Aufregung um einen kommunistischen Gemeinderat im steirischen Bruck an der Mur: Thomas Pierer hat mit einer Rede gegen die geplante genderneutrale Sprache in der Stadtverwaltung polemisiert - viele Passagen wurden von einer Rede der rechten deutschen AfD übernommen. Pierer hat sich am Freitag entschuldigt.
Normalerweise sind es Vertreter der FPÖ, die auf die Barrikaden steigen, sobald es ums Gendern geht. „Ich bin ein bisserl entsetzt. Von einem kommunistischen Gemeinderat hätte ich mir das anders erwartet“, sagte auch ein merkbarer entsetzter Brucker SPÖ-Bürgermeister Peter Koch nach Pierers Auftritt am Donnerstag.
Der KPÖ-Gemeinderat begann seine Wortmeldung mit „Sehr geehrte Schwule, sehr geehrte Lesben, sehr geehrte Androgyne, sehr geehrte Bigender“ - und so ging es mehr als zwei Minuten lang weiter. Alle möglichen trans- und intergeschlechtlichen Formen zählte Pierer auf. Mehrmals ermahnte ihn Koch, zur Sache zu kommen („Ich verbiete mir ironische Beschreibungen von Menschen, die eine gewisse Identität haben“), doch Pierer ließ sich kaum beirren („Ich bin ja nicht einmal mit der Begrüßung fertig“). Seine Botschaft: Man lehne den Genderstern in der öffentlichen Kommunikation ab.
Der Auftritt Pierers ist im VIdeo ab einer Stunde und 17 Minuten zu sehen:
AfD-Politiker diente als Vorlage
Besonders brisant wurde Pierers Auftritt, als bekannt wurde, dass er abgekupfert hat: Steffen Königer, ein Abgeordneten der weit rechts stehenden deutschen AfD im brandenburgerischen Landtag, hielt 2016 eine fast idente Rede.
Heftige Kritik kam am Freitag vor allem vom obersteirischen SPÖ-Nationalrat Mario Lindner: „Dieser skurrile KPÖ-Auftritt spricht leider Bände über das Weltbild, das anscheinend von der KPÖ in Bruck vertreten wird. Sich auf eine Stufe mit der AfD zu stellen ist genau das Gegenteil einer Politik, die sich an Vielfalt und Respekt orientiert.“
KPÖ-Kollege distanziert sich
Am Freitag entschuldigte sich dann Pierer für seine Wortmeldung. Es tue ihm aufrichtig leid, er werde sich in der nächsten Gemeinderatssitzung auch öffentlich entschuldigen. Eine klare Distanzierung kam auch vom KPÖ-Gemeinderatskollegen Jürgen Klösch im Interview mit dem lokalen TV-Sender Hiway TV.
Dort wird auch ein möglicher Rücktritt Pierers thematisisert. „Da muss er sich selbst die Frage stellen, ob er zu weit gegangen ist“, meint Klösch. Bisher habe es jedenfalls keine Rücktrittsaufforderungen gegeben.
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