05.02.2022 17:00 |

„Krone“-Interview

Noch hält die Mali-Mission des Bundesheeres

Das Land Mali gerät zunehmend aus den Fugen, Österreich bildet dort im Rahmen einer EU-Mission Soldaten aus. Ein Gespräch mit dem Kommandanten Oberst Klaus Schadenbauer über den Einsatz, die Gefahren und das Leben in Westafrika.

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Knapp 80 Bundesheer-Soldaten stehen im westafrikanischen Mali im Zentrum eines Sturms: Innerhalb von neun Monaten wurde in dem bettelarmen Land zweimal die Regierung aus dem Amt geputscht. Weite Teile der glühend heißen Sahel-Nation, die etwa viermal so groß ist wie Deutschland, werden von Islamisten beherrscht.

Verteidigungsministerin Klaudia Tanner will an dem Einsatz festhalten, bentonte sie am Donnerstag. Die Ausbildungsmission EUTM laufe derzeit normal und „ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht in Gefahr“. Die „Krone“ hat Oberst Klaus Schadenbauer in Koulikoro erreicht, wo er mit seinen Soldaten rund 400 malische Truppen ausbildet.

Krone: Herr Oberst, vor wenigen Tagen ist ein französischer Soldat bei einem Angriff im Osten des Landes getötet worden. Wie ist die Sicherheitslage für Sie und Ihre Soldaten?
Klaus Schadenbauer: Besser als für andere Nationen. Unser Vorteil ist, dass wir als Trainer hier sind, und nicht - wie etwa Frankreich - als kämpfende Truppe. Wir haben unser Mandat von der EU, und das lautet: Ausbildung der malischen Soldaten, auch etwa bei der Verwundetenversorgung. Wir greifen nicht in Kampfhandlungen ein. Das wird von der Bevölkerung hier sehr wertgeschätzt.

Sie können sich also frei bewegen?
Nein. Das lässt die Sicherheitslage nicht zu. Wir stehen permanent unter dem Schutz von bewaffneten Truppen aus Europa. Dieser Schutz hat absolute Priorität, vor allem in der Kaserne.

Es gab bereits Anschläge auf die Liegenschaft.
Richtig, den letzten am 18. Juli 2021. Drei Männer haben das Feuer auf den Eingangsbereich eröffnet. Passiert ist gottseidank nichts. Wir haben hier zwei Sicherungsringe um die Kaserne, der erste wird von malischen Soldaten bemannt, der zweite von europäischen.

Wie sind die Lebensbedingungen für Sie und Ihre Männer?
Ausreichend bis gut. Wir haben feste Unterkünfte, die teilweise verstärkt wurden. Die Sanitäreinrichtungen sind in Ordnung, die Küche kommt von den Franzosen und ist auf hohem Niveau. Es gibt gute Sporteinrichtungen, sogar eine kleine Laufstrecke. Wir bilden Montag bis Freitag die Malier aus, am Samstag machen wir unsere eigenen Übungen, und Sonntag ist für Sport und Ruhe reserviert.

In Deutschland wird die Beteiligung am UNO-Einsatz in Mali wieder infrage gestellt, weil die Zusammenarbeit mit der malischen Regierung immer frustrierender wird. Wie erleben Sie das?
Auch da haben wir wieder den Vorteil, dass wir nicht im Rahmen der UNO hier sind und an Kampfhandlungen teilnehmen, sondern dass wir reine EU-Ausbildner sind. Wir vermitteln hier angehenden malischen Kommandanten Dinge wie Ethik, Völkerrecht, den Umgang mit Frauen und Kindern in Kampfgebieten. Wir halten Sanitätskurse ab, zeigen, wie man Sprengfallen entdeckt und Minen entschärft. Es herrscht hier auch in der malischen Regierung eine viel größere Akzeptanz für das, was wir tun.

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