Bezirksunterschiede

Corona-Impfung: Zähes Ringen um jedes Jaukerl

Steiermark
28.07.2021 06:30

++ Starke Unterschiede bei der Durchimpfungsrate in unseren Bezirken ++ Obersteirer haben mit Ausnahme von Liezen die höchste Impfmoral ++ Bürgermeister und Hausärzte beeinflussen Stimmung im Ort stark ++

Bruck-Mürzzuschlag, Leoben und Murau: Ausschließlich obersteirische Bezirke nehmen aktuell die Stockerlplätze in der heimischen Impfstatistik ein. Konstantes Schlusslicht sind seit Monaten die Regionen Weiz und Liezen.

Auf Gemeindeebene hat Bad Radkersburg die Nase vorne, hier wurden pro 1000 Einwohner bereits 1344 Impfdosen verimpft (Erst- und Zweitimpfung). Zum Vergleich: In Michaelerberg-Pruggern wurden als Listen-Letzter erst 749 Dosen pro 1000 Einwohner verwendet.

Warum aber sind die Unterschiede in den einzelnen Kommunen teils so groß? „In jenen Gemeinden, in denen es eine schwache Impfmoral gibt, lässt sich fast immer das selbe Muster erkennen: Wenn die Gemeindevorstände Impfskeptiker sind und auch noch die örtlichen Hausärzte das Impfen per se nicht besonders befürworten, dann spiegelt sich das auch in der Impfstatistik wider“, weiß Wolfgang Wlattnig, stellvertretender Landesamtdirektor in der Steiermark.

In Gemeinden mit hoher Durchimpfungsrate findet man ebenso Parallelen: „Wenn die Gemeinden ihren Bürgern bei der Anmeldung Hilfestellungen anbieten, über Hausärzte und Apotheken Impfaktionen organisieren, dann erzeugt das eine positive Stimmung im Ort“, weiß der Experte. „Der Bürgermeister hat Vorbildwirkung, gerade im ländlichen Bereich ist das bis heute noch so“, ergänzt Wlattnig.

Oststeirischer Hausarzt impft auch am Sonntag
Einer, der alles tut, um seinen Wohnbezirk von den hinteren Rängen endlich weiter nach vorne zu bringen, ist Michael Adomeit, niedergelassener Arzt in Birkfeld. „Mir erzählen meine Patienten ja viel. Da habe ich mitbekommen, dass einige etwa das Anmelden über die Impfplattform und das Warten auf einen Termin, der dann vielleicht genau in den Urlaub fällt, als mühsam empfinden“, erzählt der oststeirische Hausarzt.

Deshalb hat sich der 41-Jährige etwas einfallen lassen: „Ich habe zum Beispiel Jugendimpfabende für 14. August und 10. September initiiert, für die man sich nur bei mir anmelden muss. Zudem habe ich für 15. August einen freien Impftag organisiert, wo man ganz ohne Anmeldung kommen kann und den Einmal-Impfstoff Johnson&Johnson bekommt. Das ist ein Sonntag - damit kriegen auch Pendler, die unter der Woche keine Zeit haben oder gar nicht im Ort sind, die Chance auf eine Impfung.“

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Sind Gemeindevorstände Impfskeptiker und der Hausarzt ebenso eher zurückhaltend in punkto Impfungen, schlägt sich dies auf die Impfquote nieder.

Wolfgang Wlattnig, stellvertretender Landesamtdirektor

Dass niedergelassene Ärzte ab sofort selber über die Anzahl der Dosen sowie das Vakzin entscheiden können, ist eine von vielen Maßnahmen des Landes, um die Impfquote über den Sommer in die Höhe zu schrauben. „Aktuell stehen wir bei der Erstimpfung bei 58,8 Prozent - gerade bei den Jüngeren ist noch Luft nach oben“, weiß Wlattnig.

12.240 Impfungen für nur einen Prozentpunkt
Gerade auf den letzten paar Metern wird es aber jetzt besonders zäh, das Ziel, über die 60-Prozent-Marke zu kommen, zu erreichen: „Für ein Plus von nur einem Prozentpunkt müssen sich 12.240 Steirer impfen lassen“, sagt der Landes-Experte. Dass dies der einzige Ausweg aus der Misere ist, betont der Grazer Infektiologe Klaus Vander einmal mehr im Gespräch mit der „Krone“: „Nur dann hat die Delta-Variante keine Chance!“

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