Frauenhass als Motiv?

Bluttat in Plymouth: Mann tötete auch Dreijährige

Ausland
13.08.2021 16:45

Eine Bluttat mit sechs Toten hat die südenglische Hafenstadt Plymouth in Schock und Trauer versetzt. Laut Polizeiangaben tötete der 22 Jahre alte mutmaßliche Schütze Jake D. zwei Männer und drei Frauen, darunter ein dreijähriges Mädchen, bevor er sich selbst erschoss. Zwei Menschen wurden schwer verletzt. Zum Motiv machten die Behörden zunächst keine Angaben, laut britischen Medienberichten könnte Frauenhass der Antrieb für die Bluttat gewesen sein.

Der mutmaßliche Täter sei demnach der sogenannten Incel-Szene zuzurechnen. Die Abkürzung stammt vom englischen Begriff „involuntary celibate“ und bezeichnet dem Wortsinn nach Männer, die unfreiwillig enthaltsam leben und Hass auf Frauen sowie auf sexuell aktive Männer entwickeln. In sozialen Netzwerken habe Jake D. entsprechende Aussagen getätigt, meldete auch die Nachrichtenagentur PA.

Ermittler untersuchen den Tatort im südenglischen Plymouth. (Bild: AP)
Ermittler untersuchen den Tatort im südenglischen Plymouth.

Berichte: Mann erschoss Mutter
Rund sechs Minuten dauerte die Tat in Plymouth: Um kurz nach 18 Uhr Ortszeit habe ein Angreifer die Tür eines Hauses im Stadtteil Keyham eingetreten und angefangen zu schießen, berichtete eine Anrainerin der BBC. Polizeichef Sawyer bestätigte später, dass Jake D. zunächst in einem Haus in einer Sackgasse eine 51 Jahre alte Frau erschossen hat. Opfer und Täter kannten sich demnach. Vermutlich waren sie verwandt - Medienberichten zufolge handelte es sich um die Mutter des Schützen, dies wollte Sawyer aber nicht bestätigen.

Draußen feuerte Jake D. weiter. Zunächst nahm er das dreijährige Mädchen und einen Verwandten des Kindes unter Beschuss und tötete beide. Die Exekutive teilte mit, der mutmaßliche Täter habe das Kleinkind und den 43 Jahren alten Verwandten erschossen, als er ein Haus verließ. Wie Medien berichteten, führte das Mädchen gerade seinen Hund aus. Anschließend verletzte der Täter einen Mann (33) und eine Frau (53) schwer. Dann floh er durch einen Park, wo er einen 59-jährigen Mann erschoss und eine 66-jährige Frau so schwer verletzte, dass sie im Krankenhaus starb. Dann tötete er sich selbst, als Polizisten auftauchten. Ob Jake D., von Beruf Kranführer, die übrigen Opfer persönlich oder vom Sehen kannte, ist noch unklar.

Spurensicherer bei der Arbeit am Tatort im Stadtteil Keyham in Plymouth (Bild: AP)
Spurensicherer bei der Arbeit am Tatort im Stadtteil Keyham in Plymouth

Polizei war innerhalb von sechs Minuten am Tatort
Die Polizei sei innerhalb von sechs Minuten nach dem ersten Notruf am frühen Donnerstagabend am Tatort erschienen, sagte Polizeichef Shaun Sawyer. Er sei sehr stolz auf seine Beamten. „Die Auswirkungen auf die lokale Gemeinde Keyham, die Stadt Plymouth und viele Gemeinden im ganzen Land, in denen Angehörige der Gestorbenen leben, werden viele Monate und Jahre lang spürbar sein“, sagte Sawyer.

„Tiefes Gefühl von Schock und Trauer“
Von „einem der dunkelsten Tage seit vielen, vielen Jahren“ sprach der Abgeordnete Johnny Mercer. Der örtliche Politiker Luke Pollard nannte die Tat in einer Videobotschaft „unaussprechlich schrecklich“. Er warnte vor Spekulationen zum Tatmotiv (siehe unten). Der Bischof von Plymouth, Mark O‘Toole, rief die Menschen zum Gebet für Opfer und Angehörige auf. Es liege ein „tiefes Gefühl von Schock und Trauer“ über der Stadt, sagte er.

Täter hatte Waffenschein
Die Bluttat sorgt auch deshalb landesweit für Entsetzen, weil Amokläufe in Großbritannien selten sind. Die Waffengesetze sind streng. Der bisher letzte Fall ist über zehn Jahre her. Im Juni 2010 erschoss ein Mann im nordwestenglischen Gebiet Cumbria zwölf Menschen und dann sich selbst. Der Täter hatte einen Waffenschein. Auch Jake D. hatte nach Angaben von Polizeichef Sawyer mindestens für das Jahr 2020 eine entsprechende Erlaubnis.

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