Für junge Talente der volkstümlichen Musik gibt es immer seltener eine große Bühne. Die steirische Jodelkönigin Margret Almer geht mit einer Castingshow auf Talentsuche.
Jodelkönigin Margret Almer weiß aus eigener Erfahrung, welche Kraft Musikwettbewerbe haben können. Vor 30 Jahren wurde der Oststeirerin die „Krone der Volksmusik“ als beste Nachwuchssängerin verliehen. Dieser Preis hat das Leben des damaligen Laufstegmodels völlig verändert. Der einflussreiche Musikmanager Hans R. Beierlein, der auch Udo Jürgens und Florian Silbereisen groß machte, nahm sie unter seine Fittiche und sorgte für die ersten Plattenverträge und Auftritte in jeder großen TV-Show.
„Barbie“ der damals boomenden Volksmusik
Gleich dreimal durfte die „Barbie“ der damals boomenden volkstümlichen Szene beim „Grand Prix der Volksmusik“ für Österreich und Deutschland an den Start gehen. Liegt auch schon 30 Jahre zurück, doch der Erfolg von damals zeigt bis heute Wirkung.
„Ich bin noch immer gut im Geschäft“, stellt die 69-Jährige fest, die mittlerweile verwitwet im bayrischen Füssen und auf Mallorca lebt und jedes Jahr für drei Monate die Jodelkönigin in der Disney World Orlando mimt.
Das Sprungbrett fehlt
„So ein Sprungbrett für volkstümliche Musiker gibt es nicht mehr“, bedauert Almer die Eintönigkeit in der Musikbranche. „Im Radio wird nur mehr gejammert, in den TV-Shows sind immer die gleichen Gesichter zu sehen, keiner von denen singt live. Das will doch keiner mehr sehen“, ärgert sich die Sängerin, die kaum mehr Chancen für volkstümliche Musiktalente sieht.
Diesem Notstand schafft Almer nun Abhilfe. Bereits zum zweiten Mal werden beim volkstümlichen Musikwettbewerb „ASDVS“ Nachwuchsmusiker aus Österreich, Slowenien und der Schweiz gesucht. Dafür greift die Jodelkönigin tief in die eigene Tasche, doch das ist es der Verfechterin der volkstümlichen Musik auch wert. Live spielen und singen ist Pflicht, denn „bei mir geht es ehrlich und fair zu“.
Hoffen auf die Chance
Unter den teilnehmenden Künstlern ist auch Patrick Mauerhofer. Warum stellt sich der 28-jährige Leibnitzer in Zeiten von Social Media einem Nachwuchswettbewerb. „Weil ich nach der Corona-Flaute wieder von null beginnen muss und nun jede Gelegenheit am Schopf packe, um wieder wahrgenommen zu werden“, beteuert der Harmonika-Spieler.
Plötzlich berühmt dank Casting-Show
Was es heißt, über Nacht entdeckt und bekannt zu werden, davon kann Johannes Spanner aus Bad Waltersdorf ein Lied singen. Der Oststeirer wurde vor sieben Jahren bei der Puls-4-Castingshow „Das Herz für Österreich“ von den Juroren Stefanie Werger und DJ Ötzi auf den 2. Platz gewählt. „Das war der pure Wahnsinn für mich!“, erinnert sich der Sänger an das darauffolgende G’riss um seine Person. „Mit einem Schlag hatte ich einen Plattenvertrag in der Hand, landete in der Hitparade und hatte Auftritte vor Zigtausenden Menschen.“
Jederzeit würde er sich wieder einer Jury stellen und kann es Nachwuchstalenten auch nur empfehlen, „denn Instagram und Facebook sind gut, aber es braucht Zeitungen, Radio, Fernsehen und Liveauftritte, um Karrieren zu fördern, aber auch um eine fixe Größe in der Branche zu bleiben.“
Flaute der Volksmusik
Genau das vermisst Hannes Spanner in der volkstümlichen Musik-Szene: „Nicht wenige Musiker wollen und werden nach Corona aufhören, weil sie keine Zukunft mehr in dieser Musikrichtung sehen.“ Eine kleine Chance als volkstümlicher Nachwuchsmusiker von einem Millionenpublikum wahrgenommen zu werden, gibt es noch in der ARD-Sendung „Immer wieder sonntags“, in der Showmoderator Stefan Mross den Sommerhitkönig kürt.
Bislang hat es mit Markus Krois aus Lödersdorf nur ein Steirer in die Sendung geschafft. Der Aufwand und das viele Zittern haben sich gelohnt, auch wenn es schlussendlich nicht zum Finalsieg reichte. Aber: „Die Show hat mir einen Fanclub, einen vollen Terminkalender und die erste CD gebracht, sogar die Heimatgemeinde hat mich geehrt“, merkt Krois stolz an, der dieser Tage seine neue Single „Feia fongan“ auf den Markt bringt.
Das musikalische Lebenszeichen nach der langen Corona-Flaute ist ein moderner Schlager statt Volksmusik geworden, denn: „Wenn ich ganz ehrlich bin: Mit der volkstümlichen Musik kommt man derzeit nicht weiter.“
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