Traurige Marke

Corona: Bereits 10.000 Todesopfer in Österreich

Österreich
22.04.2021 06:00

Am Mittwoch waren es 9997 Corona-Todesfälle in Österreich, am Donnerstag werden es bereits mehr als 10.000 sein. Die Zahl der Todesfälle übersteigt eine traurige Grenze. Für Ethiker Ulrich Körtner stellt sich die Frage nach unserem Umgang mit Leid, Sterben und allen Betroffenen.

Die Thematik hat zwei Seiten: Einerseits, und das ist wahrlich nicht pietätlos gemeint, muss Österreich froh sein, dass ihm ein Massensterben wie in Brasilien oder Bilder wie zu Beginn der Pandemie aus Bergamo erspart geblieben sind.

Andererseits, und das ist laut Ethiker Ulrich Körtner im Bewusstsein der Bevölkerung nicht so recht angekommen, stehen hinter dieser Zahl auch mehr als 10.000 Einzelschicksale. Mütter, Väter, Geschwister, Großeltern von jemandem starben da, Verwandte, Bekannte, Freunde. Viele mussten allein etwa auf Intensivstationen sterben. Für die Hinterbliebenen, die sich teils gar nicht von ihren Lieben verabschieden konnten, blieb die Welt stehen. Davon bekommt aber das Kollektiv nichts mit.

Das Sterben als ein „schleichender Vorgang“
Sterben in Corona-Zeiten ist „ein schleichender Vorgang“, sagt Körtner, und weiter in Anlehnung an eine Aussage des deutschen Virologen Christian Drosten: „Es ist eine menschliche Katastrophe in Zeitlupe.“ Es werde zwar von Todeszahlen berichtet, die tatsächliche Bedeutung dessen aber erfuhren nur direkt Betroffene - eben „anders als etwa bei einem Flugzeugabsturz, wo uns allen der Schreck in die Glieder fährt und sozusagen Staatstrauer herrscht“.

Das ist für Körtner ein wichtiger Punkt: In der öffentlichen Diskussion rund um Corona würden Formen öffentlicher Trauer hintangestellt, es gehe um Gesundheit, Wirtschaft, Gastronomie - alles wichtige Themen, aber auch Tod und Trauer und ein entsprechender öffentlicher Umgang damit gehörten dazu. Hinterbliebene dürften nicht mit ihrer Trauer alleingelassen werden.

„Es fehlt das Bewusstsein, was Betroffene erleiden“
Es gab zwar vereinzelt Trauerveranstaltungen, zuletzt auch einen Gedenkakt mit der Staatsspitze, „aber eine an einem Wochentag, an einem Vormittag für ein paar Stunden in der Wiener Aula der Wissenschaften abgehaltene Veranstaltung, wo kurz darauf der Alltag weitergeht, hat keine langfristige Wirkung“, so Körtner.

Und nicht nur Angehörige seien mit dem Tod in der Pandemie so hart konfrontiert, sondern auch medizinisches Personal: „Die erleben seit mehr als einem Jahr immer wieder dieses Sterben, auch stärker und anders als sonst. Es fehlt das Bewusstsein dafür, was sie alles erleiden müssen.“

„Corona wird uns bleiben“
Der Tod sei in unserer Gesellschaft generell im Vergleich zu anderen Epochen stark im Hintergrund. Corona aber wird uns bleiben - so wird es laut Körtner wohl auch ein Umdenken in unserem Umgang mit Sterben und Leiden brauchen.

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Die Entwicklung generell birgt keine großen Überraschungen. Seit Ende März steigen die Todesfälle leicht bei sinkender Inzidenz.

Statistiker Erich Neuwirth zu den Zahlen über die Todesfälle

Was die Todeszahlen an sich betrifft, ist für Statistiker Erich Neuwirth vor allem die Frage interessant, warum in letzter Zeit die Todesfälle leicht steigen trotz sinkender Inzidenz - ob es zum Beispiel eine verzögerte Folgewirkung ist oder Menschen quasi „kränker“ werden und leichter sterben.

Weltweiter Rückgang bei Geburtenzahlen
Was den Tod betrifft, betrifft übrigens auch sein Gegenteil: Weltweit gingen die Geburtenzahlen in der Pandemie laut einer Studie zurück (siehe Grafik oben). Österreich weist ein durchschnittliches Minus von fünf Prozent auf.

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