Brennerroute im Fokus

Starke Lkw-Kontrollen trotz Transitlobby-Grollen

Tirol
23.02.2022 11:05

Die jüngsten Entwicklungen auf EU-Ebene - Stichwort Eurovignette - bringen keine Erleichterung in Sachen Transit für Tirol. Was Tirol übrig bleibt, ist, die geltenden Gesetze strikt und konsequent zu kontrollieren.

Die Brennerroute in Tirol gleicht der engen Stelle bei einer Sanduhr, durch die sich jährlich weit über zwei Millionen Lkw quetschen. Die Tiroler leiden nicht nur unter verschmutzter Luft und Lärm, sondern auch schlicht an der riesigen Anzahl der Monstrositäten. Die Straße muss schließlich geteilt werden, das Ergebnis: Stau, Stau, Stau!

Eurovignette entpuppt sich als Enttäuschung
Die Verhandlungen zur EU-Wegekostenrichtlinie - der Eurovignette - brachten keine Verbesserung. Auf verlorenem Posten war Österreich, war Tirol, war Tirols EU-Parlamentarierin Barbara Thaler mit ihren Abänderungsanträgen, die keine Mehrheit fanden im EU-Parlament.

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Dieser Kniefall vor den Lkw-Lobbyisten bringt uns nun eine Wegekostenrichtlinie, die Tirol künftig wohl nicht weniger, sondern sogar noch mehr Lkw-Verkehr bescheren wird.

LHStv. Ingrid Felipe

„Der ursprüngliche Entwurfsvorschlag hätte es Österreich ermöglicht, den Transitverkehr durch Tirol höher zu bemauten und durch die so erlangte Kostenwahrheit die Verlagerung auf die Schiene voranzutreiben. Durch den Einfluss der mächtigen Transport- und Logistiklobbys wurde dieser Vorschlag verwässert – die Mauterhöhung bedarf nun der Zustimmung der jeweiligen Nachbarländer. Dieser Kniefall vor den Lkw-Lobbyisten bringt uns nun eine Wegekostenrichtlinie, die Tirol künftig wohl nicht weniger, sondern sogar noch mehr Lkw-Verkehr bescheren wird“, sagt LHStv. Ingrid Felipe.

Mauterhöhung nur mit Deutschland und Italien
Ziel ist es jedenfalls, die Lkw von der Straße auf die Schiene zu bekommen. Solange die Bahn aber nicht günstiger als die Autobahn ist, wird das nicht passieren. Doch bei der Einführung einer teureren Lkw-Maut haben die Nachbarländer Italien und Deutschland ein Vetorecht.

In der Schweiz nimmt die Lkw-Belastung sogar ab
Anders ist es in der Schweiz, wie der VCÖ aufmerksam macht, in der es eine Lkw-Maut gibt, in der auch die vom Lkw verursachten Umwelt- und Gesundheitsschäden verursachergerecht inkludiert sind. Auch ist der Diesel in Österreich vergleichsweise billig: In der Schweiz kostet der Liter Diesel ca. 40 Cent mehr, in Deutschland 21 Cent. Während allein über den Brenner 2,45 Millionen Lkw im Vorjahr fuhren, waren es auf allen Schweizer Alpenübergängen zusammen lediglich 810.0000 Schwerfahrzeuge. Und während seit dem Jahr 2010 der Alpentransit in der Schweiz um ein Viertel zurückgegangen ist, nahm die Lkw-Belastung am Brenner um ein Drittel zu.

Tirols letztes Mittel: Die Kontrolle der Blechlawine
Tirol kämpft nun mit den Mitteln, die noch übrig bleiben, um der Lkw-Flut Einhalt zu gebieten - wie etwa Blockabfertigungen und Nachtfahrverbote. „Tirol verfügt über das dichteste Lkw-Kontrollnetz in ganz Österreich. Neben den von den internationalen Frächtern gefürchteten Autobahnkontrollstellen entlang der Brennertransitroute stehen auch noch mehrere Kontrollplätze sowie Kontrollbuchten entlang des niederrangigen Straßennetzes den Behörden zur Verfügung. Denn Fahrverbote und strenge verkehrsreduzierende Maßnahmen sind nur dann wirksam, wenn diese auch konsequent kontrolliert und bei Verstößen auch rigoros bestraft werden“, äußert sich dazu Felipe.

Die Kontrollen werden schwerpunktmäßig hinsichtlich der Überladung, des Gefahrengutes, der technischen Mängel und der EU-Sozialvorschriften (Lenk- und Ruhezeit) durchgeführt. So soll die engste Stelle der Sanduhr noch enger gemacht werden - damit der „Lkw-Sand“ langsamer durchrinnt. Ein Spiel auf Zeit.

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