Aus für Pyramide
USA “servieren” künftig Ernährungs-Anleitung auf Teller
First Lady Michelle Obama und Landwirtschaftsminister Tom Vilsack präsentierten den neuen Ernährungsteller "MyPlate" (Bilder) vergangen Donnerstag in Washington als Ersatz für die Pyramide, die in der Vergangenheit immer wieder und trotz zahlreicher Updates als verwirrend und zu kompliziert kritisiert worden war.
Ernährungsteller mit vier Abschnitten
Auf vier Abschnitte aufgeteilt, zeigt MyPlate die empfohlenen Lebensmittel-Gruppen, wobei Obst und Gemüse die Hälfte des Tellers einnehmen, Getreide und Eiweiß (z.B. Fleisch und Fisch) die andere Hälfte. Zudem befindet sich neben dem Ernährungsteller ein Glas mit Milchprodukten.
Die neuen Richtlinien seien "eine schnelle, einfache Erinnerung an uns alle, den Lebensmitteln, die wir essen, mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Als Mutter kann ich bereits sagen, wie sehr dies Eltern im ganzen Land helfen wird", sagte Michelle Obama anlässlich der Präsentation von MyPlate. Die First Lady hat sich dem Kampf gegen Fettleibigkeit auf ihre Fahne geschrieben.
Step-by-Step-Kampagne mit einfachen Anleitungen
Mit der Initiative wollen die US-Behörden den Konsumenten grundsätzliche Ernährungs-Richtlinien in mehreren Einzelschritten näherbringen. Sollen die Menschen mittels des ersten Teils der Kampagne zunächst dazu animiert werden, die Hälfte ihres Tellers mit Obst und Gemüse zu belegen, sollen in weiteren Schritten Portionsgröße, Essensgenuss und das Trinken von Wasser statt zuckerhaltiger Limonaden angesprochen werden. Die Kosten der neuen Initiative belaufen sich auf etwa 2,9 Millionen Dollar über einen Zeitraum von drei Jahren.
Ausführliche Ernährungs-Angaben stellt das US-Landwirtschaftsministerium im Zuge der Initiative auf einer neuen Website "ChooseMyPlate.gov" zur Verfügung. Die darauf angeführten Richtlinien beinhalten auch einfach gehaltene Tipps, wie z.B. die Vermeidung von weiterverarbeiteten Lebensmitteln, die reich an Salz sind, und die Empfehlung, zweimal in der Woche Fisch zu essen.
"Es wird die meisten Leute schockieren"
Applaus für das neue Symbol gab es von der Lebensmittelindustrie, die zugleich auch ihre Bemühungen, gesündere Produkte in die Supermarkt-Regale zu bringen, betonte. Und auch das "Center for Science in the Public Interest" (CSPI) , eine Non-Profit-Organisation, die sich laut dem Wall Street Journal immer wieder mit der Lebensmittelindustrie anlegt, nennt den Teller eine "große Verbesserung gegenüber der unverständlichen Ernährungspyramide".
"Es wird die meisten Leute schockieren und sie werden begreifen, dass sie wesentlich mehr Obst und Gemüse essen müssen", sagte CSPI-Mitarbeiterin Margo Wootan. Die meisten Amerikaner belegen nur etwa ein Viertel ihres Tellers mit Obst und Gemüse, nicht wie empfohlen die Hälfte, so Wootan.
Verwirrung um Eiweiß-Anteil
Für besser als die Ernährungspyramide befindet auch Marion Nestle, Professorin für Ernährungswissenschaft an der Universität von New York, den Ernährungsteller. Die Wissenschaftlerin lobte die neue Symbolik, die generell leicht verständlich sei. Nestle fügte aber hinzu, dass der große Eiweiß-Anteil auf dem Teller verwirrend und unnötig sei, denn auch Getreide und Milchprodukte stellen wichtige Eiweiß-Quellen dar und die meisten Amerikaner würden wesentlich mehr Eiweiß zu sich nehmen als notwendig.
Auch bei den amerikanischen Konsumenten findet der neue Ernährungsteller nicht nur Lob und Anerkennung. So schrieb ein Leser des Wall Street Journals in einem Posting, das Symbol würde aussehen wie ein Logo für "Windows Food", sollte so etwas jemals existieren. Andere Poster ärgern sich über die Empfehlung, mehr Obst und Gemüse zu essen - in einer Zeit, in der gerade diese Lebensmittel für den Durchschnittsbürger immer teurer werden würden.
Letztes Update in Österreich vor rund einem Jahr
Betrachtet man die historische Entwicklung der Ernährungs-Richtlinien in den USA und auch im Rest der Welt, stellt man fest, dass das neue Teller-Symbol eigentlich eine - vereinfachte - Rückkehr zur, vor rund 70 Jahren eingeführten, Tortenstück-Symbolik (Bilder) darstellt. Damals wurde eine Unterteilung in sieben Lebensmittelgruppen vorgenommen. Und auch in den 1980er-Jahren kam ein sogenanntes "Food-Wheel" (Bilder) in den USA zum Einsatz.
In Österreich wurde erst im vergangenen Jahr ein Update der Ernährungspyramide durchgeführt. Die aktuelle Version des Gesundheitsministeriums besteht aus 25 Bausteinen und gliedert die Nahrungsmittel gemäß neuester wissenschaftlicher Empfehlungen in sieben Stufen (siehe Infobox).
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