Frauen stark betroffen

Personalabbau macht auch Nicht-Gekündigte krank

Österreich
02.02.2022 16:18

Personalabbau in einem Unternehmen macht den verbleibenden Beschäftigten gesundheitlich zu schaffen. Das dokumentiert eine neue Studie dreier Ökonomen der Johannes Kepler Universität (JKU) Linz. Innerhalb von eineinhalb Jahren nach dem Abbau gab es 2,4 Prozent mehr Medikamentenverschreibungen und 12,4 Prozent mehr Krankenhaustage im Quartal unter dem verbleibenden Personal.

Alexander Ahammer untersuchte die Effekte mit seinen Kollegen vom VWL-Institut anhand von - anonymisierten - Daten der Sozialversicherung in oberösterreichischen Unternehmen, in denen zwischen 1998 und 2014 ein Personalabbau stattfand.

Über-40-Jährige und Frauen stärker betroffen
Die Studie zeigt, dass vor allem Über-40-Jährige, Frauen und Arbeitnehmer aus Regionen, in denen eine hohe Arbeitslosigkeit herrsche oder deren Lebenspartner weniger verdiene, stark an gesundheitlichen Folgen leiden, bestätigte Ahammer am Mittwoch im APA-Gespräch, „Jüngere gar nicht“. Die Auswirkungen nehmen schleichend zu und werden mit der Zeit stärker, verdeutlichte der Ökonom.

Vor allem auf Stress basierende Krankheiten nahmen zu, psychische sowie Herz-Erkrankungen und in einem kleineren Ausmaß auch Muskel-Skelett-Probleme. Denn die im Unternehmen bleibenden Personen fürchten selbst um ihre Arbeit und dadurch spielen „Variablen, die messen, wie hoch die Kosten des Jobverlusts sind“ eine Rolle, erklärte Ahammer die Mechanismen.

Mehr Medikamente
Die Summe der verschriebenen Medikamente war etwa 18 Monate nach dem Personalabbau um 6,8 Prozent angestiegen. Die Krankenhaustage wurden um 12,4 Prozent mehr, „das entspricht 0,02 Tagen im Quartal“, rechnete Ahammer vor. Also in absoluten Zahlen nicht so viel, aber der prozentuelle Anstieg sei beträchtlich, vor allem bei den Über-40-Jährigen mit 20 Prozent. Die verbleibenden Beschäftigten kamen auf bis zu 18 Prozent mehr Krankenstandstage im Quartal. Für eine durchschnittliche Firma bedeute das zusätzliche Kosten von 94.000 Euro pro Jahr.

Die Schlussfolgerungen der Studie legen Unternehmen nahe, bei einem Personalabbau auch die Gesundheit der verbleibenden Belegschaft zu berücksichtigen. Da die Jobunsicherheit der Hauptgrund für den zunehmenden Stress während eines Personalabbaus sei, könnten Absicherungen oder sogar kurzfristige Jobgarantien die Effekte lindern. 

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