Betreuer fallen aus

Es brennt das Herz, und der Hut brennt ebenso!

Tirol
26.01.2022 17:00

Mit Feuer und Flamme macht die Gewerkschaft auf ein großes Problem aufmerksam: Eine Branche im Burn-out. In Innsbruck fallen bereits 20 Prozent der Kinderbetreuer und Betreuerinnen aus.

„Bei einem Ausfall von 10 bis15 Prozent wird es kritisch, derzeit sind wir bei über 20 Prozent“, weiß Innsbrucks Stadträtin Elisabeth Mayr (SP Innsbruck) zu berichten. Kein Wunder, denn die Coronamaßnahmen (Abstand halten, Maskenpflicht) sind in den Kindergärten nur blanke Theorie. In Wirklichkeit ist der Kindergarten quasi ein maßnahmenfreier Raum: Die Kinder brauchen die Mimik der Pädagogen, vor allem auch um die Sprache zu lernen. Kinder brauchen außerdem viele Hilfestellungen und müssen auch hin und wieder getröstet werden: Abstand halten? Nicht immer möglich.

Getestet wurden die Kleinen bisher auch nicht. „Was uns große Sorge bereitet, ist die eigene Sicherheit. Es wird den Eltern nicht leicht gemacht, ihre Kinder zum Testen zu bringen. Das geht nur mit Symptomen - und dann stehen die Eltern teilweise über zwei Stunden in der Schlange, mit einem kranken Kind im Auto“, erklärt Birgit Fedorcio, Personalvertreterin der Stadt Innsbruck. Auch aus ihrer Sicht ist die Lage mittlerweile äußerst angespannt.

Betreuung aufrecht zu erhalten wird schwerer
Mit 390 Mitarbeitern ist der elementarpädagogische Bereich der größte der Stadt Innsbruck. „Dadurch, dass in Kindergärten nicht getestet wird und viele Kinder die Krankheit mitbringen, kommt es beim Personal zu Ausfällen – wie soll man hier die Betreuungssituation aufrecht erhalten? Deshalb fordern wir die Lollipoptests“, sagte Mayr. Die sogenannten Lollipoptests sind in anderen Bundesländern bereits in Verwendung. Diese kommen nun mit nächster Woche auch in Tirol zum Einsatz und sind freiwillig.

Bitte an die Eltern: Lasst die Kinder zuhause
Doch derzeit fallen immer mehr Pädagogen aus, am Freitag wurde bereits ein Brief mit der Bitte an die Eltern, die Kinder doch – wenn möglich – zuhause zu lassen, verschickt. Die Situation ist alles andere als zufriedenstellend. Laut Mayr wird der elementarpädagogische Bereich von Bund und Land stiefmütterlich vernachlässigt. Und das nicht erst seit Corona.

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Der Bereich Elementarpädagogik ist vom Bundesministerium aus immer in einer Grauzone. Es wird kaum hingeschaut und niemand fühlt sich zuständig.

StR. Elisabeth Mayr

Zum Tag der Elementarpädagogik am 24. Jänner, hat die Gewerkschaft deshalb eine Protestaktion gestartet. Gefordert wird eine Milliarde jährlich (derzeit werden nur 0,7% des BIPs für den elementarpädagogischen Bereich ausgegeben), eine einheitliche Bezahlung, und eine Ausbildungsinitiative. „Der Bereich Elementarpädagogik ist vom Bundesministerium aus immer in einer Grauzone. Es wird kaum hingeschaut und niemand fühlt sich zuständig“, sagte Mayr dazu. Das Berufsbild müsse attraktiver gemacht werden. Derzeit seien in Innsbruck elf Stellen nicht besetzt.

Ihr Appell richtet sich dabei ans Land und an den Bund: „Wir sind abhängig vom Land, zum Beispiel, wenn es ums Testen geht. Und bundesweit gehört ein einheitlicher Betreuungsschlüssel vorgegeben. Ideal wären sieben Kinder auf eine Betreuungsperson. Wir haben aktuell 20 Kinder auf eine Pädagogin und eine Assistentin.“ Das Land kontert: Mit einem Betreuungsschlüssel von 1:10 habe Tirol den besten österreichweit. „Wir wissen auch, dass jeder investierte Euro in diesem Bereich vier bis acht Euro Gewinn bringt, langfristig gesehen. Wirtschaftlich, bildungspolitisch und auch aus Sicht der Arbeitnehmer müssen wir da investieren. Der Appell von meiner Seite ans Land und an den Bund: Da muss was geschehen!“, schließt sich Mayr den Forderungen der Gewerkschaft an.

Die Grauzone Hort ist „besonders absurd“
Besonders absurd findet Fedorcio die Situation im Hort: „Da sind Schulkinder bis 14 Jahre. Im Hort müssen die Kinder keine Maske tragen und nicht testen, weil der Hort in den Elementarbereich fällt.“ Dazu heißt es vom Land: „Zu den Horten ist zu sagen, dass Hortkinder ja Schüler sind und grundsätzlich in der Schule getestet werden. Sollte dies aufgrund von ,Distance Learning’ nicht der Fall sein, klären wir gerade mit dem Ministerium ab, dass die Schüler entsprechende Antigentests von der Schule beziehen können.“

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