Rückrufaktion läuft

EHEC: Heimische Bio-Szene steht unter Schock

Österreich
30.05.2011 08:59
Wer Bio kauft, ist bereit, etwas mehr auszugeben. Dafür erhält man aber gesunde, naturnahe und ökologisch unbedenkliche Waren – soweit der (Irr-)Glaube. Denn tatsächlich wurden auch die spanischen EHEC-Gurken, gezüchtet unter Plastikplanen und Tausende Kilometer weit transportiert, in heimischen Bio-Läden angeboten. Ein Skandal, der die gesamte Branche nun hart trifft.

Wer hätte wohl gedacht, dass die vermeintlich frischen, gesunden Gurken aus dem Bio-Laden zur tödlichen Gefahr werden? Laut Gesundheitsagentur AGES wurde das unter EHEC-Verdacht stehende Gemüse in 33 Geschäften in ganz Österreich verkauft (hier die vollständige Liste der Händler), darunter eine große Bio-Supermarktkette, ein Reformhaus und auch ein Bio-Bauernmarkt.

Bio-Gemüse durch halb Europa gekarrt
Die EHEC-Gurken wurden stets von zwei deutschen Großhändlern bezogen, obwohl die meisten der betroffenen Bio-Betriebe auf ihrer Homepage stolz versprechen, dass sie auf regionale Produkte Wert legen und die Händler persönlich kennen. Die Wahrheit sieht allerdings so aus: Das Gemüse wird in Spanien unter Folientunneln und langen Plastikplanen gezüchtet und dann Ewigkeiten durch halb Europa gekarrt.

"Es gibt zwar keine strengeren Kontrollen als im Bio-Landbau, das schützt dennoch nicht vor Betrug", so der heimische Bio-Experte Engelbert Sperl, der nun auch befürchtet, dass der Skandal die gesamte Branche hart trifft. "Der Wahnsinn ist, dass österreichische Händler ihre Bio-Gurken aus Spanien und nicht von heimischen Bauern aus der Region beziehen", sagt Kary Nowak von den "Bionieren Österreichs".

Doch viele Kunden wollen, unabhängig von der Saison, jedes Obst und Gemüse zu jeder Zeit auf dem Teller haben. Und österreichische Gurken gibt es etwa erst ab nächster Woche. Eva Straka, Sprecherin von BIO AUSTRIA, rät: "Derzeit sicherheitshalber zu heimischer Ware greifen!"

Lebensmittelaufsicht überprüft betroffene Bio-Läden
Montag früh wurde bereits mit der Überprüfung der betroffenen Bio-Läden durch die Lebensmittelaufsicht begonnen. In einem Labor soll dann geklärt werden, ob die beschlagnahmten Gemüsesorten mit Bakterien verunreinigt sind. Konsumenten, die das Gemüse gekauft haben, sollten es sofort entsorgen, sagte die Generaldirektorin für öffentliche Gesundheit, Pamela Rendi-Wagner, bereits am Wochenende, und fügte an, dass nach dem Entsorgen die Hände gründlich gewaschen werden sollten. Sollte das Gemüse bereits verzehrt worden sein, sollte man darauf achten, ob in den nächsten Tagen Symptome wie Durchfall auftreten. Wenn ja, "muss schnell ein Arzt aufgesucht werden", so Rendi-Wagner.

Es ist nicht sicher, ob sich EHEC-Keime auf den betroffenen Gemüsesorten befinden. Die Rückrufaktion sei laut der AGES als "vorbeugender Verbraucherschutz" ergangen. Betroffen sind Schlangengurken, wilde Tomaten, Strauchtomaten, Cherrytomaten sowie Melanzanis, da man nicht ausschließen könne, dass diese durch Transport oder Lagerung kontaminiert wurden.

Bisher zwei importierte EHEC-Fälle in Österreich
Nach der Untersuchung im Labor werde man wissen, ob der Keim nach Österreich gelangt ist. "Das ist jetzt sehr wichtig." Bisher wurde kein Österreicher mit EHEC infiziert. "Es sind bisher nur importierte Fälle", so Rendi-Wagner. Zwei Deutsche, die sich als Radurlauber in Oberösterreich aufhielten, wurden positiv auf den Keim getestet. Beide dürften sich in ihrem Heimatland infiziert haben. Die Fälle verliefen ohne Komplikationen, ein Deutscher war bereits am Samstag wieder zu Hause. Bei einem dritten Mann, einem Schauspieler aus Deutschland mit Durchfallsymptomen, hat sich der Verdacht nicht bestätigt.

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