Wir kennen die Rituale vor den alljährlichen Herbst-Lohnrunden: Die Gewerkschaft fordert, dass es ordentlich „raschelt“. Die Unternehmer rechnen vor, welche Kosten gerade besonders steigen und dass zu hohe Abschlüsse die Wettbewerbsfähigkeit gefährden. Dann beginnt das Gefeilsche, den Auftakt machen die Metaller.
Eines ist in Österreich Tradition: Heraus kommt in der Regel immer ein Abschluss über der Inflationsrate. Die große Ausnahme gab es im Corona-Jahr 2020, als man sich ohne viel Tamtam auf 1,45 Prozent einigte, was im Wesentlichen der Teuerung entsprach. In anderen Ländern gab es sogar Nulllohnrunden.
Doch zu diskutieren ist jedenfalls, ob man daraus schließen kann, dass es heuer einen „Nachholbedarf“ gibt. Die Wirtschaft hat sich erholt, aber spürt natürlich die Corona-Delle noch. Um die Kaufkraft zu erhalten, haben staatliche Hilfen ihren Teil beigetragen. Für 2022 wird eine weitere Etappe der Steuerreform erwartet, die man im Börsel spüren sollte.
Bei Lohnrunden ist Augenmaß gefragt. Das letzte Wort hat ohnedies der Markt: Da alle Branchen über den Facharbeitermangel klagen, werden zwangsläufig die Löhne für Neueinstellungen steigen, die bei gefragten Berufsgruppen weit über dem Kollektivvertrag liegen.
Dass es gleichzeitig eine sechsstellige Zahl an Arbeitslosen und an offenen Stellen gibt, zeigt, dass es offenbar gewaltigen Nachholbedarf im Ausbildungsbereich gibt.
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