Österreichs Katzen führen ein Doppelleben: Schmusetiger auf der Couch, Wildtierforscher im Vorgarten. Jetzt wird genau dieses Verhalten wissenschaftlich genutzt. Wer mitmacht, hilft dabei, das geheime Leben der Wildtiere rund ums Haus sichtbar zu machen.
Katzenhalter kennen das Szenario: eine tote Maus vor der Tür, ein zerzauster Vogel auf dem Teppich – manchmal mit Kopf, manchmal ohne. Eklig? Vielleicht. Aber auch ein kleiner Schatz für die Forschung. Denn was unsere Stubentiger heimschleppen, erzählt viel über die Arten, die direkt vor unserer Nase leben.
Beute mit Bedeutung
In Österreich leben rund zwei Millionen Katzen – bezogen auf die Einwohnerzahl mehr als in jedem anderen Land Europas. Viele von ihnen sind Freigänger. Und etliche jagen aus Instinkt, nicht aus Hunger. Doch ihre Beute besteht nicht selten aus gefährdeten oder geschützten Arten. Besonders in Siedlungen und Städten geraten kleine Wildtiere dadurch zunehmend unter Druck.
Die Hauskatze als Naturforscher
Nun soll dieses Verhalten nicht bekämpft, sondern genutzt werden. Im Projekt „Katzen und ihre wilden Nachbarn“ sind Tierhalter eingeladen, die Beute ihrer Samtpfoten zu dokumentieren. Fotos, ergänzt um Ort und Datum, helfen dabei, ein klareres Bild der heimischen Artenvielfalt zu zeichnen.
„Viele Katzen jagen und das hat durchaus Folgen für heimische Wildtiere – das lässt sich nicht wegdiskutieren“, sagt Fabienne Selinger, Projektkoordinatorin. „Wer die Beute seiner Katze dokumentiert, kann damit jedoch einen wertvollen Beitrag leisten: zur Forschung, zum Schutz gefährdeter Arten und zum besseren Verständnis unserer Tierwelt.“
Ins Leben gerufen wurde die Initiative vom Verein „Entdecke und Bewahre Natur“. Unterstützt wird sie von der „Krone“-Tierecke, der Vetmeduni Wien sowie den Citizen-Science-Plattformen Wilde Nachbarn und StadtWildTiere. Ziel ist es, Daten zu sammeln, Bewusstsein zu schaffen und Wege zu finden, wie Haustierhaltung und Artenschutz besser zusammengehen.
Meine Katzen bringen oft kleine Beutetiere nach Hause – das ist mehr als nur Jagdinstinkt. Mit dem Projekt ,Wilde Nachbarn‘ können wir diese ,Liebesbotschaften‘ nutzen, um unsere Natur besser zu schützen. Jeder kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.

Maggie Entenfellner, Ressortleitung „Krone“-Tierecke
Bild: Klemens Groh
Was tun mit der Beute?
Nicht immer ist das erlegte Tier tot. In vielen Fällen lässt es sich unverletzt wieder freilassen. Ist es verletzt, sollte eine Wildtierstation kontaktiert werden. Tote Tiere dürfen in Österreich nicht einfach im Hausmüll entsorgt werden. Je nach Gemeinde gelten unterschiedliche Regelungen. Wer unsicher ist, informiert sich am besten direkt beim Magistrat oder Gemeindeamt.
So entsteht ein wissenschaftlich verwertbares Bild, wie und wo Katzen auf Beutezug gehen und welche Arten dabei betroffen sind.
Schimpfen sollte man mit der Katze in keinem Fall. Das Jagdverhalten ist tief in ihrem Wesen verankert und keine böse Absicht. Umso sinnvoller ist es, diesen Instinkt in den Dienst des Tierschutzes zu stellen. Denn wer mitmacht, hilft nicht nur der Wissenschaft, sondern auch der heimischen Tierwelt.
Am 8. August ist Weltkatzentag – ein guter Anlass, die vierbeinigen Mitbewohner nicht nur als Schmuseprofis zu würdigen, sondern auch als das, was sie draußen oft sind: fleißige Feldforscherin im eigenen Revier.
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