Box-Märchen rührt alle

Carlo Paalam: Von der Deponie zur Olympia-Medaille

04.08.2021 12:20

Carlo Paalams Box-Märchen zeigt, wie es jemand aus der völligen Hoffnungslosigkeit, vom Leben auf der Mülldeponie, zu einer olympischen Medaille schaffen kann. Der 1,63 Meter große 23-jährige Boxer steht vor dem größten Erfolg seiner Karriere. Im Halbfinale des Weltergewichts darf er morgen um den Finaleinzug boxen. Eine Medaille ist ihm schon gewiss. Im Boxen werden bei Olympia zwei Bronzemedaillen vergeben.

Carlo Paalam verbrachte seine ersten neun Jahre im Armenviertel von Barangay Carmen. In seiner Freizeit war er dort bei der Mülldeponie zu finden, wo er nach wertvolleren Gegenständen suchte. Oder nach Metall! Um die besseren Stücke musste er sich sogar mit den anderen Kindern schlagen.

Vom Park nach Tokio
Paalam wuchs in einer zerrütteten Familie unter prekären Umständen auf. Mit sieben begann er zu boxen. Bei einem dieser sogenannten Garten-Kämpfe schaute sein Nachbar zu. Er empfahl ihm, sich bei den großen Box-Kämpfen im Stadtpark zu versuchen. Die Philippinen sind ein Box-verrücktes Land. Jeden Sonntag stiegen im Stadtpark große Kämpfe. Der Sieger bekam 200 Pesos, der Verlierer 150 (3 bzw. 2,50 Euro).

Mit sieben gewann er dort seinen ersten Amateur-Kampf. Aus seinem ersten Verdienst kaufte er Reis für seine Familie. Seinem Vater verriet er jedoch nicht, wo das Geld herkommt. Kurze Zeit später wurden Scouts auf ihn aufmerksam. Das Land, in dem Fliegen- und Weltergewicht-Profi Manny Pacquiao als Nationalheld verehrt wird, fand einen neuen Rohdiamanten. 2016 nahm man ihn in den olympischen Kader auf.

Titelverteidiger geschlagen
Und jetzt schlug er im Viertelfinale den Titelverteidiger, den Usbeken Shakhobidin Zoirov, mit 4:0. Im Halbfinale kämpft er gegen den Japaner Ryomel Tanaka. Der ist schwer angeschlagen. Paalam will aber trotzdem nicht über das morgige Match sprechen. Er weiß: Nur, was er in der Hand hat, ist ihm sicher. Das vergisst er wohl nie mehr in seinem Leben.