„Krone“-Kolumne

Humor: Das Schmiermittel romantischer Beziehungen

Kolumnen
30.09.2021 13:47

Soziologin und Sexualpädagogin Barbara Rothmüller über sexuelle Witze und die feinen sozialen Unterschiede. 

Humor, so zeigt die Forschung, ist einer der wichtigsten Eigenschaften, die Menschen bei ihrem zukünftigen Partner suchen. Und Humor ist auch einer der wichtigsten Faktoren für zufriedene Langzeitbeziehungen. Sexueller Humor gehört leider aber zu den Dingen, die Menschen voneinander unterscheiden.

Letztes Wochenende stand ich zum Beispiel an der Theke eines Beisls, als der Wirt gerade Schmäh führte. Beim Zahlen schenkte er eine Runde Schnaps aus. Etwas untypisch für die Art des Gasthauses, gab es für jeden Gast einen Pflaumenwein. „Im Gegensatz zu asiatischen Restaurants“, beklagte sich einer der Gäste auch gleich, wäre dieser ja „gar nicht warm“. Der Wirt konterte: „Na. Aber ich kann ihn dir warm machen!“ Und machte eine eindeutige Geste mit der Hand. Beim Gedanken an Erhitzung durch mechanische Reibung bogen sich die Gäste vor Lachen. Zumindest die in der ersten Reihe. Danach tranken sie höflich ihren Pflaumenwein. Kalt war er geblieben, aber der soziale Anstand war gewahrt.

In der zweiten Reihe warteten andere Gäste. Sie rollten mit den Augen und waren, sagen wir einmal, weniger begeistert von den humorigen Fähigkeiten des Wirten. Am Weg zum sonntäglichen Mittagsradler verstanden sie (noch) keinen Spaß - oder zumindest nicht diesen. Es ist schwer vorstellbar, dass sich ein Flirt in diesem Setting ausgehen würde.

Sexueller Humor ist nicht nur individuell unterschiedlich, sondern auch sozial, je nach Bildung und Milieu. Während die einen Schenkelklopfer bevorzugen, stehen andere beim Humor auf subtile Doppeldeutigkeiten. Bei manchen kommt der Lachmuskel überhaupt erst in Bewegung, wenn er tief stimuliert wird, meist auf Kosten anderer. Wer bei welchem Schmäh mitlacht oder aber das Gesicht verzieht, ist auch eine Frage sozialer Zugehörigkeit.

Wer es nicht glauben will, sollte sich einmal in ein entferntes soziales Milieu bewegen und dort einen Witz machen. Humor ist eine delikate Angelegenheit. Ein sexualisierter Witz erfordert soziales Fingerspitzengefühl, wenn es der Partnersuche auf die Sprünge helfen soll. Und auch bei Langzeitbeziehungen hat die Forschung gezeigt: Für partnerschaftliche Zufriedenheit ist nicht ausschlaggebend, wie witzig man sich selbst findet. Wirklich gut funktioniert Humor als Schmiermittel romantischer Beziehungen auf Dauer nur, wenn die anderen mitlachen. Und das kann eben nicht jeder.

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