„Gehört uns“

Platzverbot aufgehoben: Demo auf dem Karlsplatz

Wien
06.06.2021 19:55

Heiße Beats, Alkohol in rauen Mengen und Polizisten, die das Rave-Treiben auf dem Wiener Karlsplatz „zur Sperrstund“ auflösen sollten. Wie berichtet, eine explosive Mischung. Das Ergebnis: Mehrere Verletzte und ein Platzverbot für die Nacht auf Sonntag, das frühmorgens aber wieder aufgehoben wurde. Mehrere Organisationen riefen daraufhin zur Demo auf: „Der Karlsplatz gehört uns!“

Rund 200 Menschen hatten sich am Sonntagabend vor der Karlskirche versammelt, aufgerufen hatten zu der Kundgebung mehrere Organisationen wie die Junge Linke, die Wiener Ortsgruppe der Kommunistischen Jugend Österreich sowie die Sozialistische Jugend. Die Demonstration verlief ruhig, die Polizei hielt sich im Hintergrund. Fünf Polizeibusse standen hinter der Standkundgebung.

Junge fordern Platz für sich ein
Dass der öffentliche Raum den Jungen genommen werde, wolle man nicht hinnehmen, hieß es. „Uns“ gehörten sowohl Karlsplatz als auch Donaukanal, skandierten die Teilnehmer. Mehrere Redner äußerten massive Kritik daran, dass die Bedürfnisse der jungen Menschen in der Coronaviruspandemie ignoriert worden sein. Seit Mitte März 2020 hat die Nachtgastronomie in Österreich geschlossen.

Die Polizei war in Alarmbereitschaft. (Bild: Zwefo)
Die Polizei war in Alarmbereitschaft.

Sowohl die Freizeit als auch die Freiheit der Jugend sei massiv eingeschränkt worden, um ältere und Risikogruppen nicht zu gefährden, seien sie über ein Jahr zu Hause geblieben. Die Demonstranten kündigten an, den ganzen Abend vor der Karlskirche zu bleiben. Nach den Redebeiträgen wurde Musik gespielt. Zu den Teilnehmern der Demo kamen dutzende weitere Menschen, die die Abendsonne rund um den Teich vor der Karlskirche genossen. 

Platzverbot für Kirchgänger aufgehoben
Für etwas Verwirrung hatte Sonntagfrüh die plötzliche Aufhebung der Platzsperre gesorgt. Die Erklärung: Für Anrainer und Kirchgänger müsste geöffnet werden. „Eine neue Beurteilung und Gefahreneinschätzung ergab, dass momentan keine Gefährdungen zu befürchten sind“, teilte die Exekutive mit.

Zuvor hatte es an der Maßnahme massive Kritik gegeben. Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) äußerte sich kritisch. „Das Platzverbot war weder mit mir noch mit Stadt Wien abgestimmt. Wir brauchen verantwortungsvolle Politik und Maßnahmen, die das Miteinander unterstützen. Jede Form der Polarisierung ist fehl am Platz. Gegenseitiger Respekt und Rücksichtnahme bilden dabei die Grundvoraussetzungen - auch für politische Akteure“, schrieb das Stadtoberhaupt am Sonntag auf seiner Facebook-Seite.

Krawalle in der Nacht auf Samstag
Landespolizeipräsident Gerhard Pürstl sagte, das Platzverbot sei durch „die Entwicklung der letzten Tage, in der gipfelnd in der Nacht von Freitag auf Samstag gewaltbereite ,autonome‘ Gruppen mit einem ‘harten Kern‘ von über 200 Personen polizeiliche Ordnungskräfte körperlich attackiert, mit verschiedensten Gegenständen, auch Glasflaschen, beworfen und verletzt haben“, notwendig gemacht worden.

(Bild: APA/Christopher Glanzl)

In der Nacht auf Samstag war es zu den Attacken auf Polizisten am Karlsplatz gekommen. Zahlreiche feiernde Jugendliche hatten sich im Park versammelt. Die Situation eskalierte, nachdem Menschen auf die Statuen der Kirche geklettert waren. Bei dem Einsatz wurden acht Polizisten verletzt, vier Menschen festgenommen und 67 angezeigt.

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