Titan-Mission

Forscher: “Die Bilder haben mich umgehauen”

Wissenschaft
15.01.2005 17:44
Die europäische "Huygens"-Mission zum Saturnmond Titan hat fantastische Daten geliefert. "Die ersten Ergebnisse haben mich umgehauen", sagte ESA-Wissenschaftsdirektor David Southwood am Samstag bei der Präsentation in der Raumfahrtkontrollstation ESOC in Darmstadt. Alle sechs Geräte hätten fehlerfrei gearbeitet. Getrübt werde der Erfolg durch den Ausfall eines der beiden Übertragungskanäle. Dadurch seien Daten der Windmessung und für rund 350 Bilder verloren gegangen. Ein Großteil der fehlenden Informationen könne jedoch aus Signalen, die auf der Erde aufgezeichnet wurden, rekonstruiert werden.
"Bislang sehen wir nur das Potenzial. Die Auswertungwird noch viele Monate und Jahre dauern", sagte Southwood. DenAusfall des einen Kanals wertete er als "Opfer an die Götter".Spekulationen, die amerikanische Raumsonde "Cassini", überdie die Informationen von "Huygens" zur Erde gesendet wurden,sei falsch programmiert gewesen, wies Southwood zurück. "Fürdas, was passiert ist, ist allein die ESA verantwortlich." 
  
Verlorene Daten rekonstruierbar 
"Aus dem Signal von "Huygens", das von 18 Radioteleskopenauf der Erde aufgefangen wurde, können wir bis zu 90 Prozentder Windmess-Daten rekonstruieren", sagte Southwood. "Da wartetjede Menge Arbeit auf die Wissenschaftler, aber Wissenschaftlerlieben Arbeit, dafür leben sie." 
  
Seen und Flüsse auf dem Titan 
Die Daten bestätigten die Annahmen der Wissenschaftler,dass die Oberfläche des Titan aus Methan-Seen und -flüssenund kleinen und großen Brocken aus Wassereis besteht, sagteder amerikanische Wissenschaftler Marty Tomasko, der fürdie Fotos verantwortlich ist. Auf dem Trabanten, auf dem eineTemperatur von minus 180 Grad herrsche, befänden sich außerdemjede Menge organischer Verbindungen. Aus diesem Grund werde derTitan mit dem Zustand der Erde in ihren Anfängen vor rund3,8 Milliarden Jahren verglichen. Wissenschaftler halten es fürdurchaus denkbar, dass sich auch hier Leben entwickelt hat oderentwickeln könnte. 
  
Noch etwas Geduld 
Tomasko bat die Öffentlichkeit um Geduld. DieBearbeitung der Bilder werde noch Wochen dauern. Er zeigte einaus mehreren Schwarz- Weißfotos zusammengesetztes Panorama,das dem Anflug über einer Küste ähnelte. Die weißenFlächen könnten Bodennebel sein, sagte Tomasko. Er vermute,dass "Huygens" auf einer sumpfartigen orangefarbigen Flächegelandet sei. Das Foto aus seiner Umgebung zeige etwa 15 Zentimeterhohe Steine aus Wassereis, die durch die Perspektive wesentlichgrößer erscheinen. 
  
The Sound of Titan 
Marcello Fulchignoni präsentierte auch Töneaus der Atmosphäre des Titan: ein lautes Rauschen. "Wennman genau hinhört, sind Unterschiede zu erkennen, aber diegenaue Analyse erfordert Zeit." Publikumswirksamer war die zweiteProbe, für die sein Team Radarmessungen in Töne umsetzte.Je näher "Huygens" der Oberfläche kam, desto mehr schnellerund höher wurde die Melodie, die an aktuelle Discomusik erinnerte."Sie sind alle zu einer Techno-Party auf dem Titan eingeladen",sagte Fulchignoni. In den kommenden Monaten werden die Wissenschaftlerdie Daten weiter entschlüsseln. 
Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
kein Artikelbild
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt