„Krone Vorarlberg“-Kolumnist Harald Petermichl hat sich für die neueste Ausgabe von „Ach, übrigens...“mit den „Schweizer Krokodilen“ und und deren Funktion beschäftigt und eine Parallele zum Präsident des Internationalen Olympischen Komitees, Thomas Bach gezogen.
Wäre Thomas Bach ein Eidgenosse, was er nicht ist, hätte man vermutlich ein größeres markenrechtliches Problem damit, ihn als „Schweizer Krokodil“ zu bezeichnen, weil dieser Begriff nun mal SBB-Lokomotiven der Baureihen Ce 6/8 und Be 6/8 vorbehalten ist, wenn auch nur inoffiziell, wie ein Standardwerk von Claude Jeanmaire-dit-Quartier ganz richtig anmerkt. Da aber in Bachs fränkischer Heimat Krokodile eher Mangelware sind und man dort schon froh sein kann, in der Gemeinde Pfofeld wenigstens einen Landgasthof namens „Krokodil“ zu finden, spricht nichts dagegen, dem ehrenamtlichen chinesischen Propaganda-Staatssekretär den Titel „Fränkisches Krokodil“ zu verleihen.
Zwar hat er bei seiner einzigen großen Pressekonferenz während der Spiele keine realen Tränen vergossen, war aber sowas von sturzbetroffen, dass man den Flüssigkeitsstau in seinen viae lacrimales förmlich spüren konnte. Natürlich ging es um die tatarische Maid, die nach Ansicht ihrer Anwälte aus Versehen Opas Herzmedikament eingenommen hatte und nach dem Tohuwabohu mit Sperre und Aufhebung derselben bei der entscheidenden Kür wegen missglückter Vierfach-Salchows und -Toeloops am begehrten Edelmetall vorbeigeschlittert ist.
„Als ich gesehen habe, wie sie von ihrer Entourage empfangen wurde, mit etwas, was mir wie eine enorme Kälte vorkam - da lief es mir kalt den Rücken hinunter“, meinte Bach und die Situation nach dem verkorksten Vortrag, als das Kind „nicht mal getröstet oder umarmt“ wurde, sei „verstörend“ gewesen. Das Umarmen von Kamila Walijewa (oder von ihrem Opa) hätte Glückskeks Bach eigentlich selbst übernehmen können, denn was hätte dem Chef eines Vereins, für den mangelndes Bekenntnis zu Menschenrechten bei der Vergabe von Spielen maximal eine Marginalie ist, Besseres passieren können als die Ablenkung der Öffentlichkeit durch diese Yellow Press-Story.
So konnte er einen Teil der Pressekonferenz damit bestreiten, anschließend bramarbasieren, dass sich ein russischer und ein ukrainischer Freestyler nach dem Wettkampf umarmt hätten („Was für ein Symbol in diesen Zeiten!“) und stolz wie Bolle feststellen, dass die Olympia-Blase „einer der sichersten Orte auf dem Planeten, wenn nicht der sicherste“ gewesen sei. Als wäre es wochenlang um Medaillen für Hygienekonzepte und Teststrategien gegangen. Menschenrechtsfragen? Fehlanzeige. Freie Meinungsäußerung? Fehlanzeige. Offenbar war also eh alles leiwand in Peking, aber das ist nicht überraschend, weil uns der Herr Bach das schon immer gesagt hatte.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.