Keine Angst. „Ich bin selbst bereit, eine Kalaschnikow in die Hand zu nehmen und dem Dreckskerl in den Kopf zu schießen“, sagte die frühere ukrainische Ministerpräsidenten Julia Timoschenko 2014 in einem heimlich abgehörten Gespräch über Wladimir Putin. Die zierliche 61-Jährige mit dem typischen geflochtenen Haarkranz ist ein politisches Urgestein des jetzt von Russland überfallenen Landes und sprach mit ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz über die Lage in der Ukraine - nachzulesen heute in der „Krone“. Sie lobt dabei unter anderem den Heldenmut ihrer Landsleute und fordert wie Präsident Zelenskij eine von der NATO überwachte Flugverbotszone über der Ukraine. Da wendet im Gespräch Wehrschütz ein, dass sich der Westen davor fürchte, dann in einen Krieg mit Russland hineingezogen zu werden. Timoschenko erwidert, dass die „NATO-Führer keine Angst haben dürfen, wenn es darum geht, dem absoluten Bösen entgegenzuwirken“. Und sie meint vor allem, der Westen müsse keine Angst haben angesichts des in der Ukraine offensichtlich werdenden Bildes des russischen Militärs. Sie sagt: „Schauen Sie sich den Zustand der Armee genau an, die gegen uns kämpft: demoralisierte Soldaten, die nicht verstehen, wofür sie kämpfen; schauen Sie sich an, mit welchen Infanteriewaffen sie kämpfen, das ist das vorige Jahrhundert; nur wenige Waffen sind neu.“ Und gibt die Ex-Ministerpräsidentin Verhandlungen mit Russland eine Chance? Timoschenko: „Wie soll die Diplomatie funktionieren, wenn die Waffen nicht schweigen und wenn Verhandlungen geführt werden und unsere Kinder, die durch humanitäre Korridore gehen, aus nächster Nähe erschossen werden; wenn unsere Städte und Flughäfen sowie Krankenhäuser bombardiert werden?“ Die Russen hätten, meint sie, nicht damit gerechnet, dass die Ukrainer einen derartigen Widerstand leisten werden, und sie brauchten daher jetzt Zeit. Doch „Zeit“ - das bedeutet wohl auch: viele weitere Tote und Verwundete auf beiden Seiten.
Kalter Krieg ums Gas. Wie sich Österreich in eine derartige Abhängigkeit von Russen-Gas begeben konnte - darüber wird schon seit Tagen diskutiert und wird wohl noch lange weiter heiß debattiert werden. Kein westeuropäisches Land ist der Willkür Putins so sehr ausgesetzt wie unseres. Und auch kein westeuropäisches Land muss einen EU-Beschluss, auf Energieimporte aus Russland zu verzichten so sehr fürchten wie unseres. Denn ein solcher Stopp wird als härtest mögliche Wirtschaftssanktion gegenüber dem Kriegs-Aggressor immer realistischer. Schließlich kassieren Putin & Co. derzeit für die Exporte von Öl, Gas und Kohle nach Westeuropa bis zu einer Milliarde Euro - und zwar pro Tag! Sollte die EU tatsächlich diesen Schritt gehen, dann reichen die Gas-Vorräte in Österreich gerade einmal bis Ende April - bei normalem Wetterverlauf, danach wird es eng, was vor allem für die Industrie verheerende Folgen haben könnte. Nun kann man zwar davon ausgehen, dass es ohnehin nicht so weit kommt und die EU-Länder weiter Gas aus Russland beziehen oder richtiger: beziehen wollen. Andersrum droht auch Putin immer lauter, erste Gashähne zuzudrehen. Also ein Kalter Krieg ums Gas!
Einen guten Mittwoch!
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