nach Inkrafttreten ab 1. Juli mit „keinem Rückgang, da wir keine Kredite mit überdurchschnittlich langen Laufzeiten vergeben“.

Bilanz der Steiermärkischen besser als geplant
Zurück zur 2021er-Bilanz der Steiermärkischen Sparkasse: Da man keine Tochterbanken in Russland und der Ukraine und kaum Geschäftsverbindungen mit diesen Ländern hat, hat der schreckliche Krieg nur marginale direkte Auswirkungen auf das Institut. Geografisch hat man sich auf den Westbalkan, von Slowenien bis Nordmazedonien, konzentriert - und die dortigen Tochtergesellschaften lieferten im Vorjahr durchgehend bessere Ergebnisse als ursprünglich budgetiert

Vom Ergebnis nach Steuern über 308 Millionen Euro (fast eine Verdreifachung im Vergleich zu 2020!) sind die Auslandsgesellschaften für mehr als die Hälfte verantwortlich. „Und dieser Trend wird wohl in den nächsten Jahren weitergehen“, meint Vorstand Georg Bucher.

30.000 neue Kunden gewonnen
Generell beinhaltete die Bilanz des Vorjahres viel Erfreuliches: Das Wertpapier-Volumen ist auf 4,5 Milliarden Euro gewachsen (was auch an der Fusion mit der Krentschker-Bank liegt), es wurden 30.000 neue Kunden gewonnen, an Risikovorsorgen wurden lediglich 16 Millionen Euro gebildet - 2020 waren es 82 Millionen. Corona scheint in der Steiermark also wirtschaftlich gut gemeistert worden zu sein. „Die befürchtete Insolvenzwelle ist ausgeblieben, die Widerstandskraft der Unternehmen war beachtlich“, sagt Vorständin Walburga Seidl.

Fakten

Weitere Daten aus der 2021er-Bilanz der Steiermärkischen:

  • Sie betreut in der ganzen Gruppe (also inklusive Auslands-Töchter) 2,6 Millionen Kunden.
  • Man hat ein Eigenkapital-Polster von 2,2 Milliarden Euro, die Eigenkapital-Quote beträgt fast 23 Prozent.
  • Trotz niedriger Zinsen stiegen die Spareinlagen im Vorjahr erneut um 260 Millionen Euro (auf 7,6 Milliarden Euro).
  • 19,6 Milliarden Euro betrug am Ende des Vorjahres die Bilanzsumme des Konzerns.

Auch wenn der Trend zu digitalen Bankgeschäften ungebrochen ist, wird es in den nächsten Jahren keinen starken Rückgang bei den derzeit etwa 100 Filialen geben, so das Versprechen von Oliver Kröpfl. Im Gegenteil: Sie werden sukzessive modernisiert.

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