Talk mit Katia Wagner

Brückenbauer? „Österreich überschätzt sich selbst“

Ausland
23.02.2022 21:15

Im krone.tv-Talk mit Katia Wagner ist die Ukraine-Krise das große Thema. Neben den Motiven für Russlands Kurs ist auch Österreichs Position als neutrales Land ein hitziges Diskussionsthema. Russland-Experte Gerhard Mangott stellt klar: Die vom Kanzler angebotene „Brückenbauer“-Rolle würde „nicht infrage kommen“. „Das ist eine ungemeine Selbstüberschätzung“, so der Politikwissenschaftler.

Selbst Russland würde wissen, dass Österreich zu „klein und zu wenig wichtig“ sei, um innerhalb der Europäischen Union Einfluss zu nehmen. Mehr noch: Auch in der EU warte „kein großer Staat“ darauf, dass wir eine „Brückenrolle“ einnehmen.

Reifenberger (FPÖ): „Auch die NATO ist kritisch zu betrachten“
Ganz anders sieht das der FPÖ-Abgeordnete Volker Reifenberger. Die von der EU gesetzten Sanktionen würden „Putin nicht beeindrucken“, weswegen sie lieber auf Diplomatie setzen sollte. Überhaupt sehe er im Anerkennen der unabhängigen Volksrepubliken Russlands „keine Völkerrechtsverletzung“, vielmehr sei die Beteiligung Österreichs an den Sanktionen ein „permanenter Völkerrechtsbruch“, da sie mit unserer Neutralität nicht vereinbar seien.

Seinitz: „Putin hat eine Obsession mit der Ukraine“
Dem widerspricht Außenpolitik-Experte der „Krone“, Kurt Seinitz. Österreich sei zwar militärisch neutral, was aber keine „Gesinnungsneutralität“ bedeute. Als Mitglied der EU hätten wir „Solidaritätsverpflichtungen“. Putins Grund für die Eskalation? „Er mag die Ukraine nicht und wird sie Schritt für Schritt zusammenquetschen.“ Der Journalist pflichtet allerdings bei, dass die „Sanktionen uns mehr weh tun werden als Putin“. Er ist sich sicher: „Es wird teurer werden.“

Müssen wir Angst vor Nuklearraketen haben?
Der Sicherheitsexperte und Brigadier im Ruhestand, Walter Feichtinger, erklärt die Gründe für die scheinbar plötzliche Eskalation. Das Vorgehen sei eine „typische Vorbereitung, um einen Angriff zu starten“. Die Entwicklungen würden in „Richtung einer militärischen Auseinandersetzung“ gehen, auch Nuklearraketen könnten positioniert werden. Er gehe davon aus, dass dieser Konflikt noch Jahre andauern wird. Feichtinger sieht keine Möglichkeit auf einen friedlichen Ausweg mehr: „Die Tür der Diplomatie ist derzeit zu.“

„Wenn Flüchtlinge kommen, sollten wir sie aufnehmen“
Ob es durch die Ukraine-Krise auch zu Fluchtbewegungen nach Österreich kommen könnte, verneinen die Diskussionsteilnehmer. Journalist Seinitz analysiert, dass sich die Flucht wohl auf Russland und andere Gebiete in der Ukraine beschränken wird. Wenig überraschend möchte Reifenberger (FPÖ) nichts von weiteren Flüchtlingsaufnahmen wissen, während der Russland-Experte Mangott trotz der geringen Wahrscheinlichkeit einer erneuten Fluchtwelle nach Österreich klarstellt: „Wenn jemand zu uns kommt, sollten wir sie aufnehmen.“

Den Talk mit Katia Wagner sehen Sie jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf krone.tv. Schalten Sie ein und diskutieren Sie mit!

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