Klimaforscher schlagen einmal mehr Alarm: „Leider sind wir auf das Emissionslevel von 2019 zurückgekehrt. Wahrscheinlich werden wir es sogar überschreiten und über 80 Millionen Tonnen ausstoßen“, prognostiziert Gottfried Kirchengast, Leiter des Wegener Center für Klima und globalen Wandel an der Uni Graz. Der Trend zu weniger Emissionen war also kurzanhaltend – und fast ausschließlich den vielen Lockdowns geschuldet.
Tausende gingen deswegen am Freitag auf die Straße. Die türkis-grüne Bundesregierung und die Sozialpartner debattieren über ihren großen Wurf, die die öko-soziale Steuerreform. Was ist das überhaupt? „Im Grunde ist die Idee, dass die Güter, die viel CO2 verursachen, teurer werden – und wir dadurch auf andere umsteigen“, erklärt Klimaökonom Karl Steininger, ebenfalls vom Wegener Center an der Uni Graz. „Und dann geht es darum, was man mit den Einnahmen macht. Im einfachsten Fall könnte man sie pro Kopf in gleicher Höhe zurückgeben. So kriegen die, die wenig verbrauchen, mehr Geld. Wer ,schmutziger’ lebt, zahlt mehr.“ Sozial ist das Modell deshalb, weil Menschen mit geringerem Einkommen tendenziell weniger CO2 verbrauchen.
Die versprochene öko-soziale Steuerreform wäre wichtig, weil wir jeden Tag merken, was wie viel CO2 verursacht. Trotzdem ist sie aber nur ein Teil eines größeren Pakets, damit wir die Erderwärmung auf 1,5 Grad begrenzen.
Klimaökonom Karl Steininger
Heizen, Fahren, Fliegen werden teurer
Was genau würde bei einer solchen Reform teurer werden? Neben Treibstoff für Autos, Heizöl und -gas sowie Flugreisen wären auch Güter betroffen, bei denen indirekt CO2 entsteht, etwa durch Transportwege. „Zum Beispiel wären heimische Tomaten dann billiger als solche, die weit weg im Glashaus mit fossilen Energien erzeugt werden.“
Wie viel eine Tonne CO2 genau kosten soll, wird noch debattiert. Deutschland startet mit 25 Euro und hebt den Preis bis 2030 auf 55 Euro, andere sprechen von mindestens 100 Euro. Wird diese Reform reichen, um den Klimawandel aufzuhalten? „Sie ist wichtig, weil wir sie jeden Tag merken“, sagt Karl Steininger. „Aber sie ist nur ein Teil eines größeren Pakets.“
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