Regierung vertröstet

Graz: Polit-Theater um jüdisches Kulturzentrum

Steiermark
29.03.2022 06:00

Es wäre ein wichtiges kulturelles Projekt und ein schönes Signal dafür, dass die Steiermark ihrer historischen Verantwortung dem Judentum gegenüber gerecht wird: die Errichtung eines jüdischen Kulturzentrums in Graz. Doch alle politischen Versprechungen dazu waren nur Lippenbekenntnisse - die Koalition gibt kein Geld frei.

Die Anschläge auf die Synagoge in Graz und den Präsidenten der jüdischen Kultusgemeinde, Elie Rosen, vor zwei Jahren sorgten europaweit für Negativschlagzeilen. In Scharen pilgerten Bundespolitiker in die Murmetropole, versprachen mehr Schutz und vollste Unterstützung für die in der Steiermark lebenden Juden - auch aus einer historischen Verantwortung heraus.

Mit ÖVP-Bürgermeister Siegfried Nagl etwa wurde die Errichtung eines jüdischen Kulturzentrums auf dem David-Herzog-Platz vereinbart - inklusive Finanzierung durch die Stadt. Ein wichtiges Projekt nicht nur für die Kulturstadt Graz, sondern auch eines, das der Steiermark internationales Renommee einbringen würde. Oder müsste man eher sagen: eingebracht hätte?

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All die vielen Versprechungen waren bis dato nur Lippenbekenntnisse.

Elie Rosen, Präsident der jüdischen Gemeinde in Graz

Politik zeigt keinen Willen zur Umsetzung
Denn nach Nagls überraschender Abwahl im vergangenen Herbst will die neue Linksregierung von dem Vorhaben, das 1,2 Millionen Euro kosten soll, offenbar nichts mehr wissen. „Krone“-Informationen zufolge sind bis dato weder Gemeinderatsbeschlüsse noch diverse „Letters of Intent“ (schriftliche Bekenntnisse zum Projekt) zustande gekommen.

Und Geld? Ist freilich auch noch keines geflossen - obwohl die GBG, das Gebäudemanagement der Stadt, dringend 60.000 Euro für die Vorplanungsarbeiten brauchen würde. KPÖ-Bürgermeisterin Elke Kahr vertröstet, ihre Grün-Vize Judith Schwentner verzögert.

Böden sind schon rausgerissen, Mieter weg
Für die jüdische Kultusgemeinde und deren Chef Elie Rosen eine Katastrophe: Böden im geplanten Kultur-Haus wurden bereits herausgerissen, zwei dort untergebrachte Mieter ausgekauft.

„Es wäre ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen Antisemitismus. Dazu brauchen wir aber endlich konkrete Zusagen von der Politik, doch im Rathaus stellt man sich taub!“, ärgert sich Rosen. „All die vielen Versprechungen waren bis dato nur Lippenbekenntnisse.“

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